Markus Ritter glaubt an die Zukunft der Milchproduktion in der Schweiz. Zusammen mit seiner Frau Barbara bewirtschaftet er den Hof Rötler am Farnsberg in Ormalingen BL. Daneben engagiert sich der Vater von drei Kindern im Verwaltungsrat der Mooh-Genossenschaft, als Vorstandsmitglied der Miba Genossenschaft, für die er auch als Verwaltungsrat der Fromagerie Miba in Develier (JU) und als Delegierter bei den Schweizer Milchproduzenten (SMP) tätig ist. Daneben ist Ritter Prüfungsexperte beim LWZ Wallierhof und in Ormalingen Gemeindebeauftragter Landwirtschaft.

Wie geht der arbeitsreiche Alltag als Milchproduzent mit so viel Einsatz zusammen? Für Markus Ritter – übrigens weder verwandt noch verschwägert mit dem gleichnamigen Präsidenten des Schweizer Bauernverbands (SBV) – ist das eine Frage der Organisation. Und darin sieht er auch den Schlüssel zum Erfolg als Milchwirtschaftsbetrieb in der heutigen Zeit. «Ich will nicht acht Stunden am Tag im Stall stehen», sagt er. Als wichtigste Stellschrauben nennt Markus Ritter Tiergesundheit, Futterqualität und rationelles und effizientes Arbeiten.

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Flexibel dank zwei Lernenden

Auf dem Hof Rötler beginnt der Arbeitstag um 4.45 Uhr im Stall. Um 6.30 Uhr bringt der Lernende jeden zweiten Tag die Milch zur Sammelstelle im Dorf. Frühstück gibt es um 7 Uhr, dann wird weitergearbeitet bis 12  Uhr. «Ziel ist es, um 18 Uhr fertig zu sein», sagt Ritter. An einem normalen Tag komme er so auf 11½ Stunden. Möglich ist das auch dank den zwei Lernenden, die auf dem Betrieb angestellt sind. «So bin ich schon flexibler, mit zwei Lernenden habe ich meistens einen, der arbeitet», sagt Ritter.

Die beiden Jungen wechseln am Morgen ab und beginnen entweder um 5.20 Uhr oder erst um 7 Uhr. Ritter ist es aber wichtig, dass die Lehrlinge auch einmal früher nach Hause dürfen, vor allem wenn es auf dem elterlichen Hof auch noch Arbeit gebe. Beide Lernenden haben auch zuhause Tiere – einer kommt von einem Milchwirtschaftsbetrieb, der andere von einem Hof mit Mutterkühen. In die Ferien geht Markus Ritter meist Anfang Januar. Im Sommer gönnt sich die Familie nur ein paar Tage in den Bergen, und das meist spontan im Bündner Ferienhaus von Bekannten. Ferien im Hotel seien schwieriger zu bewerkstelligen: Früh zu buchen, ist schwierig, wenn am Ende das Wetter den Terminplan bestimmt.

«Die Verantwortung liegt voll auf mir»

Ritter legt Wert auf gute Nachbarschaft und Kollegialität. «Im Nachbardorf hat es zwei junge Bauern, die mein Lernender anrufen kann, wenn ich nicht da bin.» Im Mai habe er an einem Morgen für den Wallierhof Prüfungen abnehmen müssen, als ihm eine Kuh vergrittet sei. «Ich musste gehen, der Lernende war allein, zum Glück konnte der Nachbar helfen». Bei aller Planung müsse in der Landwirtschaft eben auch immer mit dem Unvorhersehbaren gerechnet werden. «Die Verantwortung liegt aber immer voll auf mir», sagt Markus Ritter, selbst wenn er Aufgaben an Lernende delegiere.

Als grösste Sorge für die Zukunft sieht er die Entwicklung des Milchpreises. «Die Situation auf dem Milchmarkt ist sehr angespannt». Probleme wie den Butterberg müsse man angehen, der Markt allein könne sie aber nicht lösen. Für ihn ist klar: «Die Preise müssen stabil und auf gutem Niveau sein: Man muss wieder von der Milch leben können». Er ist überzeugt, dass die Mooh als unabhängige Produzentenorganisation die Milch dort verkaufen kann, wo die beste Wertschöpfung erzielt werden kann.

«Es ist heute anders als früher, man muss nicht alles machen wie vor 25 Jahren», ist Ritter überzeugt. Zwar gebe es Bauern, die keine Freude mehr hätten und für die der Betrieb nur noch Arbeit sei, die junge Generation sei aber motiviert. «Diejenigen, die wirklich wollen, haben auch eine Zukunft», ist er überzeugt. Natürlich gebe es auch grosse Herausforderungen wie den Klimawandel. «Aber frühere Generationen hatten ebenfalls ihre Schwierigkeiten», weiss Ritter. Heute sei es möglich, finanziell gut zu überleben, auch wenn sich die Strukturen verändert hätten. Bei aller Bereitschaft zu Strukturveränderung und Innovation sei es aber auch wichtig, die eigene Situation richtig einzuschätzen, sagt Ritter. «Investitionen sind teuer geworden», gibt er zu bedenken. Oft lohne es sich, nur punktuell zu investieren und für grössere Brocken den richtigen Moment abzuwarten. «Mit einem Anbindestall mit 20 bis 30 Kühen kann man günstig Milch produzieren».

Nicht jede Investition lohnt sich

Wichtig sei, die Investitionen richtig zu strukturieren. «Die Liquidität muss da sein», warnt Ritter. «Wenn diese fehlt, ist das eine grosse Belastung», sagt er. Im Vergleich zu anderen Betriebsformen profitierten Milchwirtschaftsbetriebe davon, dass das Milchgeld jeden Monat pünktlich komme. Dennoch bestehe immer die Gefahr, dass unvorhergesehene Ausgaben, wie etwa hohe Tierarztkosten, das Budget sprengten. Auch die Preise für Kraftfutter und Betriebsmittel wie Diesel müsse man stets im Auge behalten. Beim Strom profitiert Ritter davon, dass er in eine eigene Solaranlage mit Batteriespeicher investiert hat. «Als die Energiepreise zu steigen begannen, erwies sich das als grosser Vorteil.»

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Den Überblick behalten

Gemolken wird bei Markus Ritter im Melkstand. Am Abend ist jeweils ein Lernender an der Arbeit und am Morgen melkt er selbst. Melkroboter seien teuer – «wenn einer nur 20 Kühe im Stall hat, muss man gut rechnen, ob sich das lohnt», sagt Ritter. Anders sieht es bei Misten und Fütterung aus: Schon seit 15 Jahren arbeitet Ritter mit einem Mischwagen, vor fünf Jahren kam ein Mistroboter dazu. Die Gülle auf weiter entfernte Parzellen lässt Ritter im Lohn ausbringen, während er den Rest selbst verschlaucht.

Ihm fällt auf: Viele Bauern wissen gar nicht genau, was sie für die Milch erhalten. Es lohne sich, immer den Überblick über das Geschäftliche zu haben und sich mit diesen Aspekten zu beschäftigen.

Betriebsspiegel

Name: Markus Ritter
Ort: Ormalingen BL
Viehbestand: 75 Kühe, Aufzuchtrinder
Ackerbau: 57 ha LN, Ackerbau, 15 % Biodiversitätsförderfläche, Hochstammbäume
Personalbestand: Zwei Lernende
Ausbildung: Landwirt EFZ, HF Agrarwirtschaft Strickhof