«Ich sage das jetzt auf Deutsch, damit es in Bern auch wirklich verstanden wird», sagte Boris Beuret an der Delegiertenversammlung der Schweizer Milchproduzenten (SMP) am Mittwoch. Der Jurassier, der seit einem Jahr als SMP-Präsident amtet, fasste zusammen: «Ende 2023 konnte insgesamt mit vereinten Kräften sichergestellt werden, dass die wichtigsten Milchzulagen zu den gebundenen Bundesausgaben gezählt werden, im Agrarbudget 2024 keine Kürzungen vorgenommen werden und das wichtige Programm graslandbasierte Fütterung bis zur AP 2030 unverändert bestehen bleibt.» Oft müssten die Kräfte auch dafür eingesetzt werden, Schlimmeres zu verhindern.
Kampf ums Budget
Auch für das Budget 2025 und zur längerfristigen Sicherung der Zahlungsrahmen sowie der Kredite zugunsten der Land- und Milchwirtschaft brauche es in nächster Zeit grosse Anstrengungen und vor allem Mehrheiten. «Am besten klare Mehrheiten, und dafür werden wir alle kämpfen müssen», so Boris Beuret.
Neben viel Agrarpolitik war natürlich auch der Richtpreis ein Thema. Beuret erinnerte die Versammlung an die schwierigen Diskussionen, die die Milchbranche Ende 2023 und Anfang 2024 zu führen hatte. «Die A-Richtpreissenkung per 1. Januar haben wir als ungerechtfertigt empfunden. Wenn man gleichzeitig die überwälzten Kostensteigerungen auf Konsumentenstufe beobachtet und die Kommunikation entgegennimmt, fühlen sich viele Produzenten – nett gesagt – in einem anderen Film und unfair behandelt», erklärte der SMP-Präsident.
Stephan Hagenbuch: «Grenzschutz ist heilig»
Unterstrichen wurden seine Ausführungen in der Folge von SMP-Direktor Stephan Hagenbuch und Vizedirektor Pierre-André Pittet. Hagenbuch hielt beim Grenzschutz den Warnfinger auf. Denn dieser sei heilig, wie er meint. «Wir sind ein Exot bei der Milch», gab er schliesslich im Zusammenhang mit dem Freihandelsabkommen mit der EU beim Käse zu bedenken. Und das habe in Verbindung mit dem starken Franken entsprechende Folgen für die Milchproduktion in der Schweiz.
«Die Teuerung frisst die Verbesserung der Preise weg.»
Pierre-André Pittet, Stv. SMP-Direktor zur Teuerung
Pierre-André Pittet sprach unter anderem die Teuerung an, die auch für die Milchbauern deutlich spürbar sei. «Sie frisst die Verbesserung der Milchpreise weg», sagt er.
Die Lücke zwischen Richt- und Milchpreis schliessen
Der stellvertretende Direktor ging denn auch grafisch auf eine Thematik ein, die den Milchbauern nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen Medienberichte gerne sauer aufstösst: Nämlich, dass eine Richtpreisanpassung nicht zwingend mehr Geld in der Milchkasse bedeutet. Wie Pittet erklärte, wird seit 2019 die Lücke zwischen dem ausbezahlten Milchpreis und dem Richtpreis ausgerechnet. «Es lohnt sich, diese Lücke zu schliessen», so Pittet. Gestiegen sei die Differenz 2023 wieder, weil die A-Richtpreiserhöhung schliesslich auf dem Markt nicht überall umgesetzt werden konnte.
SMP schon bald 25-jährig
Neben Herausforderungen, die es zu meistern gilt, sind in den Reihen der SMP auch Erfolge zu feiern, beispielsweise die flächendeckende Umsetzung der Mehrwerte des «Grünen Teppichs» per Anfang 2024. «Das ist ein starkes Zeichen an die Konsumentinnen und Konsumenten, an die Gesellschaft und an die Politik», so Boris Beuret, der nach einer dreistündigen Versammlung mit Grund zur Torte einlud: Die SMP sind in diesem Jahr 25-jährig.
Marketing braucht Effort
Im Jahr 2023 sind die Käseimporte um 1,6 % (1168 Tonnen) auf 74 266 Tonnen angestiegen. Hauptimportwaren bleiben Frischkäse (43 % Marktanteil) und Weichkäse (18 %). Mehr als ein Viertel der Importe kommen aus Deutschland. In diesem Kontext wurde an der SMP DV festgehalten, dass nahezu 50 % der importierten Produkte in der Ernährungsindustrie und Gastronomie verwendet werden.
David Escher, CEO von Switzerland Cheese Marketing AG (SCM), sieht den Käsemarkt in seinen Ausführungen «vor wirtschaftlichen Herausforderungen» stehen. Stefan Loser von den Thurgauer Milchproduzenten benennt die Situation etwas anders. Ihm fehlt an den Marketingbeiträgen der Produzenten für die SCM die konkrete Kraft. «Der Vorstand soll Druck machen bei der SCM», fordert er. Zudem sei die massive Förderung der Sortenkäse wichtig, da diese Einfluss auf den Milchpreis habe.
Walter Raschle, Genossenschaft Vereinigte Milchbauern Mitte-Ost, bekräftigte das Votum seines Vorredners. «Die angespannte Lage auf dem Käsemarkt drückt auf den Milchpreis», so Raschle. Die SCM brauche es, aber es sei längst nicht so, «dass einfach alles gut läuft.» Es brauche neue Strategien und klare Massnahmen, damit die SCM besser werde.
