«Wir sind wirklich an den Meinungen der Betroffenen interessiert und froh um Rückmeldungen», sagt Martin Bossard, Leiter Politik bei der Bio Suisse.

Gleichwertigkeit drängt zu Anpassungen

Der Grund? Bio-Schweine sollen mehr Platz bekommen. Aufgrund der bilateralen Verträge und der Gleichwertigkeit der Bioprodukte auf Gesetzesstandard seien manchmal Anpassungen nötig, weiss Bossard. «Wir klären gerade mit unseren Fachleuten ab, ob wir bei der Knospe bereits auf dem geforderten Niveau sind und mit welchen Massnahmen wir die Gleichwertigkeit erhalten können», erklärt er die Situation.

Man sucht mit der Branche nach guten Lösungen

Bei Bio Suisse werden intern bis Mitte April in zwei Runden die Fachmeinungen der Betroffenen abgeholt. Vorher könne man keine Stellungnahme zu den geplanten Änderungen abgeben. Die Priorität sei, gemeinsam mit der Branche gute Lösungen zu finden

Die Bio-Schweineproduzenten sind nervös

«Wenn das kommt und man den Preis nicht anpassen kann, werden viele Betriebe aufhören oder wieder zurück ins Konventionelle wechseln.» Das sind starke Worte eines Bioschweine-Produzenten, der anonym bleiben möchte und gut in der Branche vernetzt ist.

Die Nervosität ist hoch bei den Bioschweine-Produzenten. Der Grund liegt in der aktuellen Vernehmlassung zum landwirtschaftlichen Verordnungspaket 2024. Darin steht ein brisanter Vorschlag.

Gemäss Vorschlag sollen die Flächen erhöht werden

Ab dem 1. Januar 2025 sollen Flächen für die Schweineproduktion der Bioverordnung an die EU-Norm angepasst werden. Der Zeithorizont zur Umsetzung beträgt fünf Jahre.

Je nach Schweinegattung wären die Flächen unterschiedlich stark betroffen. Abgesetzte Ferkel bräuchten zum Beispiel 25 % mehr Fläche, Remonten und Mastschweine unter 60 kg 27 % und über 60 kg 15 % mehr Fläche.

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Hier geht es zum Bericht Vernehmlassung, landwirtschaftliches Verordnungspaket

Weniger Schweine und gleich viel Arbeit

«Das wird knallhart für die Mäster. Das heisst, weniger Schweine und gleich viel Arbeit», kommentiert der Bioschweine-Produzent den Verordnungsvorschlag.

Dabei habe man in den letzten Jahren viele Fortschritte in der Bioproduktion gemacht. So habe man zum Beispiel Kratzbürsten eingeführt, Beschattungen geschaffen, biete in den Ställen Raufutter an und habe auch andere Beschäftigungen geschaffen.

Der Markt ist rückläufig, die Kosten steigen

Gleichzeitig kämpfe man bei den Bio-Schweinen mit einem rückläufigen Markt, die Mehrkosten seien in den letzten Jahren massiv gestiegen und die Futtermittel leisten weniger, wodurch sich die Mastdauer verlängert habe. Falls dann noch 2030 die geplante 100%-Biofütterung komme, wäre dies das Ende für viele Produzenten.

«Wenn das so kommt, steige ich aus»

[IMG 4] «Auf meinen Betrieb hiesse das etwa 20 %, also 35 Tiere weniger, und das bei gleicher Arbeit und weniger Einkommen», kommentiert ein weiterer Landwirt, Thomas Vetsch aus Hattenhausen TG, den Verordnungsentwurf. Vetsch bewirtschaftet einen Betrieb mit 35 Hektaren, 201 Mastsauenplätzen, 15 Bio-Weidebeef-Rindern und 2000 Legehennen.

«Ich würde wahrscheinlich aus der Mast aussteigen, wenn ich bauliche Massnahmen machen muss. Leisten könnte ich mir die Umbauten schon, aber ob sie dann wirtschaftlich sind, denke ich nicht», beschreibt Vetsch seine Situation. Auch liege sein Hof gleich am Dorfrand. Er rechne darum mit starken Einschränkungen, falls er hier bauen oder umbauen würde.

Ende März wird entschieden

Die Interessensgemeinschaft der Bio Schweine Schweiz (IGBSS) ist dementsprechend alarmiert. Mit einem verschickten Infoblatt informierte sie diese Woche ihre Mitglieder. «Wir akzeptieren die vorgeschlagene Anpassung nicht», heisst es darin. Gleichzeitig sucht sie nach alternativen Möglichkeiten, um der Verordnung entgegenzukommen. Die fehlenden Flächen könnten zum Beispiel durch mehr Tierwohlmassnahmen kompensiert werden. Die Mitglieder haben nun Zeit, Ideen und Vorschläge einzubringen. Bis am 1. Mai 2024 müssen die Vorschläge beim BLW eingereicht werden.

Abo Biolandwirt Ueli Diem aus Siegershausen ist besorgt, dass aufgrund der fehlenden Rendite viele Biomäster diesen Betriebszweig aufgeben. Bioschweinemast Bioschweinemäster schlagen Alarm Tuesday, 25. July 2023