Auf dem Bio-Schulbauernhof von Sorens vom Landwirtschaftlichen Institut Grangeneuve setzten sich im September Lehrende und Lernende mit dem Thema Milchvieh und dessen Zukunft auseinander. Rund 100 Lehrlinge bekamen die Chance sich auszutauschen und in die Bio-Landwirtschaft zu schauen. Die vorwiegend aus konventionellen Betrieben stammenden Schüler diskutieren angeregt mit den Vortragenden.

Die Idee sei gewesen, dass die Lernenden der Landwirtschaftsschule aus Grangeneuve die Komplementarität der beiden Schulbauernhöfe aufzuzeigen. Grangeneuve mit konventioneller Landwirtschaft und Sorens nach Bio-Richtlinien, so Laurent Guisolan, Leiter der Betriebe und Mitglied der Direktion von Grangeneuve.

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Bio-Richtlinien haben sich verschärft

Sah sich einmal mehr lebhaften Diskussionen gegenüber: Der Bio-Suisse-Vorstand mit Präsident Urs Brändli am Stehpult. (Bild jw) Tierhaltung Bio Suisse: Ab 2022 nur noch Schweizer Futter Wednesday, 18. April 2018 Konsens unter den Referierenden der Veranstaltung war, dass die Herausforderungen im Milchsektor die gesamte Schweizer Landwirtschaft und nicht nur Bio-Bauern betreffen würden. Die Bio-Richtlinien haben sich zu Beginn des Jahres verschärft. 100 % des Futters müsse nun aus der Schweiz stammen.

Das Blatt hat sich bereits gewendet

Phillipe Charrière, Betriebsberater des Instituts Grangeneuve, spekuliert, dass die heutigen Probleme der Bio-Landwirtschaft die zukünftigen Herausforderungen von allen Bauern in der Schweiz sein könnten.

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Aktuelle Tendenzen und Probleme würden die gesamte Landwirtschaft betreffen. Für die Bio-Bauern habe sich das Blatt bereits gedreht. Diese müssten mit dem Futter wirtschaften, welches sie auf dem Markt bekämen und kalkulieren, was sie damit an Milchleistung erreichen können.

Auf die Frage, ob Bio-Landwirtschafts-Themen obligatorisch in den Lehrplan gehören, sagt Phillipe Charrière deutlich «Nein». Aber es sei an der Zeit zusammenzuarbeiten. Wichtig sei ihm, dass die jungen Landwirte lernten, wo die Gemeinsamkeiten liegen und wo miteinander an Problemen gearbeitet werden könnte. Zudem dürfe man die gesellschaftlichen beziehungsweise globalen Bio-Tendenzen nicht ignorieren.

Druck kann nur geschlossen aufgebaut werden

Kurt Zimmermann, Direktor von Progana, einer landwirtschaftlichen Genossenschaft, die sich für die Anliegen der Westschweizer Bio-Landwirte einsetzt, meint: «Den Unterschied zwischen konventioneller und biologischer Produktion muss man aufgeben.»

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Die Landwirtschaft dürfe nicht mehr geteilt auftreten, davon würden nur alle anderen profitieren. Es sei widersinnig, dass jeder Landwirt einzelne Abnehmer-Verträge habe, so könne man nie genug Druck aufbauen, um Preise zu bekommen, die gerecht seien.

„Als konventioneller Bauer sollte ich nicht sagen: Biologisches Wirtschaften ist nicht mein Problem".

Sagt Kurt Zimmermann, Direktor von Progana, über die derzeitigen Tendenzen in der Milchwirtschaft. 

Nach dem Motto: «Wir haben das Getreide welche Konditionen könnt ihr uns anbieten», sehe er eine Lösung für die Branche. Es ginge ihm um den bestmöglichen Marktpreis. Und mit wir meine er konventionelle-, IP-Suisse- und Bio-Landwirte, denn sie sässen alle im gleichen Boot. Ausserdem fehle ihm innerhalb der Wertschöpfungskette die Kommunikation: «Auch die Bäckermeister müssen an den Verhandlungstisch kommen, um die Brotpreise zu kalkulieren», betont Zimmermann.

Eine Initiative zur Offenlegung der Margen wäre sinnvoll, aber das werde er wohl nicht mehr erleben, scherzt der Direktor. Dies liege an denjenigen, welche ihre Margen nicht offenlegen wollen. «Diese behauptet, wenn die Margentransparenz kommt, ist das der Tod der Landwirtschaft.» Warum dies propagiert werde, wisse er nicht. Das Traurige daran sei, die Landwirte würden es auch glauben, so Zimmermann.

«Die jungen Landwirte werden nicht mehr bereit sein, so viel und hart zu arbeiten wie die Generation vor ihnen, sie wollen andere Strukturen», betont der Direktor von Progana. Er gebe den Schülern mit seinem Vortrag «Reagieren auf steigende Produktionskosten» deshalb einen Anreiz, dies auch zu verwirklichen.

Eiweisslücke in der Schweizer Landwirtschaft

Abo Schweizer Knospe-Wiederkäuer dürfen in Zukunft nur noch lokal produziertes Futter fressen.(Bild hja) Bio Bio Suisse: Nur noch Schweizer Knospe-Raufutter ab 2022 Sunday, 1. March 2020 Christian Rytz, Geschäftsführer der Mühle Rytz in Biberen und Flamatt, referierte auf dem Bio-Bauernhof in Sorens über Strategien der zukünftigen Futtermittel-Zusammensetzung. «Mit den neu erhobenen Bio-Richtlinien für die Wiederkäuerfütterung steigt der Druck auf die Bio-Milchproduzenten», betont Rytz.

Nach den neuen Richtlinien müssen nicht nur 100 % des Futters aus der Schweiz stammen, auch eine Reduktion des Kraftfutters von zehn auf fünf Prozent ist ab 2022 Pflicht für alle Bio-Betriebe. «Die Reduktion des Kraftfutters tut den Bio-Betrieben weniger weh, die meisten haben diese bereits umgesetzt», wägt der Geschäftsführer ab.

Jedoch seien, vor den neuen Bio-Richtlinien, Eiweissträger fast zu 100 % importiert gewesen, deshalb müsse zukünftig in der Rationsberechnung einiges anders laufen. Um die Eiweisskomponenten im ausreichenden Masse anzubauen, seien in der Schweiz nicht genügend Flächen vorhanden.

Es bestehe bereits jetzt bei den allermeisten Rationen für Betriebe, die Industriemilch produzieren, ein mehr oder weniger starkes Eisweissmanko. Dies sei unabhängig davon, ob der Betrieb in der Tal- oder Bergzone liege.  

«Eine Holstein-Kuh in einem Bio-Betrieb geht eigentlich nicht mehr»

Sagt Christian Rytz, Geschäftsführer der Mühle Rytz, über zukünftige Anpassungen. 

«Die Futterproduktion muss optimiert werden», meint Christian Rytz. Er denke da an die Konservierung von Luzerne plus einer guten Grasmischung. Das ganzjährige Füttern von Mais sei schlichtweg nicht mehr möglich, da die Ration durch Eiweiss nicht mehr ausgeglichen werden könne.

Längerfristig müsse auch die Genetik der Kühe angepasst werden. «Eine Holstein-Kuh in einem Bio-Betrieb geht eigentlich nicht mehr», so der Futtermühlen-Geschäftsführer.

Umstellung wird schwieriger

Die Systeme Bio und Konventionell würden immer weiter auseinandergehen, so sei das Umstellen immer schwieriger, schliesst Rytz ab.

Dies war auch die Rückmeldung der jungen Bauern des Landwirtschaftlichen Institut Grangeneuve. «Den Wechsel von konventionell auf Bio kann man beinahe nicht mehr machen», sagte ein Schüler aus der Landwirtschaftsschule in Grangeneuve.

Die Schuld daran trage der grosse finanzielle und wirtschaftliche Aufwand der Umstellung in Anbetracht des zu niedrigen Milchpreises.