«Wenn Potenzial brach liegt, muss man es kultivieren. Schwächen muss man ausradieren und sich dann verbessern». Herbert Schmid fand an der AGFF-Mittellandtagung im Aargauischen Gränichen klare Worte. Dieser wirtschaftliche Gedanke sei in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, so der Futterbauberater.

Kein Jahr ist ein normales Jahr

Auf den satten Wiesen in Gränichen besprachen Andreas Lüscher, Geschäftsführer AGFF, und Meisterlandwirt Adrian Stohler mit dem Agrotechniker Robin Hasler die Wetterextreme. «Kein Jahr ist ein normales Jahr», meinte Lüscher. «Sogar innerhalb eines Jahres gibt es nasse und trockene Perioden.»

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Elastische Milchmenge wählen

Gastgeber Adrian Stohler musste diesen Frühling auf die Nässe reagieren. Seinen Hof in Olsberg AG führt er als Vollweidebetrieb. Er decke die Fütterung zu 100 % mit der Weide ab, lasse die Kühe aber nicht Vollzeit auf der Weide stehen. Mit den Umtriebweiden, die er jeden halben Tag um ein paar Meter versetzt, habe er gute Erfahrungen gemacht. Er lasse seine Kühe maximal zwei Tage auf der gleichen Weide, dann wechsle er, schildert Stohler. Der Meisterlandwirt empfiehlt zudem, Kuhrassen mit einer elastischen Milchmenge zu wählen. So bliebe die Milchleistung nicht niedrig, wenn das Futterangebot wieder besser werde.

Hoffen, dass es trocknet

«Man musste dieses Jahr manchmal etwas frech sein und kleinere Parzellen mähen, in der Hoffnung, dass diese trocknen werden» meint Agrotechniker Robin Hasler. Auf dem eigenen ÖLN-Betrieb habe er zwar den Vorteil, das Milchviehfutter mit Kunstwiesen abdecken zu können. Er führe denn auch nur Kunstwiese auf den belüfteten Heustock. Die Naturwiesen würden auf dem Feld gepresst und seien für die Rinder vorgesehen. Dadurch erziele er eine konstantere Futterqualität.

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Tief, aber auch flach

Rund 250 Teilnehmer nahmen im Rahmen der AGFF-Tagung am Postenlauf teil. Dieser bestand aus acht Posten, aufgeteilt in vier Bereiche. Ein Augenmerk lag auf dem Thema « Naturwiesen gegen Klimaextreme wappnen». Dabei wurde am Beispiel des Rohrschwingels auf die Wichtigkeit hingewiesen, auch tiefwurzelnde Gräser zu fördern. Gleichzeitig dürfen rasenbildende Gräser nicht vernachlässigt werden, um eine dichte, feste Grasnarbe zu erzielen.

Dabei sei es grundsätzlich wichtig, Weiden nicht zu übernutzen, denn bei Wetterextremen sind robuste Pflanzenbestände nötig. Um Wiesen zu erneuern, bestehen die Möglichkeiten zur Übersaat, Versamung und Neuansaat.  Um die drei Möglichkeiten anschaulich darzustellen, wurden verschiedene Testflächen angelegt, die sich direkt vergleichen liessen.

Hanglagen schonend beweiden

Weiter wurden den Teilnehmenden Inputs zur schonenden Beweidung von Hanglagen vermittelt. In dieser Geländeform bestehen demnach zwei Herausforderungen: Zum einen entstehen Trittwege und zum anderen ein Ungleichgewicht in der Verteilung der Nährstoffe.

Auf F1-Kreuzungen gesetzt

Ersteres lasse sich durch ein geschicktes Weidemanagement reduzieren, etwa, indem die Weiden nicht in grosser Länge parallel zum Hang eingeteilt werden, sondern quer zum Hang, sodass die Kühe häufiger auf- und abwärts gehen und weniger Wege treten. Dem Ungleichgewicht in der Nährstoffverteilung kann entgegengewirkt werden, indem die Kühe dort liegen und mehr Ausscheidungen produzieren, wo es flacher ist. Dazu müsse dieser Teil der Weide jedoch vorab separat eingezäunt werden. Eine gezielte Rassenwahl kann ebenfalls einen Beitrag leisten, wenn durch das geringere Gewicht der Boden zusätzlich geschont wird. Dies verdeutlicht das Beispiel der Landwirtschaftsschule Liebegg, wo man nicht auf Anguskühe, sondern auf F1-Kreuzungen zurückgreift.

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Achtung vor Nachgärungen

Auch das Weidemanagement in Bezug auf Magen-Darm-Würmer war Thema. Laut Franziska Akert von HAFL sollte die Weidedauer ungefähr zehn Tage betragen, mit einer anschliessenden Weideruhe von sechs bis sieben Wochen. Da dies meist kaum umsetzbar sei, bestehe auch die Möglichkeit einer Schnittnutzung oder der Beweidung mit einer anderen Tierart.

Riechen und «wringen»

Der Posten mit Riech- und Wringproben unterschiedlicher Grassilagen und zur Bestimmung der pH-Gehalte war besonders anschaulich gestaltet. Beeindruckt hat zudem die Angabe, dass 10 kg nasse Grassilage mit einem Rohaschegehalt von 180 g/kg TS eine Aufnahme von rund 1 kg Erde verursacht. Dies kann für die Tiergesundheit ein erhebliches Problem darstellen, was die Wichtigkeit von gutem Futter erneut verdeutlichte.

Von Maissilage-Kleinballen bis hin zu grossen Silos wurden auf dem Postenlauf viele Problemstellungen angesprochen, mit dem Ziel, jeweils individuell auf die Bedürfnisse angepasst Lösungen für eine gute Futterqualität anzudenken.

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