Abo Lange Gesichter vor dem Futtertisch. Nicht mehr alle Kühe und Landwirte sind zufrieden mit den Proteingehalten im Bio-Kraftfutter. Bio-Milchtierfütterung In der Bio-Wiederkäuerfütterung fehlt zunehmend das Protein Saturday, 30. September 2023 An der Herbst-DV von Bio-suisse" target="_blank">Bio Suisse wurden vor allem die Voten zu einer Ausnahmeregelung beim Bio-Protein für die Wiederkäuerfütterung mit Spannung erwartet. Insbesondere die Produzentenorganisationen Bio Grischun sowie Bio Ostschweiz machten sich dafür stark.

Auf fünf Jahre befristet

In Olten SO präsentierte der Vorstand seinen Vorschlag für eine Ausnahmebewilligung. Grundlage dafür waren Erkenntnisse aus einer Arbeitsgruppe, die Gespräche mit den betroffenen Kreisen (zahlreiche Gremien, Futtermühlen, Milchbranche) geführt habe. Auch eine Umfrage seitens der Produzentenorganisation Progana ist für den Vorschlag mitberücksichtigt worden.

Basierend auf den zahlreichen Rückmeldungen wurde folgender Vorschlag einer Ausnahmeregelung beantragt:

  • Für 5 Jahre soll eine befristete und mengenmässig begrenzte Ausnahmebewilligung für ausländische Eiweisskomponenten in Knospe-Qualität gelten.
  • In den ersten drei Jahren dürfen Futtermühlen 10% der Gesamtmenge des für Wiederkäuer produzierten Kraftfutters aus dem Ausland importieren.
  • In den nachfolgenden zwei Jahren wird der Prozentsatz auf 5 % reduziert.

Futtermühlen, welche also viel Kraftfutter für Wiederkäuer produzieren, dürfen gemäss Vorschlag dementsprechend auch mehr importieren.

Nochmal über Grundsätze reden

Abo Gastbeitrag Sind wir bei der Biofütterung zu weit gegangen? Oder zu schnell? Monday, 29. May 2023 Von der Produzentenorganisation wurde zu diesem Vorschlag ein Gegenvorschlag unterbreitet, den Bio Jura einreichte. Bio Jura forderte darin eine nochmalige Grundsatzdiskussion zur 100%-Schweizer Regelung, in welcher die Interessen der Bergregionen besser berücksichtig werden.

Begründet wurde dies mit:

Fehlendem Wissen: Man habe 2018 bei der Abstimmung nicht genügend Informationen zu den Auswirkungen gehabt.

Drohende negative Konsequenzen: Gemäss Umfrage der Progana überlegen sich über 30 % der befragten Milchproduzenten den Ausstieg.

Forschung: Man wolle mehr Daten sammeln und u.a. eine Studie von der HAFL durchführen lassen.

Einiges Hin und Her

Es folgte eine intensive Diskussion unter den Delegierten mit zahlreichen Pro- und Kontra-Argumenten.

Kontra:

  • Der Entscheid sei mutig gewesen und man solle dem eingeschlagenen Weg folgen. Viele Produzenten hätten ihr Hausaufgaben gemacht und man solle diese nicht abstrafen.
  • Nicht alle Bergbauern hätten Probleme, es gibt einige Kleinbauern, die bereits heute ohne Kraftfuttern bauern.

Pro:

Ruedi Vögele, MO Bio Zürich Schaffhausen: «Dieser Weg ist keine Autobahn, darauf liegen Steine, die man wegräumen muss.» Für einige seien diese Steine zu gross. Aus Fachgruppensicht schaffe man es momentan nicht, die geforderten Mengen an Eiweissen zu produzieren.

Urs Brändli: Man habe nun Infrastruktur aufgebaut für die Trocknung von Luzerne usw. Würde man jetzt vollständig wieder zurückrudern, kämen möglicherweise Regressforderungen. Daher sei der Vorschlag  des Vorstands ein gangbarer Weg.

Bio Grischun: Auch Käsereien seien betroffen – wenn Landwirte aussteigen, habe das Konsequenzen für die Käserei. Daher gelte es, die Ausnahmeregelungen anzunehmen. 

Nur sechs Stimmen unterschied

Der Antrag des Vorstandes zur Einführung von Ausnahmeregelungen wurde dank sechs Stimmen Unterschied von den versammelten Delegierten angenommen.

Antrag Vorstand: 39 Stimmen

Antrag Bio Jura: 33 Stimmen

Enthaltungen: 17

Anschliessend wurde über den Antrag vom Vorstand abgestimmt, der in der Schlussabstimmung mit 48 Ja- zu 38 Nein-Stimmen bei 6 Enthaltungen angenommen worden ist. 

Proteingehalt im Futter steigt um 3 bis 5 %

Die Entscheide von Bio-suisse" target="_blank">Bio Suisse erlauben es den Futtermühlen, Bio-Eiweisskomponenten zu importieren. Nicht erlaubt ist aber die Einfuhr von Proteinkonzentrat. Das bedeutet, dass der Proteingehalt des Bio-Mischfutters lediglich um 3 bis 5 Prozent steigen wird. Damit entlastet man zwar jene Betriebe, die mit den bisher geltenden Fütterungsvorschriften besonders Mühe hatten. Um einen wirklichen Befreiungsschlag handelt es sich bei der Ausnahmeregelung aber nicht.

Investition in Digitalisierung

Weitere Geschäfte waren u.a. das Budget fürs 2024. Hier gaben die Mehrausgaben zur Digitalisierung zu reden, welche um 67 % ansteigen. Der Vorstand argumentierte, dass man mit dem Geld eine zusätzliche Stelle in der Informatik schaffe, sowie Projekte wie Biomondo vorantreibe.

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Zielpapier zur Gleichberechtigung

Ebenfalls diskutiert wurde bei der Behandlung des Zielpapiers «Gleichstellung der Geschlechter».

Hier haben die Delegierten den entsprechenden Text noch etwas angepasst. Ursprünglich hiess es im Zielpapier, dass die Bio-suisse" target="_blank">Bio Suisse «..anerkennt die Förderung der Gleichstellung». Das Wort «Förderung» gab Anlass zu Diskussionen. Auf Antrag von Bio Aargau wurde es in «Umsetzung» abgewandelt. Mit dieser Änderung wurde das Zielpapier schliesslich von einer Mehrheit der Delegierten angenommen.

Neu 102 statt 100 Delegierte

Auch abgestimmt wurde über die definitive Aufnahme der Mitgliederorganisation (MO) Lizenznehmende. Diese war bisher provisorisch für zwei Jahre mit zwei Delegierten vertreten. Geplant war nun also die Aufnahme und gleichzeitig wieder die Reduktion der Delegiertensitze auf 100 (für die Probezeit auf 102 Sitze angehoben). Mit einer Kaskade an Abstimmungen sollte dies erreicht werden.

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Coup für Bioring Appenzellerland

Hier gelang dem Bioring Appenzellerland ein kleiner Coup. Dieser störte sich nämlich daran, dass immer mehr Delegiertensitze für Produzenten wegfallen und reichte darum den Antrag ein, die Delegiertenanzahl auf 102 Sitze anzuheben. Dieser Vorschlag wurde, zur sichtlichen Überraschung des Präsidenten sowie des Vorstands und mit einem gewissen Amüsement im Saal angenommen. 

Neue MO Lizenznehmende

Mit der Annahme hat die Bio-Suisse neu 33 Mitgliederorganisationen. Doch wer ist die MO Lizenznehmende?

Die BauernZeitung hat Ruedi Grunder, Geschäftsführer der Landi Seebachtal und Delegierter der MO Lizenznehmende dazu drei Fragen gestellt.

Wie viele Mitglieder, Firmen etc. sind Mitglied bei der MO Lizenznehmende?

Momentan haben wir 88 Mitglieder. Das ist in Anbetracht der Tatsache, dass mehr als 1000 Unternehmen Lizenznehmende sind, noch bescheiden. Es war aber in der Phase mit der provisorischen Aufnahme («Probezeit») nicht so einfach, Werbung für eine Mitgliedschaft zu machen.

Wie ist die MO strukturiert? Es wurde an der DV gesagt, dass Grosse (z. B. Emmi) mit Kleinen zusammen in der MO sind.

[IMG 4] Die Struktur ist sehr gut und damit ausgewogen. Die wenigen Grossen, welche auch einen wesentlichen Teil der Lizenzabgaben an Bio-suisse" target="_blank">Bio Suisse leisten, sind alle dabei. Dann hat es sehr viele mittlere und kleine Unternehmen. Ich vertrete zum Beispiel mit der Landi Seebachtal eine eigenständige Genossenschaft, weil wir an den Detailhandel Bioprodukte im Beerenbereich liefern. Gleichzeitig ist aber unser Mutterkonzern, die Fenaco, auch dabei.

Wie erfolgt in der MO die Meinungsbildung? Ist diese pro Kopf oder mit etwas Gewichtung nach Grösse? Wie kommt die Meinung innerhalb der MO zustande, da an der DV gesagt wurde, dass es auch schwierig sein könne, bei so einer grossen Vielfalt einen gemeinsamen Nenner zu finden?

Der Vorstand und die Delegierten, welche jeweils an den Vorstandssitzungen dabei sind, repräsentieren eine sehr grosse Vielfalt (grosse und kleine Unternehmen, Tierhaltung und Pflanzenbau, Verarbeitung/Industrie, Handel). Eine Gewichtung ist dort somit nicht notwendig und auch nicht erwünscht. Die Vielfalt betrifft auch die Mitglieder, welch sich mit Themen einbringen können. Einen gemeinsamen Nenner haben wir bisher immer gefunden.

Mit mehr Mitgliedern könnte das vielleicht schwieriger werden. Wir arbeiten aber als MO intensiv mit Bio-suisse" target="_blank">Bio Suisse zusammen, und da ist die Stossrichtung der Aktivitäten schon etwas gegeben. Nämlich die Förderung der biologischen Landwirtschaft durch die Verbreitung, den Handel und die Vermarktung von biologischen Erzeugnissen sowie die Unterstützung der Gemeinschaftsverpflegung mit Biolebensmitteln. Mit der an der DV angesprochenen Strategie 2040 (gemeint ist die Zulassung neuer Techniken etc.) öffnen sich die Themen sicher etwas. Aber auch da werden wir bezüglich der Prioritäten und der Stossrichtung einen gemeinsamen Nenner finden.

Hier finden sie Weitere Informationen (Anträge, etc.) zur Bio DV 2023