Kriege und Umweltkatastrophen waren dieses Jahr an der Tagesordnung. In solchen Zeiten bleibt einem nur noch übrig, Ruhe zu bewahren und trotz allem das Schöne zu geniessen. So reiste ich in den Oman, ein wunderschönes, gastgeberisches Land, muslimisch geprägt, aber in vielen Sachen westlich orientiert.
Regierung regte Fortschritt an
Der Tourismus zählt dort zu einer bedeutenden Einnahmequelle. Wie auch in der Schweiz arbeiten im Gastgewerbe Migranten. Sie kommen aus Nepal, Indien, Ägypten, Iran, den Philippinen usw. Fast die Hälfte der Einwohner sind Immigranten. Das ist vergleichbar mit der Schweiz, in der 40 Prozent Migranten leben. Das Essen ist vielfältig, wie bei uns.Milchprodukte, Gemüse und Früchte, nebst den einheimischen Produkten, liessen keine Wünsche offen. Da dieses Land aus 80 Prozent Wüste besteht, fragte ich mich, ob das alles importiert werden muss.
«Ich konnte mir nicht vorstellen, dass in einem so kargen Land Agrikulturen vorhanden sind. Ich wurde aber eines Besseren belehrt.»
Anna Luchsinger zu den Produtkionsbedingungen in Oman
Vor einigen Jahren hat die Regierung mehrere Initiativen gestartet, um die Produktion von Agrargütern zu fördern. Die Landwirte werden ermutigt, fortschrittliche Anbautechniken anzuwenden, und werden dabei von der Bank bis zu 100 Prozent mit Krediten unterstützt. Das Landwirtschaftsministerium gibt Kredite für Installationen von Bewässerungssystemen, für Gewächshäuser, Baumschulen, Dattelfabriken und andere Projekte.
Fünf Milchkuhfarmen schaffen 2300 Arbeitsstellen
Im Oman gibt es bis jetzt fünf Milchkuhfarmen. Die grösste, die Mazoon Dairy Company, hat in Deutschland undHolland Kühe gekauft und produziert bis 2030 eine Million Liter Milch pro Tag. Nebst der Milchproduktion entsteht eine Fabrik, die Milchprodukte herstellt. Dazu gehören eine Solar- und Biogasanlage. Das Ganze bietet 2300 Mitarbeitern eine Arbeitsstelle und soll trotz hohem Wasser- und Energieverbrauch den ökologischen Werten entsprechen.
Bei uns hat jede Person 464 m2 Acker- und 1241 m2 Wiesland für seine Ernährung zur Verfügung. Nicht gerade viel, wenn man in andere Länder schaut. Da müsste sich jeder gut überlegen, was er anpflanzen und welche Tiere er halten will, um sich selbst ernähren zu können.
Dass bei uns eine Veränderung in der Landwirtschaft ansteht, ist unausweichlich. Die verlängerte Vegetationsperiode und die wärmeren Temperaturen erfordern eine langfristige Umstellung. Würde man analog zum Oman die Landwirtschaft umstellen, könnten zehn Standorte geschaffen werden. Da würden 23'000 Menschen arbeiten. Die finanziellen Mittel kämen vollumfänglich diesen Zentren zu, inklusive der Gelder für den Zwischenhandel. Durch mehr Ressourcen von Finanzen, Arbeitern und Ideen könnte eine friedliche Koexistenz von Wirtschaft und Ökologie geschaffen werden.
Die Herausforderungen sind gross
Die Landwirte hätten es selbst in der Hand und wären weniger von der Politik und den Verbänden abhängig. Das Land könnte sinnvoller in Bezug auf die diversen Produktionsrichtungen bewirtschaftet werden. Auf alle Fälle mutet es verschwenderisch an, wenn in den geeignetsten Anbaugebieten von Getreide und Acker Mutterkühe und Schafe grasen. Die Regionen würden gestärkt und die körperliche und psychische Gesundheit könnte gefördert werden.
Es ist unbestritten, dass die Arbeitslast und die Verantwortung auf jedem Einzelnen schwer lasten. Auch in dieser Zeitung waren sie dieses Jahr ein grosses Thema. Die Komplexität der Direktzahlungen und der administrative Aufwand wären mit dem Modell aus dem Oman Geschichte und jeder Landwirt würde für die Arbeit und das Produkt gerecht entlöhnt. Ob im Sultanat oder in unserer Demokratie, die Herausforderungen in der Landwirtschaft sind schwierig.
Eine Abschottung wie auch der Ruf nach Ernährungssicherheit auf Kosten der Natur sind sinnlos. Bananen-, Ananas-, Dattel- und Kokosnussplantagen wird es bei uns auch in nächster Zeit nicht geben. Neues zu probieren, sich für eine Idee zu einsetzen, braucht Mut, aber nur so kommen wir weiter.
Zur Autorin
Anna Luchsinger ist Bäuerin und führt in Schwanden einen Biobetrieb. Sie schreibt für die Arena der BauernZeitung Ostschweiz/Zürich.



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