Der Besucherstrom an der Olma, speziell in der St. Galler-Kantonalbank-Halle, ist gewaltig. Markus Züger, Mitinhaber und Verwaltungsrat der Züger Frischkäse AG, nimmt sich am Stand des Unternehmens dennoch die Zeit, um die gegenwärtige Entwicklung am Milchmarkt zu kommentieren. Es sei ein schmaler Grat zwischen zu viel und zu wenig Milch, sagt er – und warnt vor voreiligen Entscheiden.
Wie beurteilen Sie aus Ihrer Sicht die Situation am Schweizer Milchmarkt?
Markus Züger: Die Marktdynamik wird immer schneller – und zwar schon bei Ankündigungen, wie im August bei den von der Regierung Trump verhängten Zöllen, und das schlägt direkt auf die Preise durch. Der Schweizer Milchmarkt hat im Gegensatz zur EU mit den Richtpreisen und Interventionsmechanismen eine gewisse Stabilität. Ich bezweifle aber, dass man mit dem Aufruf «Milchkühe zu schlachten» wirklich im positiven Sinne zur Preisstabilität beitragen kann. Gewiss, die Milchmenge wird etwas reduziert. Der Grat zwischen zu viel und zu wenig Milch ist aber sehr schmal. Wenn jetzt zu viele Kühe dem Schlachtviehmarkt zugeführt werden, und sich die Situation ändert, braucht es drei Jahre vom Kalb bis zur Kuh, bis man dann wieder genug melken kann.
Wo steht die Züger Frischkäse AG zurzeit?
Wir exportieren nicht in die USA – also sind wir nicht unmittelbar betroffen. Aber vor vier Wochen ist auch der Markt in Europa ins Ungleichgewicht geraten. Der Detailhandel verzichtet nicht auf die Marge. Das Nachsehen haben wir Molkereien und die Milchproduzenten. Die Schweiz ist keine abgeschottete Insel. Milchprodukte sind jederzeit überall verfügbar. Es gibt Konsumenten, die wissen wollen, vorher die Milch kommt. Der grösste Teil aber schaut auf den Preis. Wir sind im Markt zu Hause. Als Familienunternehmen wissen wir um unsere Stärken und analysieren die Entwicklung am Markt sorgfältig. Ängste haben wir keine – Angst ist sowieso ein schlechter Ratgeber.
Müssen Ihre Produzenten mit Preissenkungen rechnen?
Es ist wichtig, dass die Produzenten auch ein Marktverständnis haben. Das ist manchmal nicht so einfach für die Bauern, weil sie wenig mit dem Markt in Berührung kommen. Manchmal wäre es gut, wenn der Landwirt selbst den Wocheneinkauf machen würde und die Vielfalt in den Regalen und die Preise bei den Grossverteilern unter die Lupe nimmt. Gegenseitiges Verständnis ist eine Voraussetzung dafür, dass man gemeinsam weiterkommt.
Wie wirkt die gegenwärtige Entwicklung im Milchmarkt auf Ihre Exporttätigkeit aus?
Wir sind in den vergangenen Jahren im Export stark gewachsen und exportieren rund 50 Prozent unseres Käses. Unsere Bio-Frischkäseprodukte finden auch in Deutschland Kunden. Die Abverkäufe stimmen derzeit. Unsere Devise ist «von der Schweiz für die Schweiz produzieren.» Aber wenn wir unsere Exportchancen nutzen wollen, sind wir im Segment Biomilch auf den aktiven Veredlungsverkehr angewiesen. Unser Vorteil ist, dass wir einen direkten Draht zur Kundschaft haben. Daher sind wir auch in Messen präsent, wie an der Lebensmittelmesse Anuga in Köln oder eben auch jetzt hier an der Olma.
