Eigentlich meinte ich, das sei es jetzt gewesen mit den Frauen.» Mit diesem Satz beginnt Kurt Furter seinen E-Mail-Roman «Passwort Schmetterling». Das Buch beruht auf seinen Erfahrungen aus 15 Jahren Online-Dating. Als er sich an die Partnersuche im Web wagte, war Kurt Furter um die 40 und alleinerziehender Vater von drei Söhnen. Seine Energie reichte knapp für Beruf, Kinder und Haushalt. Ausgehen? Hobbys? Das musste warten. Online-Dating schien eine praktikable Möglichkeit, um vom Schreibtisch aus mit Frauen in Kontakt zu kommen.
In den Anfängen verpönt
«Um die Jahrtausendwende hat man sich noch geniert, wenn man im Internet einen Partner sucht», erinnert sich der Besitzer einer Druckerei in Unterseen BE. Der heute 58-Jährige machte positive Erfahrungen. Als alleinerziehender Vater kam er gut an. Er pflegte über die Jahre mit verschiedenen Frauen einen regen Mailwechsel. Einige traf er. Vereinzelt ergaben sich daraus kurze Beziehungen, aber nie eine beständige Partnerschaft.
Heute würde er die Frauen viel früher treffen, statt lange nur zu mailen. «In einen Text lässt sich alles mögliche packen, da bleibt viel Platz für Wunschträume.» Irgendwann hatte er genug. «Es war wie eine Sucht. Ich brannte darauf, zu sehen, wer sich gemeldet hat.» Kurt Furter kündigte sein Bezahl-Abo bei der Online-Partneragentur. Er behielt aber das Gratis-Profil.
Fernbeziehung? Nein danke!
Etwa zu der Zeit meldete sich Yvette Moser-Jacober (52) nach ihrer Trennung auf der Plattform an. «Ich suchte jemanden aus der Region», erinnert sich die Sekretariatsleiterin der Schule für Holzbildhauerei in Brienz und Mutter von drei erwachsenen Kindern. Die Auswahl war klein. Obwohl Kurt Furters Gratis-Profil kein Foto zeigte, schrieb sie ihn an. «Die Postleitzahl stimmte.»
Der Empfänger reagierte verhalten. Zudem durfte er als Gratis-Nutzer nur eine einzige E-Mail schreiben, ohne Angabe von Mail-Adresse oder Telefonnummer. Also packte er die Informationen verschlüsselt in einen Text. Yvette Moser-Jacober löste das Rätsel und meldete sich wieder.
Es gingen zwei, drei Mails an anonyme Adressen hin und her. Kurt Furter blieb distanziert. «Ich hatte mit dem Kapitel abgeschlossen.» Yvette Moser-Jacober nahm es gelassen. «Beim Online-Dating darf man Absagen nicht persönlich nehmen.» Dann gaben beide im Mail-Absender unbeabsichtigt ihre Namen preis und googelten sich. Daraufhin verabredeten sie sich und das änderte alles. «Wir merkten schnell, dass wir uns miteinander wohlfühlen», sagt Yvette Moser-Jacober.
Gemeinsam durch den Alltag
Seit dreieinhalb Jahren sind die beiden nun ein Paar. Seit einem Jahr wohnen sie zusammen. Sie mag seine Gemütlichkeit und sein Faible fürs Geschichtenerzählen. Ihm gefällt ihr Aussehen und dass sie eine Frau der Tat ist. Natürlich gab es am Anfang Missverständnisse. Beide lernten dabei, dass gewisse Reaktionen des Partners etwas anderes bedeuten können als in früheren Beziehungen.
Da beide gerne diskutieren, haben auch unterschiedliche politische Ansichten Platz. Gemeinsame Hobbys? Keine. Aber Kurt Furter kommt als Zuhörer zu den Jodel-Auftritten seiner Partnerin und hat «wieder gelernt, Ferien zu machen».
Beide schätzen vor allem den unspektakulären Alltag. Etwa am Samstag zusammen einkaufen und dann einen Kaffee trinken gehen. «Das geniesse ich nach all den Jahren sehr», sagt Kurt Furter.
Buchtipp
Kurt Furter
Passwort Schmetterling
Münster Verlag, 292 Seiten