Romance Scam ist für Internetbetrüger ein funktionierender Geschäftszweig. Sie setzen darauf, dass bei ihren Opfern schnell eine emotionale Abhängigkeit entsteht», sagt Chantal Billaud, Geschäftsleiterin der Schweizerischen Kriminalprävention. Die interkantonale Fachstelle mit Sitz in Bern hat kürzlich eine Broschüre zum Thema veröffentlicht.
Betrug mit fixem Muster
Das Vorgehen ist meist ähnlich: Via soziale Netzwerke oder Internet-Partnerbörsen wird zum Beispiel eine heterosexuelle Frau von einem durchschnittlich attraktiven Mann aus dem Ausland kontaktiert. Erst schmeichelt er ihr, dann behauptet er, sich unsterblich in sie verliebt zu haben. Doch kurz bevor es zu einem ersten Treffen im realen Leben kommt, gerät der Betrüger angeblich in eine unverschuldete Notlage. Daher bittet er sein Opfer um schnelle finanzielle Hilfe.
Das Spiel mit den Gefühlen
«Die Betrüger spielen bewusst mit den Gefühlen der Opfer. Nicht selten arbeiten ganze Banden mit solchen Betrugsmaschen», weiss Chantal Billaud. Die Internetprofile sind gefälscht, die Profilfotos oft geklaut. Getürkte Video-Anrufe werden von Laien oft nicht als solche erkannt.
Wie kann man sich schützen?
- Nehmen Sie auf sozialen Netzwerken keine Freundschaftsanfragen von Menschen an, die Sie nicht aus dem realen Leben kennen.
- Brechen Sie den Kontakt sofort und vollständig ab, wenn jemand Geld oder Waren von Ihnen will.
- Geben Sie keinerlei Kontodaten bekannt. Stellen Sie auf keinen Fall ihr Konto für fremde Geldüberweisungen zur Verfügung.
- Verschicken Sie keine heiklen oder intimen Fotos.
- Bestehen Sie auf ein baldiges, persönliches Treffen. So finden Sie heraus, ob es die Person im realen Leben überhaupt gibt. Verabreden Sie sich an einem öffentlichen Ort.
- Bleiben Sie bei Schmeicheleien und Liebesschwüren misstrauisch. Fernbeziehungen beginnen im echten Leben, nicht im Internet.
- Bei Unsicherheit oder wenn Sie bereits Opfer eines Betrugs geworden sind: Kontaktieren Sie die Polizei oder die Schweizerische Kriminalprävention.
- Lassen Sie sich nicht einschüchtern, wenn der Betrüger droht, er käme bei einer Anzeige zu Ihnen nach Hause. Chantal Billaud: «Auch das ist nur ein Manipulationsversuch der international tätigen Internetgauner.»
Weitere Informationen:
Mehr Informationen und die Broschüre
«Romance Scam» finden sich auf der Website der Schweizerischen Kriminalprävention.
www.skppsc.ch
Online-Dating-Begriffe
Ghosting
Wenn der Mail-Kontakt mit einer Person plötzlich abbricht. Wochenlang hat man sich geschrieben
und geflirtet – und plötzlich totale Funkstille, ohne jegliche Erklärung. Das Gegenüber ist zum «Ghost» geworden, zu einem Geist.
Zombieing
Man stelle sich vor, ein Mann hat eine Frau «geghostet». Jetzt meldet er sich nach Monaten plötzlich wieder und tut so, als wäre nichts geschehen. Das ist «zombieing», er ist quasi wie ein Zombie von den Toten wieder auferstanden.
Caspering
Caspering ist stilvolles und höfliches Schluss-Machen beim Online-Dating. Man erklärt dem anderen freundlich, wertschätzend und offen, dass man den Kontakt abbrechen will. Zum Beispiel, weil es nicht gefunkt hat oder weil man gemerkt hat, dass man noch nicht bereit ist für eine Beziehung. Caspering nennt sich das Ganze in Anlehnung an den freundlichen Comic-Geist Casper.