«Nein, rentabel ist die Mutter-Kalb-Haltung auch bei uns nicht», betont Andreas Schneider. Er ist einer der Pioniere, der aus Überzeugung die Kälber bei den Milchkühen saugen liess. Seinen Betrieb stellte er auf Bio und später auf Demeter um.
Seit 2006 Hinterwälder
Über dem bernischen Walkringen klebt Schneiders Betrieb am Hang. So kam er 2006 auf den kleinen, leichten Hinterwälder, um die steilen Weiden zu nutzen. Zutraulich kommen die 20 Kühe und der Stier beim Besuch herbei. Im Schlepptau haben sie ein paar kleine Kälber, die etwas grösseren hüpfen im angrenzenden Heufeld herum. Andreas Schneider lacht über den Übermut und die Lebensfreude seiner Tiere: «Die Hinterwälder sind eine sehr urtümliche Rasse, robust in der Haltung und genügsam in der Fütterung. Meine Tiere fressen ausschliesslich Gras und Heu von unseren Feldern».
So passen sie zu seinem Betrieb. Als er sich mit der Homöopathie befasst habe, habe er für sich entschieden, er wolle eine Kuhrasse, die nicht einmal das brauche – und dank Muka sind auch seine Kälber kerngesund.
Gefragte Zuchttiere
Auf die Frage, warum er denn seine Tiere überhaupt noch melke und nicht einfach Mutterkühe halte, zögert Schneider nur kurz: «Weil ich gerne melke, aber alleine aus finanziellen Überlegungen würde es sich nicht lohnen», betont er.
Schneider kann weder Milch noch Fleisch in separate Kanäle vermarkten. Mit Demeter und Muka ist er hier im Emmental weitgehend alleine und produziert nur kleine Mengen. Seine Milch liefert er jeden zweiten Tag in die Käserei nach Worb. Im Moment sind es rund 200 Liter pro Fahrt. Gut 3000 Liter Milch geben die Hinterwälder pro Laktation.
Solange die Kälber saugen, gehört der Grossteil der Milch ihnen. Mit rund zwei Monaten setzt Schneider die Kälber ab und tränkt sie ab dann mit dem Schoppen. Die Muni gehen in die konventionelle Kälbermast. Den Grossteil verkauft er allerdings in die Zucht. Seine halfterführigen, zutraulichen Kühe sind gefragt und so verkauft er pro Jahr rund 15 Zuchttiere.
Lebensqualität ist wichtig
Auf dem Hof bilden Schneiders Lehrlinge aus und bieten Arbeitsplätze für beeinträchtigte Menschen an. Daher kann er die Arbeit auf viele Hände verteilen und auch dafür ist die Milchviehhaltung von Vorteil. Das gängige «höher, schneller, besser» steht hier nicht an erster Stelle. Dem Paar ist es wichtig, den Hof im Einklang mit der Natur zu bewirtschaften und dies auch den Menschen, die mit ihnen arbeiten, zu vermitteln.
Bald wird ihr Sohn den Betrieb übernehmen. Ob dieser dann noch melken wird, das will Andreas Schneider ihm überlassen. Lebensqualität wird hier grossgeschrieben. Doch Schneider weiss, er produziert hier genau das, was einige Konsumenten möchten – und doch wäre es nach der Vermarktung fast unbezahlbar. Schneider zuckt ratlos mit den Schultern: «Man darf wohl nicht immer alles nach dem Geld rechnen.»
