Brauchtum und Tradition werden hierzulande immer noch grossgeschrieben. Dazu gehört auch das Tragen von Tracht. Fast überall gibt es Werktags- und Festtagstrachten. Das Tragen der speziellen Gewänder, die von Kanton zu Kanton und oft auch von Region zu Region unterschiedlicher nicht sein könnten, ist jedoch aus dem normalen Arbeitsalltag verschwunden. Heutzutage werden Trachten meist an traditionellen Anlässen wie Jodlerfesten, Schwingfesten oder Umzügen angezogen. Bei Landfrauen- und Bäuerinnenanlässen tragen nur noch einige wenige Frauen ihre Tracht.

Die Auswahl an Männertrachten

Wer im Internet zum Thema Trachten stöbert, kann etwa lesen: «Wer sich mit einer Tracht auskennt, kann an ihr ablesen, woher die Trägerin kommt, ob sie verheiratet, verwitwet, verlobt ist, in welchen wirtschaftlichen Verhältnissen sie lebt und welche Stellung sie in der Gesellschaft einnimmt.» Aber nicht nur Frauen tragen Tracht. Auch für Männer kennen die Kantone unterschiedliche Modelle. Als Abschluss unserer Trachtenserie  stellen wir eine Auswahl vor.

Dossier Dossier Schweizer Trachten Thursday, 29. December 2022 Trachtenserie

In einer losen Aufeinanderfolge haben wir Trachtenschneiderinnen und Frauentrachten aus den Kantonen Bern, Freiburg, Solothurn und Basel-Landschaft vorgestellt. Heute, im fünften und letzten Teil, stellen wir von jedem der genannten Kantone eine Männertracht vor.

 


[IMG 5] Der Bredzon

Der Bredzon aus dem Kanton Freiburg ist das männliche Pendant zur Dzaquillon, die in einer vorherigen Ausgabe vorgestellt wurde. Der Bredzon gilt als Chüejertracht, ist also eine Arbeitertracht. Das weisse, langärmlige Hemd aus Baumwolle wird bis zum Ellbogen zurückgekrempelt. Die Hose ist gerade geschnitten und besteht aus dunkelblauem, fein weiss gestriemtem Zwilch. Das Gilet besteht aus demselben Stoff. Es hat Puffärmel und vorne zwei kleine Taschen. Als diese Tracht noch zum Melken getragen wurde, konnte das Hemd unter die Puffärmel gestopft werden, damit es nicht schmutzig wurde.

Das Edelweiss ist die Unterschrift der Schneiderin

Der Randabschluss wird mit weissem Zierstich von Hand gefertigt. Den Kragen ziert auf beiden Seiten ein Edelweiss. Dieses ist die Unterschrift der Schneiderin, da jede Freiburger Trachtenschneiderin ihr Edelweiss anders stickt. Das Käppi besteht aus geflochtenem Stroh. Eingefasst ist es mit schwarzem Samt, obenauf wird ein schwarzes Seidenpompon, der Tschumel, befestigt. Das Strohatelier in Rechthalten stellt das Grundgerüst des Käppis her, die Samteinfassung wird von der Schneiderin gemacht.

Nur ein Stoff kommt infrage

Schwarze Bändelschuhe ohne Schnalle gehören zum Bredzon dazu. Ein Täschli aus Leder, das von einem Sattler gefertigt ist, wird mitgetragen. Im Patois-Dialekt wird es Loyi genannt. Darin wurde das Salz für die Kühe mitgetragen. Der Bredzon, das traditionelle Sennenkleid, gilt als Symbol der Region Greyerz, Veveyse und Glâne und der Landwirtschaft. Für den Bredzon kommt nur der eine dunkelblaue Stoff infrage. Vor einigen Jahren erhielt man nicht mehr die gleiche Stoffqualität und der Stoff begann sich, wenn er starkem Sonnenlicht und Schweiss ausgesetzt war, rot zu verfärben. Die Freiburger Trachtenkommission machte sich auf die mühevolle Suche nach einer Alternative und wurden in Frankreich fündig. Eigens wurde zur Beibehaltung dieses Stoffes ein Verein gegründet und ein Exklusivvertrag ausgearbeitet. Die Weberei produziert nun diesen lichtechten Stoff mit Qualitätssiegel.

 


Im Schwarzbubenland daheim[IMG 4]

Die Männertracht Schwarzbubenland aus dem Kanton Solothurn wird in den Bezirken Dorneck und Thierstein getragen.

Die Kniebundhose besteht aus Wolle und ist schwarz. Der Gehrock, ebenfalls aus Wolle, ist auch schwarz, knielang, mit einem Revers und wird offen getragen.

Das Gilet besteht aus Bildstreifenseide. Es ist längsgestreift und kann rot, blau und grün sein.

Das Hemd aus Halbleinen ist immer weiss, hat einen aufgestellten Kragen und weite Ärmel.

Eine schwarze Halsschleife aus Chiffonseide und ein Filzhut mit auffällig breitem, flachem Rand komplettiert die Männertracht.

 


[IMG 3]Die Männerfesttracht aus dem Baselbiet 

Die Männerfesttracht aus dem Kanton Basel-Landschaft ist schlicht und aus schwarzem Wollstoff gefertigt. Die lange Hose darf nicht zu eng sein. Der ebenfalls schwarze Kittel wird einreihig mit schwarzen Stoffknöpfen geschlossen. Auch am Ärmel sind drei kleine Stoffknöpfe angebracht. Das weisse Baumwollhemd wird mit einem klassischen Kragen getragen. Doppelmanschetten werden mit Silberfiligranknöpfen geschlossen, einfachen Manschetten mit Perlmuttknöpfen.

Das Gilet besteht aus bannerrotem Wollstoff. Es wird mit sechs patinierten Silberfiligranknöpfen geschlossen. Zudem kann zum Gilet eine Taschenuhr mit silberner Kette getragen werden. Speziell ist das schwarze Trachtenlätschli, die Baselbieter Masche. Das hat kein anderer Kanton. Zur Hochzeit oder im Trauerfall kann das Gilet durch ein schwarzgemustertes seidenes ersetzt werden. Mann trägt auf dem Kopf einen schwarzen Filzhut, einen sogenannten Baslerhut. Weisse Socken aus Wolle oder Baumwolle ohne Lochmuster und ein Trachten- oder klassischer Lederhalbschuh mit einer glatten silberfarbenen Schnalle vervollständigen diese Tracht.

Ein Herrenschneider aus Münchenstein fertigt die Männertracht. Bei ihm ist keine Nachfolge in Sicht.

 


Der Fäckenrock kommt aus dem Kanton Bern[IMG 2]

Wer an Männertrachten aus dem Kanton Bern denkt, dem kommt wohl am ehesten der Mutz oder die Burgunderbluse in den Sinn. Doch es gibt auch den Fäckenrock. Zu diesem gehören ein schwarzer Filzhut, ein weisses Hemd mit Jodlerknopf (Krawatte) oder Masche sowie schwarze Schuhe, heisst es bei der Bernischen Trachtenvereinigung.

Der Anzug wird aus elbem Berntuch oder braunem oder schwarzem Wollstoff angefertigt. Veston und Gilet enden knapp unter der Taille. Das Vestonrückenteil ist länger als das Vorderteil. Auf Taillenhöhe ist links und rechts je ein Knopf angenäht. Der Manschettenärmelabschluss mit drei Knöpfen auf jeder Seite ist auf Höhe des Vestonrückteils. Veston und Gilet sind schwarz verbändelt.