Ob Übernachten im Stroh, ein Hofladen mit speziellem Angebot oder ein Gemüse-Abo: Über Social Media können die hofeigenen Angebote zusätzlich vermarktet werden. Dabei geht es vor allem darum, die Reichweite auszudehnen, das heisst, immer wieder neue Leute zu finden, die am Angebot interessiert sind.

Es kostet zwar etwas Zeit, aber eine Hexerei ist es nicht. Alisha Hugelshofer, Projektleiterin Social Media & Visual Design bei Swissmilk, gab dazu einen Online-Kurs, organisiert vom Landwirtschaftlichen Informationsdienst (LID). Die BauernZeitung war dabei.

Die passende Plattform auswählen

Zunächst stellt sich die Frage, auf welche Plattform man setzen soll. Generell gilt: Dort wo sich die potenzielle Kundschaft aufhält, schreibt das LID. Am beliebtesten sind in der Schweiz YouTube mit zirka 4,5 Millionen Nutzer(innen), Facebook mit zirka 3,5 Millionen Nutzer(innen) und Instagram mit zirka 2,7 Millionen Nutzer(innen). 

Dass YouTube an erster Stelle steht, überrascht nicht. «Video ist momentan King, alle möchten nur noch Videos haben», sagt Alisha Hugelshofer. Doch erreicht man auch über YouTube am meisten Leute? Es komme auf die Zielgruppe, also die potenziellen Kundinnen und Kunden, an, sagt Hugelshofer. Am meisten Leute erreiche man über Facebook und Instagram, sagt sie. 

Twitter empfiehlt sich indes für die Vermarktung der Hofprodukte eher nicht. Es dient in erster Linie für den Austausch über politische Themen, wobei News im Vordergrund stehen. Ausserdem steht Twitter mit nicht einmal 1 Million Nutzenden in der Schweiz in der Beliebtheitsskala nach Linked-In, Tik-Tok, Snapchat und Pinterest, Tendenz sinkend.

Geht es um die Suche nach neuen Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter, beispielsweise Praktikantinnen, kann unter Umständen Linked-In weiterhelfen, ein Soziales Netzwerk für berufliche Kontakte, sagt Alicia Hugelshofer. Wer dagegen besonders junge Menschen ansprechen möchte, liegt mit Tik-Tok goldrichtig, denn die meisten Nutzer(innen) sind zwischen 13 und 24 Jahre alt.

Die Möglichkeiten nutzen

Auf Facebook sind Themen rund um die Landwirtschaft beliebt, sagt Alisha Hugelshofer. Die Plattform verfügt über einige Funktionen, von denen Landwirtinnen oder Landwirte für die Vermarktung ihres Hofangebots profitieren können.

So können Veranstaltungen gepostet werden, um damit zum Beispiel auf ein Hoffest oder eine Hofladen-Einweihung aufmerksam zu machen. Es ist auch möglich, Gruppen zu gründen. Das lohnt sich, denn somit können die Stammkundinnen und Stammkunden direkt erreicht werden, wenn beispielsweise der nächste Fleischverkauf ansteht.

Facebook verfügt ausserdem über eine interessante Möglichkeit, Produkte zu vermarkten, nämlich den Facebook-Marketplace (Marktplatz). Darüber können im Stil von Kleinanzeigen Produkte beworben werden. Das kann nützlich für potenzielle Kundinnen und Kunden sein, denn es ermöglicht eine Übersicht über das aktuelle Angebot auf dem Hof. Der Marketplace ist kostenlos, das heisst, es werden pro verkauftes Produkt keine Gebühren abgezogen.

Ob Facebook weiter hoch im Kurs stehen wird, ist unklar. Die Zukunft von Social Media sieht Alisha Hugelshofer auf den Plattformen Instagram für Fotos und auf Tik-Tok für Videos.

Hashtags richtig auswählen

Bei Instagram läuft alles über die Ästhetik: «Die Gestaltung ist das A und O, alles muss schön daherkommen», sagt Alisha Hugelshofer über die drittbeliebteste Social-Media-Plattform der Schweiz. Dort verfügt jeder Beitrag über sogenannte «Hashtags» (#), der das Hauptthema des Beitrags bezeichnet.

Besonders zu beachten ist die Auswahl der Hashtags. Am besten sei ein Hashtag mit 5000 bis 10'000 Einträgen und 15 bis 20 Hashtags pro Beitrag, sagt Hugelshofer. Emojis im Hashtag empfiehlt sie nicht, «das sucht niemand». Wobei aber durchaus mal etwas Neues ausprobiert werden könne, wägt sie ab. Um die Reichweite bei Instagramm zu erhöhen, empfiehlt sie, Personen zu markieren.

Rechtschreibeprüfung aktivieren

Ausserdem wichtig auf Instagramm, aber auch auf Facebook: Fehlerfreie Texte. Alisha Hugelshofer hat hier einen ganz konkreten Trick, um Rechtschreibefehler zu vermeiden. Sie empfiehlt, die Texte im Textbearbeitungsprogramm «Word» zu schreiben, das über eine Rechtschreibeprüfung verfügt. So lassen sich peinliche Fehler vermeiden.

Die Texte sollten ausserdem kurz und prägnant sein und die Leserinnen und Leser direkt ansprechen, zum Beispiel mit Sätzen wie «Willst du frische Tomaten?». Ebenfalls müsse es eine gewisse Einheitlichkeit in den Texten geben. So zum Beispiel, wenn es ums Duzen oder Siezen geht: Entweder das eine oder das andere, aber nicht beides mischen.

Website oder Social Media?

Abo Christine und Markus Gilli liessen ihre Website von einer Agentur machen. Es kann aber auch selbst daran getüftelt werden. Website So erreichen Sie als Landwirt(in) mit einer Website ihre Kundinnen auch online Thursday, 29. December 2022 Es fragt sich schlussendlich auch, ob man für die Online-Vermarktung auf eine Website oder auf Social Media setzen soll. Kurze Antwort: Die Website als Basis nutzen und mit Posts auf Social Media ergänzen.

Die allerwichtigste Grundlage, um in Social Media erfolgreich zu sein, sei die eigene Website, schreibt auch Jutta Zeisset im Buch «Social Media für Landwirte». Ein Social-Media-Post solle nicht auf Facebook & Co. enden, sondern auf der eigenen Webseite. Das macht Sinn, denn dort finden potenzielle Kundinnen und Kunden alle Infos über den Betrieb. So könnten sie mehr über die Philosophie dahinter erfahren und einen Eindruck davon erhalten, ob das Angebot passt.

So macht es auch Christine Gilli, Betriebsleiterin in Triengen LU. Sie nutzt Whatsapp und Facebook, um Kundinnen und Kunden auf die Website zu locken. Wenn sie zum Beispiel einen Whatsapp-Status mit der Website macht, merkt sie jeweils, dass die Besucherzahl steigt. Auf Facebook verlinkt sie manchmal Blogeinträge, die sie auf der Website veröffentlicht, mit der Bemerkung «Mehr Infos finden Sie auf der Website». Auch dies funktioniere gut, sagt Christine Gilli.

[IMG 2]

Sieben Tipps und Tricks der Expertin

Zum Schluss gab Alisha Hugelshofer kurz und knapp weitere Tipps, wie Landwirtinnen und Landwirte auf Social-Media erfolgreich sein können:

  1. Die Konkurrenz beobachten: Was macht sie und wie reagiert die Zielgruppe auf die Posts?
  2. Bei Kommentaren und Fragen spätestens einen Tag später antworten. Und: auf alle Kommentare antworten.
  3. Die Interaktionen mit der Community sind sehr wichtig! So können zum Beispiel Umfragen dabei helfen, mehr über die Bedürfnisse der Follower zu erfahren.
  4. Sich gegenseitig unterstützen ist sinnvoll. Das bedeutet z. B. Reposten, Kommentieren und «liken» bei anderen.
  5. Emotionen und Authentizität rüberbringen! Es ist gut, wenn die Menschen merken, wenn man mit vollem Herzen dabei ist.
  6. Regelmässig etwas veröffentlichen, das heisst mindestens jede Woche einen Post.
  7. Abwechslung in die Posts reinbringen.

Hier finden Sie mehr Informationen:

Im Buch «Social Media für Landwirte – Facebook, Snapchat & Co.» vermitteln die Autoren Jutta Zeisset und Thomas Fabry alles Wisssenswerte über die tägliche Praxis mit Social Media. Dabei kommen auch in Social Media aktive Landwirtinnen und Landwirte zu Wort. In Interviews berichten sie von ihren Erfahrungen mit verschiedenen Plattformen. Im Buchhandel erhältlich.

Auf der Website des Landwirtschaftliche Informationsdienst (LID) befindet sich eine Themenseite zu Social Media. Dort finden Sie die wichtigsten Infos mit Tipps und Tricks und einem Glossar, sowie die wichtigsten Social-Media-Plattformen auf einen Blick.