Säen, füttern, melken – und posten: Der Instagram-Kanal @schweizer.bauern des Schweizer Bauernverbandes (SBV) ist seit Kurzem für ein Jahr fest in der Hand von 18 Lernenden aus der Landwirtschaft. Junge sympathische, authentische Menschen aus der Branche zu nutzen, um Konsument(innen) zu erreichen, macht aus diversen Gründen Sinn.
72 Prozent nutzen gelegentlich Social Media
Zum Beispiel deshalb: In der Schweiz nutzen 4,8 Millionen Personen (72 % der Bevölkerung) mindestens gelegentlich eine Social-Media-Plattform, wie der «Digimonitor 2023» zeigt. Hinter der repräsentativen Studie zur Schweizer Mediennutzung steht die Interessengemeinschaft elektronische Medien (IGEM).
Die Hälfte dieser 72 % folgt Influencer(innen), wobei die Mehrheit unter 40 Jahre alt ist. Auffallend: Unter diesen Follower(innen) sind kaum Personen mit einem Interesse für Politik. Leicht an Bedeutung gewinnt Social Shopping: 890 000 Personen (13 %) kaufen mindestens gelegentlich etwas direkt aus einem Social-Media-Beitrag, darunter vor allem Menschen zwischen 30 und 40 Jahren.
Instagram am beliebtesten
Auch dass der SBV die Lernenden ausgerechnet seinen Instagram-Kanal bespielen lässt, hat einen guten Grund: Instagram legte im Vergleich zum Vorjahr um 150 000 User(innen) zu und ist neu die beliebteste Social-Media-Plattform der Schweiz mit 2,9 Millionen Nutzer(innen) (42,2 % der Bevölkerung).
Facebook verliert hingegen 180 000 User(innen) und kommt nur noch auf 2,8 Millionen (41,7 %). Dahinter folgen Linkedin mit 2 Millionen (29 %), Pinterest mit 1,5 Millionen (21 %) und Snapchat mit 1,2 Millionen (17 %). Tiktok wächst leicht und erreicht 1,1 Millionen (16 %). X (ehemals Twitter) verzeichnet nach einem geringen Verlust 740 000 User(innen) (11 %).
Bei Be Real am jüngsten
Interessant ist sicher auch der Altersdurchschnitt der Nutzer(innen) auf den unterschiedlichen Plattformen, der stark variiert: Die 290 000 User(innen) von Be Real (4 %) sind mit durchschnittlich 21 Jahren am jüngsten. Jene von Snapchat sind im Schnitt 24 Jahre und jene von Tiktok 27 Jahre alt. Bei Facebook und dem beruflichen Netzwerk Linkedin liegt der Altersdurchschnitt hingegen bei 46 Jahren. Es lässt sich also bereits abschätzen, welche sozialen Netzwerke immer beliebter werden und welche sich auf dem absteigenden Ast befinden.
Chat GPT wird fleissig ausprobiert
Übrigens, der veritable Hype rund um Chat GPT spiegelt sich auch in der Nutzung. Das Tool wurde quasi über Nacht beliebt. Der mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) betriebene Chatbot hat in der Schweiz bereits über 1 Million User(innen) (15 % der Bevölkerung). 680 000 davon sind Männer und 360 000 Frauen. Knapp die Hälfte aller Personen in Ausbildung nutzen Chat GPT. Das Durchschnittsalter liegt bei 28 Jahren.
Videos weiterhin beliebt
Weiterhin wichtig bleibt das bewegte Bild. 4,3 Millionen Nutzer(innen) in der Schweiz schauen täglich bis gelegentlich auf Youtube vorbei. Kurzvideoformate wie Instagram Reels oder Youtube Shorts haben Hochkonjunktur. Nur ein Viertel aller Social-Media-Konsument(innen) schaut gemäss einer Studie der Digitalagentur Xeit keine Clips.
Was heisst das nun, soll jeder Bauer das Smartphone zücken und seine Feldarbeiten auf Social Media posten? Ist es nötig, dass man als Bäuerin das selbst gebackene Brot ins Internet stellt? Müssen die Bauernfamilien zu Farmfluencern werden? Nein, nicht zwingend und sicher nicht alle, aber es lässt sich nicht wegdiskutieren, dass die sozialen Netzwerke als Kommunikationskanal immer wichtiger werden.
Bei der Direktvermarktung hilfreich
Viele Direktvermarkter(innen) haben längst gemerkt, dass Social Media beim Verkauf ihrer Produkte hilfreich sein kann, um sichtbarer zu werden und mehr Kunden anzulocken. Wichtig ist dabei, regelmässig zu posten und bei den Inhalten eine gewisse Sorgfalt an den Tag zu legen. Schöne Bilder machen viel aus.
Auch bei der Kommunikation darüber, was die Landwirtschaft so tut und um den Stadt-Land-Graben ansatzweise zu überwinden, sind authentische, gut gemachte Inhalte auf Social Media sicher ein gutes Mittel. So sind Inhalte von Bauernfamilien selbst vermutlich ansprechender als solche von Firmen oder Verbänden – authentischer sind sie auf jeden Fall.
Sollte auch noch Spass machen
Wichtig ist, nicht zu vergessen, dass regelmässiges Posten Zeit braucht – und bestenfalls auch noch Spass machen sollte, statt Stress zu bedeuten. Man kann sich als Laie auch Hilfe holen und einen Social-Media-Kurs besuchen.
