«Mit dem Wunsch nach einer eigenen Website sind gros­se Erwartungen verknüpft. Was diese jedoch alles beinhalten soll, darüber herrscht allerdings häufig Unklarheit», stellte Oliver Fehr fest. Der Geschäftsführer der St. Galler Werbeagentur Kernbrand war an den ersten Ostschweizer Agro­tourismus-Stamm in Goss­au eingeladen worden, um darüber zu referieren, was ein erfolg­reicher Internetauftritt ausmacht. Der Anlass wurde vom Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen (LZSG) organisiert und fand im Eventlokal «Hofstadl» auf dem Betrieb von Christoph Koch statt. 

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Über die eigenen Ziele klar werden

«Eine Website sollte gut geplant werden», so Oliver Fehr. Das bedeutet laut dem Werbefachmann, zuerst die Absichten zu definieren. So stellen sich folgende Fragen: Welche Zielgruppe will man ansprechen, was ist deren Alter, Geschlecht, Einzugsgebiet, Sprache? Welche Wünsche und Interessen hat die Kundschaft? Wie soll der Webauftritt wirken, so etwa kompetent, sympathisch, nachhaltig? 

Um sich dessen bewusst zu machen, empfiehlt es sich, Adjektive aufzulisten und Präferenzen zu setzen. Auch geht es zu Beginn darum, sich über den Zweck der Website klar zu werden. Beispielsweise, ob man damit die Kompetenzen des Betriebs und seine Philosophie (z. B. nachhaltig, saisonal) zeigen will, um neue Kunden zu generieren und den Umsatz zu steigern. Fehr empfiehlt auch, alles auszulegen, was bereits vorhanden ist, beispielsweise Texte, Fotos oder ein Logo. Was fehlt, kann nun ergänzt werden. 

Die Überschriften sollen knackig sein

Besonders wichtig, so Oliver Fehr, ist der Inhalt: «Der Content ist das Kernstück. Gefragt sind gut geschriebene Geschichten.» Im Zentrum stünden Menschen, Tiere, Produkte, Dienstleistungen, auch der Standort. «Je authentischer, desto interessanter wird es für die Websitebesucher.» Die Texte sollten mit knackigen Überschriften versehen und spannend, informativ, hilfreich, kurz und bündig sein. Dabei dürfe auch die Rechtschreibung nicht vernachlässigt werden. 

Auch Bilder sind ein grundlegender Bestandteil der Website. Sie wirken einladend, machen neugierig und wecken Emotionen. Mit passenden Fotos, welche Menschen, Tiere, den Betrieb und die Produkte zeigen, lassen sich die Texte abrunden. Besonders viel Aufmerksamkeit ist mit Videos zu erreichen.

Eine verschachtelte Hierarchie ist unübersichtlich

Ein weiteres Augenmerk gilt laut Oliver Fehr dem Design: Der Webauftritt soll gut lesbar und visuell ansprechend sein. Entscheidend ist auch die Übersichtlichkeit. Damit die Besu­cher(innen) sofort finden, was sie suchen, darf die Architektur nicht zu verschachtelt sein. «Die Netzpräsenz ist das Aushängeschild eines Unternehmens», hielt Fehr fest. «Die Kundenzufriedenheit fängt schon beim Besuchen einer Website an. Daher ist es entscheidend, dass man sich sofort zurechtfindet und angesprochen fühlt.» Eine einfache Struktur diene nicht zuletzt auch der Suchmaschinenoptimierung (SEO). So hängt es stark vom Auftritt einer Website ab, ob diese im Netz gefunden wird. Fehr: «Neben den menschlichen Nutzern liest immer auch die Suchmaschine mit.»

Nicht zu unterschätzen ist aus­serdem der Name der Website: Kurz, griffig, einprägsam und maximal 20 Zeichen lang soll dieser sein. Stolpersteine und daher verzichtbar sind Abkürzungen und Bindestriche. Den Domainnamen solle man nicht allzu weit herholen, so Fehr, zu empfehlen sind beispielsweise Name, Firmenname oder ein Schlüsselwort, welche das Angebot beschreiben. 

Suchmaschine optimieren
70 bis 80 Prozent der ersten Seitenaufrufe im Internet laufen über Suchmaschinen. Das Suchmaschinenranking lässt sich optimieren, dies nennt man kurz SEO. Auf folgende Stellschrauben kommt es dabei an:

- Guter Inhalt
- Knackige Überschriften
- Flache Informations­struktur
- Backlinks: Vernetzung mit Partner-Websites
- Format «mobile first» wählen, da die Seitenaufrufe von Handys etwa 45 Prozent betragen. 
- Datensicherheit: HTTPS wählen (HTTP ist veraltet und weniger sicher).

Die Kundschaft zum Handeln bewegen

Ein weiteres Stichwort aus der Welt des Webdesigns ist «Call to action»: Damit ist die Absicht gemeint, die Besucher(innen) nicht nur auf die Website zu bringen, sondern sie auch zum Han­­deln zu bewegen. So laden etwa die Angabe einer Telefonnummer, die Anmeldemöglichkeit für den Newsletter oder einen Event zu weiteren Kontakten ein. «Über all dem steht das Ziel, den Verkauf anzukurbeln», so Fehr. «Daher ist der Onlineauftritt ein wichtiges Marketinginstrument.»

Wer sich für einen Webauftritt mit professioneller Unterstützung einer Agentur entscheidet, muss mit Kosten ab etwa 4000 Franken rechnen. Dagegen gibt es heute Tools, mit denen eine Website selbst erstellt werden kann. So oder so: Oliver Fehr ermunterte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Agrotourismus-Stamms, sich zu überlegen, was sie diesbezüglich selbst wollen und brauchen.

Was passt zu wem?
Den eigenen Betrieb einem breiten Publikum zu präsentieren, ist nicht nur mit einer eigenen Website möglich, sondern auch via soziale Medien. Welches der passende Kanal ist, hängt davon ab, was für ein Zielpublikum angesprochen werden soll. Oliver Fehr ordnete ein:

Facebook: Auf dem weltweit grössten sozialen Netzwerk sind vor allem Nutzer von 35 bis 85 Jahren unterwegs. Werbung möglich.

Instagram: Rund 81 Prozent  der Benutzer sind jünger als 35 Jahre. Gepostet werden vor allem Bilder und visuelle Kommunikation. Instagram ist nach Facebook das soziale Netzwerk mit dem zweithöchsten Engagement. Werbung möglich. 

TikTok: Sehr junge Zielgruppe, aber stetig steigend. Werbung möglich.