Der Sommer hat mit Bise und hohen Temperaturen Einzug gehalten, und prompt ist das Wetter von Nässe zu Trockenheit gekippt. Jetzt nähert sich der Erntetermin für Getreide und Raps mit grossen Schritten. Bleibt nach dem Dreschen der Boden unbedeckt bis zur nächsten Saat, kann sich die Oberfläche bis auf 70 Grad aufheizen. «Wer im Sommer einmal barfuss auf der Strasse steht, weiss, was das bedeutet», bemerkt Raphael Lauper, «das ist heisser, als der Belag wird.» Als Lohnunternehmer bei der Landag AG hat Lauper langjährige Erfahrung mit bodenschonenden Verfahren und Erntetechnik.
Höher oder tiefer schneiden
Der Landwirt bestimmt die Schnitthöhe, ob das Stroh zur Nutzung im Stall gebraucht oder ob es gehäckselt wird sowie die Häcksellänge, wenn er im Lohn dreschen lässt. Wird das Stroh gehäckselt, gilt; «Je tiefer der Schnitt, desto mehr Stroh liegt auf dem Boden und schützt ihn vor Austrocknung und Erosion», hält Raphael Lauper fest. Wenn das Stroh im Schwad abgelegt wird, ist das Gegenteil der Fall. Die konstantere Temperatur (nicht über rund 32 Grad) unter der Mulchschicht des gehäckselten Strohs fördert das Bodenleben. Selbst in trockenen Sommern könne man feststellen, dass darunter Regenwürmer bis über den Bodenhorizont hinaus arbeiten, so Laupers Schilderung.
Viel Stroh auf der Bodenoberfläche hat allerdings auch einen Haken, denn es macht die Saat einer Gründüngung schwieriger. Hier lautet das Stichwort Hairpinning, wenn sich also Halme in die Saatfurche legen. «In diesem Fall und wenn es nicht regnet, kann das Saatgut mangels Bodenkontakt nicht keimen», sagt Raphael Lauper. Aus dieser Perspektive wäre ein hoher Schnitt besser.
Besser kurz häckseln
Neben der Strohmenge hat auch die Halmlänge einen Einfluss auf die Säbedingungen. «Für mich ist eine möglichst kurze Häcksellänge besser, weil das Stroh so besser zu verteilen ist», erläutert Raphael Lauper seinen Standpunkt. Sämaschinen ohne Räumsterne, die das Material zur Seite schieben, hätten mit langem Stroh aber weniger Probleme betreffend Hairpinning, da langes Stroh besser mit den Säscheiben geschnitten werden kann.
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Nicht stehen bleiben
Beim Mähdrescher sei es wichtig, dass Stroh und Spreu möglichst gut verteilt werden. «Je besser die Verteilung, desto besser kann anschliessend gesät werden», so der Lohnunternehmer. Da die Spreu keimhemmend wirke, müsse der Drescher zudem mit einem Spreuverteiler ausgerüstet sein. Betreffend Strohverteilung des Mähdreschers sei es wichtig, dass der Fahrer möglichst nie rückwärts fahre oder gar an Ort und Stelle stehen bleibe, solange noch Stroh aus der Maschine fliegt. «Dieses Fahrverhalten bringt sonst viele Strohhaufen, die eine anschliessende Direktsaat enorm schwierig machen», erklärt Rapahel Lauper. Um den Boden auch bei der Ernte zu schonen, sind möglichst wenig Überfahrten angezeigt. Automatische Lenksysteme könnten hier sicher helfen, Lauper findet es aber wichtiger, nicht immer an derselben Stelle hin und her zu manövrieren.
[IMG 3]Serie zum Bodenschutz
Wir sammeln Erfahrungen und Fachwissen rund um moderne Anbausysteme. Dies in Zusammenarbeit mit Swiss No-Till, der Schweizerischen Gesellschaft für bodenschonende Landwirtschaft.
Für eine sommerliche Gründüngung gilt es, sich neben Fragen zum Strohmanagement auch Gedanken zur eigentlichen Saat zu machen. Als bodenschonend werden neben der Direktsaat auch Mulch- oder Streifenfrässaat angesehen. Das Saatgut nur zu streuen, macht hingegen keinen Sinn. «Dünger kann man streuen, Gründüngungen muss man säen», sagte dazu ein Berater an den Feldtagen in Kölliken AG. Da der Wasserverlust bei jeder Bearbeitung im Sommer aber sehr hoch ist und man einzig bei Direktsaat wirklich von den oben erwähnten Vorteilen einer schützenden Mulchschicht profitieren kann, kommt für Raphael Lauper nur dieses Verfahren infrage. Wer nach der Ernte eine Gründüngung sät, sichert sich ausserdem den Beitrag für einen angemessene Bedeckung des Bodens. Dafür muss innerhalb von maximal sieben Wochen nach der Ernte der Vorkultur eine Gründüngung, eine Zwischenkultur, ein Nützlingsstreifen oder eine BFF folgen, auch weiter bestehende Untersaaten werden als Bodenbedeckung gezählt.
Ausfallraps bekämpfen
Was nicht als Bodenbedeckung gilt, ist Ausfallraps. Raphael Lauper rät im Fall der Ölsaat, nach dem Mähdrusch die Pflanzen mit einem Strohstriegel zum Auflaufen zu bringen, dann mit Glyphosat zu behandeln und eine abfrierende Gründüngung zu säen. In diese könnte wiederum zum Beispiel Winterweizen folgen. «Die Bekämpfung des Ausfallrapses ist vor allem aus Sicht des Pflanzenschutzes der Neusaaten wichtig, um keine Krankheiten in die neuen Bestände zu bringen», ergänzt er.
Begegnung auf dem Feld
Die Spreuverteilung erfolgt mit dem Mähdrusch. Ist aber Stroh an Haufen auf der Fläche, muss es mit einem Strohstriegel verteilt werden. Eine in Direktsaat-Kreisen bekannte Regel besagt, dass sich Mähdrescher und Sämaschine quasi auf dem Feld begegnen sollten. Nach der Ernte gilt es also keine Zeit zu verlieren, damit das Saatgut von der Restfeuchte im Boden profitieren kann. Damit und dank dem Strohschutz vor der heissen Sonne herrschen gute Bedingungen für Keimen und rasches Auflaufen der Saat.
Stroh am falschen Ort und was Maschinen dagegen tun können
[IMG 4]Moderne Direktsaatmaschinen für die Einzelkornsaat sind mit Räumungsrädern und Systemen für eine konstante Tiefenführung ausgerüstet, die Hairpinning vermeiden sollten. Darunter versteht man das Problem, dass Stroh den Bodenkontakt des Saatguts verhindert (siehe Skizze).
Nicht gleich weit
Drillmaschinen seien in dieser Hinsicht aber noch weniger weit entwickelt. Es gibt zwar, so Lohnunternehmer Raphael Lauper, Maschinen mit Räumsternen. Die würden aber oft nicht wunschgemäss funktionierten. «Wir haben eine Eigenkonstruktion von Räumsternen an unserer Drillmaschine über mehrere Jahre entwickelt, die dieses Problem hoffentlich beseitigen werden», so Lauper.
Näher an der Scheibe
Bei der Konstruktion der Landag AG arbeiten die Sternräumer nur 3–4 cm vor der Saatscheibe. «Alle anderen auf dem Markt sind rund 15–20 cm vor der Saatscheibe», erläutert Raphael Lauper. In dieser Distanz funktioniere das System aber nicht, da sich das Material nach dem Räumen wieder vor die Scheibe lege.
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Diverse Auswahl
An den Feldtagen in Kölliken AG präsentierten UFA, Samen Steffen und Eric Schweizer verschiedene Gründünungen (GD). Für die Zwischenbegrünung nach Getreide und vor einer Herbstsaat empfiehlt man bei Samen Steffen die Mischung Terra-Fit Sec. Sie enthält Sommerlein, Sorghum und Guizotia sowie wenig Alexandrinerklee und Phacelia. UFA hat mehrere Mischungen im Angebot, die im Juni gesät werden können: UFA Alpha mit Phacelia, Alexandrinerklee und Perserklee sowie UFA Lepha (Phacelia, Alexandrinerklee, Sommerwicken und Guizotia). Bei UFA Inka und UFA Delta wird die Saat ab Mitte Juli empfohlen, erstere ist wegen der enthaltenen Kreuzblütler nicht für Fruchtfolgen mit Raps geeignet. Auch Eric Schweizer bietet mehrere GD für die Saat im Juli an, neu ist Orga-Mix Secco. Die Mischung enthält Knaulgras, Rohrschwingel, Rotschwingel, Luzerne, Schotenklee sowie Mattenklee und soll dank tiefer Wurzeln besonders resistent gegen Trockenheit sein.
