«Keine Unterstützung für den Hof gesucht», stellt der 52-jährige Paul, selbstständiger Landwirt, in seinem Kurztext gleich im ersten Satz klar. Er sucht vielmehr eine «fröhliche, aufgestellte Frau mit Pfiff und Herz für eine gemeinsame Zukunft».
«Ich habe jedes Jahr rund zehn Landwirte unter meinen Kunden», sagt Manuela Tuchschmid. Seit 2016 führt die 51-Jährige in Müllheim im Kanton Thurgau die Partnervermittlung «Nie mehr allein». «Pauls Aussage ist typisch für die Bauern, die sich bei mir melden: Sie suchen eine Lebenspartnerin, keine Betriebshelferin.»
Neben Bauern buchen auch Handwerkerinnen, Unternehmer, Sachbearbeiter oder Akademikerinnen die Dienste ihrer Agentur. «Mein Kundenstamm ist bunt gemischt», sagt Manuela Tuchschmid. «Die Altersspanne reicht von 25 bis 85 Jahre, die Leute leben in der ganzen Deutschschweiz.»
Für jeden und jede
Bevor sie vor sieben Jahren als Partnervermittlerin startete, arbeitete die Thurgauerin viele Jahre als Teamleiterin für eine Sozialversicherung. Dann hörte sie per Zufall im Freundeskreis von einer Partnervermittlerin, die ihr Geschäft verkaufen wollte. «Da ich schon lange davon träumte, mich selbstständig zu machen, und mir die Zusammenarbeit und der Kontakt mit Menschen sehr wichtig sind, wurde ich sofort hellhörig.»
Denn sie ist überzeugt: «Es gibt für jede und jeden einen Partner – auch für reifere Jahrgänge.» Auf die eigene Erfahrung kann sie dabei allerdings nicht zurückgreifen. «Ich bin mit meinem Mann zusammen, seit ich 16 Jahre alt bin.»
Trotz diversen Internetanbietern sind persönliche Partnervermittlungsagenturen nach wie vor gefragt. Laut Manuela Tuchschmid gibt es in der Schweiz mindestens zwölf mehr oder weniger bekannte Vermittlungen. «Viele haben im Job keine Zeit mehr, jemanden kennenzulernen. Und manchen ist das Web zu anonym. Zudem verschlingt die Internetsuche viel Zeit.»
Ziel: eine Beziehung
Ihre Kundinnen und Kunden würden eine monogame Beziehung suchen, stellt Manuela Tuchschmid klar. «Für Affären bin ich nicht die richtige Adresse.» Die meisten Interessenten nehmen in einem ersten Schritt per Mail oder Telefon Kontakt mit der Agentur auf. Manuela Tuchschmid lädt sie dann zu einem persönlichen oder virtuellen Gespräch ein, bei dem gemeinsam ein Profil erstellt wird.
Kommt es zu einem Vertragsabschluss, nimmt sie die Person in ihre Kartei, die rund 200 Profile umfasst. «Die durchforste ich auf der Suche nach einem möglichen Partner, einer möglichen Partnerin.» Finde sie niemand passenden, arbeite sie mit anderen Agenturen zusammen.
Offenheit lohnt sich
Viele hätten recht klare Vorstellungen vom künftigen Partner, von der künftigen Partnerin. «Oft sind es optische Vorlieben, wie etwa gross oder klein oder blond.» Vereinzelt lege sie ihren Kundinnen und Kunden daher ans Herz, im eigenen Interesse etwas offener zu sein. Zudem zeige sie nie als Erstes ein Foto. «Dann ist man nicht so aufs Äussere fokussiert.»
Macht Manuela Tuchschmid einen Vorschlag für ein Kennenlern-Date, rät sie dem Mann, innerhalb von vier Tagen mit der Frau Kontakt aufzunehmen. Vereinzelt hatte sie auch schon Anfragen von homosexuellen Kunden. «Aber leider ist die Vermittlung sehr schwierig, wenn man keine entsprechende Auswahl hat.»
Aus Erfahrung weiss die Partnervermittlerin: «Man sollte sich möglichst bald in der Realität kennenlernen, statt sich nur Chat-Nachrichten zu schreiben.» Sie rät ihren Kundinnen und Kunden, sich beim ersten Date an einem neutralen Ort und eher kurz zu treffen, zum Beispiel für einen Kaffee.
Zögernde Frauen
Oft würden Frauen anfangs zögern, einen Landwirt überhaupt kennenlernen zu wollen. «Viele haben noch ein überholtes Bauern-Bild im Kopf: Immer nur arbeiten, nie Ferien machen.» Dabei seien die Bauern in ihrer Kartei meist «sehr moderne, lässige, attraktive Typen».
Sie versuche daher, den Frauen Mut zu machen, sich auf ein erstes Treffen einzulassen. «Dabei kann man nichts verlieren.» Was, wenn es beim ersten Date nicht funkt? «Oft lohnt es sich, dem Gegenüber eine zweite Chance zu geben. Beim zweiten Treffen sind beide weniger nervös und mehr sich selbst.»
Weitere Informationen: www.niemehrallein.ch