«Trotz des hohen Stellenwerts des Sports, die Arbeit im Stall geht bei mir vor», betont Bauer und Spitzenläufer Dominik Rolli. Insbesondere während intensiven Phasen, wenn beispielsweise die Geburten im Schweinestall anstehen, lässt Dominik Rolli dann auch einmal eine Laufeinheit ausfallen. Bei bis zu zehn Trainings und teilweise bis 180 Laufkilometern pro Woche liege das zwischendurch auch drin.
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Gemeinsame Führung des Bauernhofes
Dominik Rolli führt den Landwirtschaftsbetrieb in Borisried BE zusammen mit seinen Eltern und dem Bruder in einer Generationengemeinschaft, wobei er selber für den Betriebszweig Mutterschweine zuständig ist. Sein Vater und der Bruder führen neben dem Betrieb ein Plattenlegergeschäft. Der Hof liegt in der Bergzone I, ein schöner Teil der 20 Hektaren Betriebsfläche besteht aus Hanglagen, auf drei Hektaren wird Getreide angebaut. Neben den 60 Muttersauen stehen auf dem Betrieb auch noch 20 Mutterkühe.
Erfolgreicher Bergläufer
Die Familie Rolli ist sportbegeistert, schon Dominiks Vater war Ausdauersportler. Erste Kontakte mit dem Laufsport machte Dominik Rolli in den Schülerkategorien von Volksläufen. Zwischen dem 15. und 18. Lebensjahr verzichtete er auf Sport, ein Grund war die landwirtschaftliche Ausbildung, die ihn beanspruchte. Danach stieg er wieder in den Laufsport ein und steigerte seine Trainingsumfänge stetig. Vor allem an Bergläufen konnte er bisher starke Resultate feiern. Seinen grössten Erfolg erreichte er im vergangenen Jahr an den Berglauf-Europameisterschaften auf La Palma, wo er es sowohl beim Uphill- wie auch beim Up-and-Down-Rennen aufs Podest schaffte. [IMG 1]
Arbeit ist wichtiger Ausgleich zum Sport
Aber auch auf flachen Strecken überzeugte der 27-jährige Berner je länger je mehr, wodurch er in das Nationalkader von Swiss Athletics aufgenommen wurde und so nun von besseren Rahmenbedingungen profitieren kann. Wichtige Unterstützung erhält er aber auch innerfamiliär: «Meine Familie hat sehr grosses Verständnis für meine Lauf-Leidenschaft und entlastet mich, wenn immer möglich, auch entsprechend.» Der eigene Hof sei gut eingerichtet. Die Fütterung im Stall laufe automatisch, nur das Misten erfordere noch Handarbeit. Die körperliche Arbeit sei ein guter Ausgleich zur einseitigen Belastung durch das Lauftraining. Aber auch mental sei die Abwechslung auf dem Hof wertvoll: «Insbesondere bei Verletzungen oder während Formtiefs ist es für den Kopf wichtig, Ablenkung vom Sport zu haben.»
Zur Person: Dominik Rolli
Wohnort: Borisried BE
Daten: Alter: 27 Jahre, Grösse: 179 cm, Gewicht: 68 kg
Ausbildung: Landwirt EFZ; Agrotechniker
Landwirtschaft: Schweine- und Mutterkuhbetrieb, Generationengemeinschaft mit Vater und Bruder
Erfolge: Medaillengewinner an Berglauf-EM, Halbmarathon in Kopenhagen in 1:03:13 Stunden
Fleisch ist für ein robustes Gesundheitssystem bedeutend
Als Spitzensportler ist für ihn eine ausgewogene Ernährung besonders wichtig. Dabei hat das Fleisch einen hohen Stellenwert. «Fleisch macht nicht schneller, aber langfristig es ist für ein robustes Gesundheitssystem bedeutend.» Die vegetarische und insbesondere die vegane Ernährung seien zwar insbesondere in den sozialen Medien stark präsent. In seinem Umfeld würden praktisch alle Sportler Fleisch essen.
Zwei Bauern an der Laufspitze
Dominik Rolli startet diese Woche an den World Mountain and Trail Running Championships in Innsbruck, wo er zwei Rennen bestreitet. Sein Fernziel ist aber der Marathon an den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles. Seine Marathonpremiere hatte er in diesem Frühjahr in Zürich. Infolge Magenproblemen konnte er aber trotz verheissungsvollem Start seine gewünschte Zielzeit nicht erreichen. Über lange Strecken lief er in Zürich zusammen mit dem Thurgauer Patrik Wägeli, einem weiteren schnellen Bauern. Mit ihm war er im März auch im Trainingslager: «Es ist natürlich besonders interessant, mit einem Berufskollegen zusammen zu trainieren und mit ihm über Landwirtschaftsthemen zu diskutieren.» Ansonsten gäbe es in seinem Läuferumfeld kaum Bauern.
Kommunikation der Landwirtschaft ist wichtig
Der Austausch mit Sportlern ohne Verbindung zur Landwirtschaft sei aber ebenfalls spannend. Diese hätten grundsätzlich ein grosses Interesse am Bauernberuf. Deren Unkenntnisse in landwirtschaftlichen Themen mache ihn aber teils schon etwas nachdenklich und zeige, wie wichtig eine aktive Kommunikation der Landwirtschaft heutzutage sei.
Sport treiben und bauern
Ob Nationalliga-Fussballspieler, Spitzenringer oder Weltcupskifahrerin, viele erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler wuchsen auf Bauernhöfen auf. Seltener sind ambitionierte Aktive, welche grosse Trainingsumfänge absolvieren und gleichzeitig auf einem Bauernhof arbeiten. Wie vereinbaren sie das Bauern und den Spitzensport? In dieser Serie gehen wir dem Alltag sportlicher Menschen im bäuerlichen Umfeld nach.[IMG 4]