«Unseren Termin konnte ich zeitlich beinahe nicht einhalten. Vor wenigen Minuten hat noch eine Kuh gekalbt. Aber es ist zum Glück alles rund gelaufen», sagt Christoph Haefely, bevor wir den Stall betreten. Da liegt das Neugeborene im Stroh neben seiner Holstein-Mutter. Interessanterweise trägt das Kalb aber eine helle, silberne Farbe. Die Erklärung dafür liegt – gelassen – wenige Meter weiter hinten: ein prächtiger Charolais-Stier.

Aussiedlung bringt neue Chancen

Einen Stock höher, im warmen Betriebsbüro mit Blick auf die Liegeboxen, hat Christoph Haefely Zeit, mehr über seinen Betrieb zu erzählen. Neben ihm als Betriebsleiter sind sein Vater Urs und zwei Lehrlinge auf dem Wigerhof in Hägendorf SO beschäftig.

Vom Anbindestall mitten im Dorf ist die Familie 2009 umgesiedelt und hat hier, etwas ausserhalb des Dorfes, einen neuen, grösseren Stall gebaut.

Seit 2019 ist Christoph Haefely Betriebsleiter. Bis dato bewirtschaftet er den Betrieb noch in Pacht bei seinen Eltern. Eine Generationsgemeinschaft mit seinem Vater wäre nicht passend gewesen, da beide jeweils wissen, was sie wollen. Daher sollte der finale Entscheid bei einer einzigen Person liegen, die folgend aber auch für den Entscheid geradestehen muss. Seit 2024 komplettiert das Wohnhaus in Stallnähe die Gesamtaussiedlung.

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Gezielt besamen und füttern

Der wichtigste Betriebszweig des Wigerhofs ist die Milchwirtschaft. Auf dem Hof finden aber auch alle Nachkommen der Kühe Platz – auch das silberne Mastkalb im Stroh darf noch eine ganze Weile bleiben. Etwa einen Viertel der Kühe wählt Haefely für die Nachzucht aus, diese werden gesext geführt. Die restlichen Tiere werden vom eigenen Charolais-Stier gedeckt.

Doch es steht mittlerweile noch ein zweiter Muni auf dem Betrieb: Der Normande-Stier in der Galtkuhgruppe darf die Aufzuchtrinder decken, da seine Kälber etwas kleiner auf die Welt kommen als die des Charolais-Stiers, was besonders bei Rindern ein Vorteil ist.

Haefely ist kein Schauzüchter und hat sich auch nicht nur auf eine Rasse fixiert – im Gegenteil: Ihm gefällt eine gemischte Herde. Zuvor hatte er auch schon Limousin-Stiere. Doch Charolais passe für ihn besser auf den Betrieb, da die Rasse weniger intensiv gefüttert werden müsse. So kann er die weiblichen Masttiere in derselben Gruppe wie die Aufzuchtrinder halten. Die männlichen Masttiere werden in einer separaten Gruppe gemästet und erhalten eine andere Futterration.

Fresstisch wird von Hand geputzt

Insgesamt ist der Laufstall in acht Gruppen unterteilt. Um die einzelnen Gruppen optimal füttern zu können, übernimmt seit einigen Jahren ein Fütterungsroboter diese Arbeit.[IMG 3]

Der Stall wurde noch ohne Roboter gebaut, obschon neben den Kälbern bewusst Platz gelassen wurde für allfällige Technik oder andere Arbeitserleichterungen. Der Partnerbetrieb sowie die Baufirma rieten Familie Haefely: «Lasst euch diesen Platz frei!» «Und sie hatten recht», bestätigt Christoph Haefely.

Vor dem Einbau des Roboters war der Arbeitsaufwand für die Fütterung gross. Es wurden drei verschiedene Rationen mit dem Futtermischwagen gemacht und die Fütterung nahm täglich etwa zwei Stunden in Anspruch. Oft waren es genau die Stunden, in denen der Landwirt lieber auf dem Feld gewesen wäre, als Futter zu mischen. Als Businessplan für die Meisterprüfung errechnete Haefely damals, ob sich der Roboter lohnen würde.

Heute mischt der Roboter eigenständig sechs verschiedene Rationen und verteilt sie an die entsprechende Tiergruppe. Auch das Zuschieben übernimmt der Lely Vector. Das tägliche Putzen des Futtertischs wird aber noch von Hand gemacht. So beläuft sich der durchschnittliche tägliche Zeitaufwand auf rund 15 Minuten. Dies ist aber auch den beiden Hochsilos auf dem Wigerhof zu verdanken, denn sie können direkt vom Futterroboter angesteuert werden. Bei Siloballen oder einem Fahrsilo hingegen müssen etwa alle ein bis drei Tage neue Futterblöcke in der Futterküche bereitgestellt werden.

Betriebsspiegel Familie Haefely, Wigerhof

Christoph Haefely, Hägendorf SO

LN: 48 ha LN, Fruchtfolge in ÖLN-Gemeinschaft, BZG total 76 ha
Kulturen: Kunstwiese, Silomais, Winterraps, Hartweizen, Brotweizen, Futtergerste
Tierbestand: 50 Milchkühe, 20 Aufzuchtrinder, 35 Masttiere, 20 Tränker
Milchmenge: 380 000 kg
Arbeitskräfte: Betriebsleiter Christoph Haefely, zwei Lehrlinge, Vater Urs Haefely, Mutter Stephanie Haefely als gute Fee und im Haushalt, diverse wertvolle Helfer, um Spitzen zu brechen

Bestehende Systeme erhalten

Auch den Tieren kommt der Roboter zugute: Ihnen steht immer frisches Futter zur Verfügung und es gibt kein Gerangel an der Fressachse. Besonders die rangniedrigeren Tiere fühlen sich dadurch wohler und «funktionieren einfach besser». Bei diesen Kühen konnte Christoph Haefely seit der Roboterfütterung einen Milchanstieg und eine verbesserte Fruchtbarkeit bemerken. Ein weiterer Vorteil ist die genauere Verteilung einzelner Futtermittel auf die verschiedenen Tiergruppen.

Auch Urs Haefely, der sich in seiner Kaffeepause zu uns ins Stallbüro gesellt, meldet sich zu Wort: «Besonders im Sommer ist die Anlage viel wert. Mit dem Mischwagen hatten wir an heissen Tagen das Problem, dass das Futter bei nur einmal täglichem Vorlegen am Abend ‹schnäpselete›. Und an solch sonnigen Tagen hat man meist nicht die Zeit, zwei Mischungen pro Tag zu machen. Dieses Problem haben wir mit dem Vector nicht mehr, da er mit kleineren Mischmengen arbeitet, die er frisch zubereitet und dann wartet, bis es aufgefressen ist.»

Im Sommer fressen Haefelys Kühe etwa 30–40 % des Futters auf der Weide – auch die Deckstiere dürfen mit. Dabei ist es wichtig, den Roboter vorgängig so zu programmieren, dass er während den Weidestunden den entsprechenden Tiergruppen kein frisches Futter bringt. Mit einer guten Planung sei dies jedoch kein Problem.

Der Meisterlandwirt arbeitet gerne nach dem Prinzip «So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich». Dies zeigt sich auch in Sachen Leistungsfutter: Ihm ist es wichtig, Milch und Fleisch vor allem aus dem eigenen Grundfutter produzieren zu können. Daher sollte eine optimale Kuh für ihn eine funktionelle Kuh sein, die ein gewisses Leistungspotenzial aufweist, aber dennoch einfach zu füttern ist.

Muss einen grossen Nutzen haben

Dieser Roboter war offensichtlich eine gute Investition mit vielen Vorteilen. Es muss aber der ersparten Arbeitszeit und -energie sowie den Investitionen, die es ohne Roboter gebraucht hätte, auch ein Wert gegeben werden. Denn «nur mit der Mehrleistung der Tiere, also Mehrertrag von Milch und Fleisch, rechnet sich diese Anlage nicht», hält Christoph Haefely fest.

Auch ein Melkroboter wäre eine mögliche Investition und eine Arbeitserleichterung gewesen. Je nach Betriebsstruktur kann aber eine Investition einen grösseren Mehrwert haben als eine andere. Da auf dem Betrieb Haefely der Melkroboter nur im Bereich Milchkühe die menschliche Arbeitskraft unterstützen könnte, der Vector jedoch für alle acht Tiergruppen einsetzbar ist, hatte letzterer Vorrang. Ausserdem steht Haefely gerne im Melkstand und hat die Tiere bestens im Blick.

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Für Tierwohl und Zusammenleben

Dank Arbeitseinsparungen durch beispielsweise den Fütterungsroboter kann diese Zeit genutzt werden, um den Betrieb zu optimieren und den Tieren das bestmögliche Tierwohl zu bieten. Auf dem Wigerhof sind Ventilatoren, Sprinkleranlage, ein Klauenstand, der einfach und sofort bei der Hand ist, oder auch das Integrieren der Stiere gute Beispiele dafür.

«Den Platz für den Stier haben wir bewusst mit so viel Menschenkontakt gewählt. Man geht jedes Mal an ihm vorbei, wenn man vom Milchraum ins Futtertenn geht und umgekehrt. Und er erhält das Futter als einziger nicht vom Roboter, sondern durch Handarbeit wie früher», so Christoph Haefely. So könne dem Stier auch eine andere, für ihn passendere Ration gefüttert werden. Die Stieren- und die Abkalbebox gehörten in einem Stall an den am besten zugänglichen Ort.

Der Betriebsleiter achtet ausserdem darauf, dass der Stier positive Erlebnisse mit dem Menschen verbindet: Damit der Stier für eine Deckung zur Kuh gelangt, wird das Tor von Hand geöffnet. Um ihn wieder aus der Herde zu holen, geht er durch den Melkstand, wo ein pneumatisches Separationstor ihn in Richtung Abkalbe- und Munibox lotst. Auf diese Weise hat er die positiven Erlebnisse mit dem Menschen und die negativeren ohne. «So hatten wir bei den letzten Stieren nie das Problem, dass einer ‹unflätig› geworden wäre», so der Solothurner.

Es sollte Freude bereiten

Haefely betreibt auch Ackerbau aus Überzeugung, denn er schätzt die Vielfältigkeit am Beruf «und ich sitze auch mal gerne auf einem Traktor.» Falls er jedoch einen Betriebszweig streichen müsste, wären es dennoch die Ackerfrüchte, da ihm die Tierhaltung mehr am Herzen liegt. Denn schliesslich sei es zentral, dass man dem nachgehe, was einem Freude bereite, ist er sich sicher.

Ein Stall, wo das Tierwohl hohe Priorität hat

Der Betrieb von Christoph Haefely hat nicht alle möglichen Arbeiten durch Maschinen ersetzt. Dennoch setzt er auf Arbeitseffizienz und vor allem auf das Wohl, die Gesundheit und das Zusammenarbeiten mit den Tieren.

Sein Milchwirtschaftsbetrieb ist unter anderem ausgerüstet mit:
- Futterroboter mit Futterküche
- Zwei Hochsilos
- Kraftfutterstation
- Achter-Tandem-Melkstand
- Heukran
- Klauenstand (an Kettenkran über Liegeboxen aufgehängt)
- Ventilatoren und über dem Fressbereich eine Sprinkleranlage
- Mistschieber
- Milchtaxi
- Abkalbe- und Separationsbox (z.B. für Stier) erreichbar durch Separationsbügel in Melkstand
- Milchkühe und Aufzucht in Tiefboxen; Masttiere auf Tiefstreu
- Höhenverstellbare Sonnennetze