Wir haben uns im Mai an dieser Stelle für die Einführung der 3,5 % Biodiversitätsförderflächen auf Ackerflächen (Acker-BFF) ausgesprochen. Eine hohe Vielfalt von Arten und Lebensräumen und die Funktionen der Biodiversität für die Bestäubung oder zur Förderung der Nützlinge sind die Basis für die Nahrungsmittelproduktion von heute und morgen.
Wir haben aber auch klar gefordert, dass vor der Einführung offene Fragen geklärt werden. Unsere Verbände haben dem BLW konkrete, praxistaugliche Verbesserungsvorschläge vorgelegt. Wir bedauern, dass diese noch nicht aufgenommen worden sind. Unsere Anliegen und die Fragen bleiben und müssen beantwortet werden.
Die Spielregeln zu ändern, schafft Unsicherheit
In der Wintersession wird die Motion Friedli behandelt, die eine weitere Verschiebung der Einführung der 3,5 % um ein Jahr fordert. Eine Verschiebung zum jetzigen Zeitpunkt kommt zu spät und führt zu einer Ungleichbehandlung der Betriebe. Einige Betriebe haben noch zugewartet. Die Mehrzahl hat in guten Treuen bereits Acker-BFF gesät oder diese in der Fruchtfolge verbindlich eingeplant. Die Saatgutlieferanten haben ihr Möglichstes getan. Auch die Kantone haben sich auf die Situation eingestellt und die Betriebe entsprechend beraten. Die Spielregeln im laufenden Spiel zu ändern, schafft Unsicherheit und führt zu Unfrieden innerhalb der Landwirtschaft. Die Politik steht in der Verantwortung, das zu verhindern.
Die rechtsverbindliche Einführung der 3,5 % Acker-BFF per 1. Januar 2024 ist aus Sicht von Bio Suisse und IP-Suisse aus den genannten Gründen wichtig. Wir erwarten zudem, dass der Bund im nächsten Jahr die offenen Fragen klärt. Dies hat er in der ablehnenden Beantwortung der Motion Friedli bereits in Aussicht gestellt. Daneben sollte der Bundesrat prüfen, ob im Sinne eines Entgegenkommens zwar Kontrollen durchgeführt werden, auf eine Sanktionierung hingegen im Jahr 2024 verzichtet wird.
Urs Brändli ist Präsident von Bio Suiss, Res Stalder, ist Präsident von IP-Suisse
