Während man in Sachen BVD lange nach Westen blickte, geht derzeit vielmehr im Osten der Schweiz «die Post ab». Die Bovine Virus-Diarrhoe gilt in der Schweiz beinahe als ausgerottet. Aber eben nur beinahe. «Jetzt gilt es, die letzten PI-Tiere auszumerzen und Neuinfektionen zu verhindern. An alle Tierhaltenden und Veterinäre lautet der Appell: Wachsam bleiben», hiess es noch Mitte Jahr vonseiten des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). Doch BVD hält sich wacker. Im laufenden Jahr brach bislang auf 79 Betrieben die auszurottende Seuche aus, rund die Hälfte davon in den Ostschweizer Kantonen Thurgau, St. Gallen, Appenzell Innerrhoden und Zürich. Die anderen Fälle traten verteilt über die ganze Schweiz auf, wobei der Kanton Freiburg mit 14 registrierten Fällen in der Westschweiz nach wie vor an der Spitze liegt.

Generelle Vorgaben vom Bund

Wie sich zeigt, ist nicht nur die Anzahl der Fälle von Kanton zu Kanton sehr unterschiedlich, sondern auch das jeweilige Vorgehen gegen die Krankheit. Es spukt also der Kantönligeist. Während der Bund generelle Vorgaben über die BVD-Überwachung der Betriebe macht, entscheiden über die genauen Probenahmen und -untersuchungen im Rahmen einer Kontrolle in der Hauptsache die Kantone. Der Bund kann daher auf Anfrage der BauernZeitung keine genaueren Angaben machen zur individuellen Umsetzung.

«Alle Rinderhaltungen in der Schweiz werden mindestens einmal pro Jahr im Rahmen des nationalen Überwachungsprogramms auf BVD untersucht. Die Vorgaben des BLV sind in den Technischen Weisungen festgehalten», heisst es beim Bund. Grundsätzlich werde von milchliefernden Betrieben zweimal im Jahr eine Tankmilchprobe serologisch auf BVD untersucht (Nachweis von Antikörpern). Bei den nicht-milchliefernden Betrieben würden einmal im Jahr Blutproben von einer Gruppe von jungen Rindern ebenfalls serologisch untersucht, heisst es beim BLV auf die Frage nach dem technischen Vorgehen.

Die Kantone überprüfen autonom

«Ist in einem milchliefernden Betrieb die Tankmilchprobe positiv, überprüft das zuständige kantonale Veterinäramt den Befund und entscheidet über die Notwendigkeit weiterer Abklärungen, um ein aktuelles BVD-Geschehen im Betrieb ausschliessen zu können. Der Kantonstierarzt entscheidet über die Art der weiteren Untersuchungen und beauftragt entsprechend einen Tierarzt mit den Probenahmen», schreibt das BLV auf Anfrage weiter.

Tierarzt nimmt Proben von jungen Kühen

Grundsätzlich würden für die weitere Abklärung eines positiven Befundes einer Tankmilchuntersuchung Blutproben einer Gruppe junger Rinder des betroffenen Bestandes serologisch auf BVD untersucht. Die Tiere dieser Rindergruppe müssten bestimmte Kriterien erfüllen bezüglich Alter, früherer BVD-Untersuchungsresultate, Aufenthaltsdauer auf dem Betrieb und potenziellen Kontakts zu BVD-infizierten Tieren. Der Tierarzt erhalte vom Kanton eine entsprechende Tierliste, aus der er eine vorgegebene Anzahl von Tieren beproben müsse. «Ich habe schon zahlreiche Betriebe beprobt und trotz vorgängig positiver Tankmilchprobe noch nie ein positives Tier gefunden», erklärt ein Berner Tierarzt auf Anfrage.

Auf die Frage nach möglichen Gründen für dieses Phänomen heisst es beim BLV: «Wenn eine Kontrolle ein negatives Resultat ergibt, kann ein aktuelles BVD-Geschehen ausgeschlossen werden.» Es könne aber vorkommen, dass die Tankmilch oder auch die Rindergruppe positiv sei, schliesslich aber doch kein PI-Tier im Bestand gefunden werde. Das PI-Tier könne zum Zeitpunkt der Kontrolle den Betrieb bereits wieder verlassen haben (Verkauf, Schlachtung, Verendung). Allfällig verstellten potenziellen PI-Tieren werde nachgegangen, bereits gestorbene Tiere könnten aber nicht mehr untersucht werden, erklärt das BLV.