Die Viehwirtschaft ist in Alarmbereitschaft. Die Lumpy-Skin-Krankheit ist nicht einfach nur ein weiteres Virus. Bricht sie in der Schweiz aus, steht der Tierverkehr weitherum still. Mit allen Konsequenzen. Deshalb müsse es nun schnell gehen, betont Ernst Wandfluh, der als Nationalrat und Präsident der IG öffentliche Märkte an vorderster Front steht: «Lumpy Skin steht auf dem gleichen Level wie die Maul- und Klauenseuche», betont er die Dringlichkeit, einem Ausbruch entgegenzutreten. Gleichzeitig weiss er: «Wir haben in der Schweiz einen enormen Tierverkehr, darum ist es wichtig, dass alle Beteiligten sehr konsequent sind und die Spielregeln eingehalten werden.»

Nur noch zum Schlachthof

«Man bereitet sich auf eine allfällige Ausdehnung der Überwachungszone vor, hofft aber auch, dass der Impfgürtel in Frankreich und der Schweiz funktioniert», betont Peter Bosshard, der Geschäftsführer des Schweizer Viehhändlerverbands. Doch bereits vor einer Woche waren es nur noch fünf Kilometer, welche die französische Überwachungszone von der Waadt und dem Wallis trennten. Bricht die Krankheit in der Schweiz aus, dürfen Tiere aus den Überwachungszonen nur noch mit Bewilligung des Amtstierarztes zum Schlachthof transportiert werden. Die Schlachtung soll dann, wann immer möglich, innerhalb dieser Zone erfolgen. Anders als die Blauzungenkrankheit kann Lumpy Skin auch von Tier zu Tier, über Gerätschaften oder Körperflüssigkeiten übertragen werden. Deshalb ist beim Tierverkehr besondere Vorsicht angebracht. Wie die Schlachthofkapazitäten im Krisenfall genutzt werden könnten, klärt Proviande ab. Erste Gespräche hätten stattgefunden, berichtet Bosshard.

50 km Überwachungszonen

Abo Tierseuche LSD-Fall löst Impfpflicht in Genf aus Thursday, 10. July 2025 Kommt die Krankheit wirklich in die Schweiz, steht der Tierverkehr bei den Rindern bald einmal still. Um den Ort des Ausbruchs würde dann eine Überwachungszone mit einem Radius von 50 km errichtet und dort alle Tiere geimpft. Während mindestens 28 Tagen dürfen diese Tiere nicht verstellt werden. Es dürften keine öffentlichen Märkte in Überwachungszonen durchgeführt werden und auch keine Tiere auf Marktplätzen ausserhalb aufgeführt werden. Auch sonst wären keine Veranstaltungen mit Rindvieh mehr möglich.

«Glücklicherweise haben wir letzten Herbst wegen der Blauzunge eine Allgemeinverfügung für Impfstoffe eingeführt», betont Ernst Wandfluh. Dank dieser Regelung konnte nun in der Region um Genf innert weniger Tage mit der Impfung der Tiere begonnen werden. Mit diesem Impfgürtel soll die Ausbreitung der Krankheit verhindert werden.

Schnell reagiert und geimpft

«Aufgrund der Übertragungswege der Krankheit ist Respekt gegenüber einem Ausbruch in der Schweiz angebracht. Dank des schnellen Handelns des BLV ist zu hoffen, dass die angeordnete Impfung hilft, diese Seuche von der Schweiz fernzuhalten», fasst Peter Bosshard die Hoffnung der Branche zusammen. Die Zusammenarbeit mit den Behörden lobt er. Bund und Kantone hätten sehr schnell reagiert, aufkommende Fragen würden sehr schnell und kompetent beantwortet. Dennoch tauchen laufend neue auf. Beispielsweise, wie mit Sömmerungsrindern verfahren würde, die nach Frankreich verstellt wurden. Bezüglich der Alpen in der Schweiz wurden diese Woche erste Entscheide gefällt.

Individuelle Regeln für Alpen

Ein von LSD befallenes Rind aus dem Kosovo: In der Haut befallener Tiere bilden sich bis zu 5 cm grosse Knoten.  Seuche Neue Überwachungszone im Wallis wegen Lumpy-Skin-Krankheit Friday, 25. July 2025 Sind Alpen in einer Überwachungszone, werden auch dort alle Tiere geimpft und wenn möglich während 28 Tagen nicht verstellt. Sei es aufgrund der Futter- oder Wettersituation nicht möglich, die Tiere so lange auf der Alp zu belassen, müsse man individuelle Lösungen finden, erläutert Ernst Wandfluh auf Anfrage.

Auch vonseiten Handel wird zur erhöhten Vorsicht beim Tierverkehr gemahnt. «Diese Tierseuche ist gravierend und kann zu grossem wirtschaftlichem Schaden führen», betont Peter Bosshard. Die Tiere seien daher vor stechenden Insekten zu schützen, was schneller gesagt als getan sei. «Zudem sind die gängigen Biosicherheitsmassnahmen strikte zu beachten, beim Personen- und Tierverkehr, aber auch der Hygiene», so Bosshard. Vom Import von lebenden Tieren aus Frankreich und Italien sei derzeit abzusehen.

Der Handel könne sich auf den Ernstfall vorbereiten, indem er die Bestrebungen der Behörden unterstütze und die betroffenen Kreise für die Seuche sensibilisiere. «Die Spielregeln sind bekannt und beeinflussen den Tierverkehr sehr stark. Es besteht nicht viel Spielraum», betont Bosshard.


Lumpy Skin

Bei von Lumpy Skin Disease (LSD) befallenen Rindern bilden sich in der Haut Knoten von 0,5 bis 5 cm Durchmesser. Die betroffenen Hautstellen sterben nach fünf bis sieben Wochen ab. Die Tiere zeigen Symptome wie Fieber, Antriebslosigkeit, Appetitlosigkeit, Nasen- und Augenausfluss sowie vergrösserte Lymphknoten. Die Krankheit befällt Rinder, Büffel und Bisons. Für den Menschen stellt sie kein Risiko dar.

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Die Ausbreitung

Der Erreger, ein Virus, wird meist durch stechende Mücken und Fliegen übertragen. Neben den blutsaugenden Insekten übertragen auch lebende Tiere, Zuchtmaterial, Lebensmittel wie Fleisch und Milch, Wild, Häute und Felle sowie Heu und Stroh das Virus. Bisher kam die Krankheit in Afrikas sowie in der Türkei vor. Im August 2015 wurde die Tierseuche erstmals in Griechenland festgestellt. Im Frühjahr 2016 meldeten Bulgarien, Mazedonien und Serbien erste Ausbrüche. Ende Juni 2016 meldete auch Kosovo einen ersten Fall. Seither breitet sich das Virus in den betroffenen Regionen weiter aus. Im Juni 2025 wurden in Italien (Sardinien und Lombardei) sowie in Frankreich (Savoie) Fälle gemeldet.

Rigorose Bekämpfung

LSD ist als hochansteckende Seuche klassiert und wird entsprechend bekämpft. Ist ein Betrieb betroffen, wird der Bestand gekeult und eine entsprechende Sperr- und Überwachungszone eingerichtet. Tierhaltende sind verpflichtet, Verdachtsfälle umgehend zu melden.

Weitere Informationen

Trotz Impfung wachsam bleiben

«Lumpy Skin steht auf dem gleichen Level wie die Maul- und Klauenseuche.» Die Worte des Präsidenten der IG öffentliche Märkte, Ernst Wandfluh, zeigen: Die Lage ist angespannt. Seit dem ersten Fall in Frankreich – nur wenige Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt – wurden laut Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) weitere Ausbrüche im französischen Teil der Überwachungszone gemeldet. Auch Italien bestätigt Fälle der Krankheit – einen Fall südlich von Verona, die übrigen auf Sardinien. Auch hier versuche man, eine Ausbreitung mit Schutz- und Überwachungszonen einzudämmen.

Die Schweiz reagiert mit einer obligatorischen Impfung innerhalb der Überwachungszone in den Kantonen Genf und Waadt auf die Seuche. «Es stehen genügend Impfstoffe für den Einsatz in den Überwachungszonen zur Verfügung», so das BLV. Eine weitere grosse Charge sei bestellt, sodass bei einer möglichen schrittweisen Ausweitung der Überwachungszone genügend Impfstoffe zur Verfügung stehen würden. Trotz der Impfkampagne besteht laut BLV dennoch die Gefahr eines Seuchenausbruchs in der Schweiz.

Eine Impfung ausserhalb der Überwachungszone ist laut BLV verboten. Erfahrungen früherer Ausbrüche in Südeuropa sollen gezeigt haben, dass eine Impfzone von 50 km um den Ausbruch zur Eindämmung ausreichend ist. Innerhalb der Impfzonen gelten strenge Massnahmen mit Einschränkungen für den Tier- und Warenverkehr. «Es ist daher nicht sinnvoll, die Impfzone über das erforderliche Mass auszuweiten», so das BLV. Wichtig sei aktuell in der gesamten Schweiz eine regelmässige und genaue Beobachtung der Tiere. Verdächtige Symptome seien umgehend dem Bestandestierarzt zu melden. Nicht immer seien die Symptome eindeutig, da andere Krankheiten ähnliche Symptome zeigen können. «In solchen Fällen sind Blutproben zur Abklärung wichtig», betont das BLV.

Es droht ein riesiger Schaden
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Kommentar von Daniela Joder

Einige mögen beim Auftreten eines neuen Virus nur noch müde mit den Schultern zucken. Klar ist: Lumpy-Skin ist für den Menschen keine Bedrohung, für die Landwirte hingegen droht ein riesiger Schaden. Milch und Fleisch können unbedenklich konsumiert werden. Das ist bei aller Bedrohlichkeit, welche diese Krankheit ausstrahlt, wichtig zu betonen. Zumindest eine gute Nachricht.

Eine weitere gute Nachricht ist, dass die Behörden sehr schnell und sehr umsichtig gehandelt haben, als das Virus nahe der Schweizer Grenze auftauchte. Da haben die Erfahrungen mit der Blauzunge geholfen, dass rasch ein Impfgürtel errichtet werden konnte, um die Krankheit hoffentlich zu stoppen.

Die Lage ist ernst, und die Branche trifft entsprechend seriöse Vorbereitungen für den Fall, der hoffentlich nicht auftreten wird. Letztlich liegt es an jedem einzelnen, dass die Viehtransporter entsprechend gut gereinigt werden, nicht jemand doch noch ein Tier verstellt, keiner ein besonders rares Kalb über die Grenze holt. Das kleine Glück wiegt den wirtschaftlichen Schaden nicht auf, welcher der Schweizer Viehwirtschaft droht, wenn das Virus über die Grenze kommt. Es mag jetzt nichts leiden. Es bleibt noch genügend Unsicherheit durch fliegende Blutsauger, welche das Virus in sich tragen können. Diesen Preis hat die wachsende Mobilität von Mensch und Tier. d.joder@bauernzeitung.ch