Die Trends zum Einsatz von digitalen Systemen und IT sind in der Landwirtschaft sowie in den vor- und nachgelagerten Bereichen weiterhin deutlich erkennbar. Zur Agritechnica 2019 werden mehr als 70 neue und weiterentwickelte Verfahren und Systeme in den Bereichen «Digitale Systeme und IT» ausgestellt und angeboten.
Präziser dank Satelliten
Als Beispiele für zukunftsweisende Innovationen sind exaktere Ertragsmesssysteme für den Ackerbau und erstmals auch satellitengestützte für das Grünland zu sehen. Damit können sowohl die Düngungszustände als auch die zu erwartenden Erträge immer präziser vorhergesagt und als Entscheidungsgrundlage für die gesamte Wertschöpfungskette herangezogen werden. Ebenfalls interessante Weiterentwicklungen sind von smarten, nicht invasiven Bodensensoren über automatisierte Wetterstationen mit Pflanzenschutzempfehlungen bis hin zur Fernerkennung über Satellitensysteme zu sehen.
Entlastetes Fahren
Die Spanne der Neuheiten zur Fahrerentlastung beginnt bei der Nutzung von holografischen Elementen in der Fahrerkabine sowie erweiterten Realitäten (Augmented Reality) und geht bis hin zu frei konfigurierbaren Multiterminalsystemen. Überladeautomatiken mit künstlicher Intelligenz sowie radargestützten Personenwarnsystemen im Umfeld landwirtschaftlicher Maschinen dienen ebenfalls der Fahrerentlastung und sollen die Unfallhäufigkeit vermindern.
Jede Form von technischem Fortschritt ist immer auch mit Kostenfolgen verbunden. Gegenüber konventioneller Verfahrenstechnik ist bei digitalen und automatisierten Systemen mit Mehrkosten von 15 bis 40 Prozent zu rechnen. Durch weitere Extras lässt sich das sogar auf über 100 Prozent steigern. Damit sich die Investitionen langfristig rechnen, müssen also entweder die Leistungen gesteigert und/oder der Arbeitszeitbedarf je produzierte Einheit – bei gleichbleibender Qualität – gesenkt werden. Ansonsten entwickelt sich die Digitalisierung zum teuren Hobby!
Mehr Produktivität
Generell sinkt durch den Einsatz der Automatisierung der Zeitbedarf für die produktionsbezogenen Tätigkeiten um bis zu 30 Prozent. Die Einsparungen an Betriebsmitteln liegen ebenfalls im deutlich messbaren Bereich. Gleichzeitig sinkt auch die physische Belastung. Es müssen weniger körperlich belastende und monotone Tätigkeiten erledigt werden. Allerdings steigt im Gegenzug die psychische Belastung und auch der Zeitbedarf für die Betriebsführung nimmt zu. Es sind mehr Kontrollarbeiten zu erledigen. Die Digitalisierung ist dementsprechend nicht als pauschaler Lösungsweg aus der Arbeitsfalle anzusehen, in der viele Betriebe stecken.
Werden die produktionsbezogenen Massnahmen in Acker- und Futterbau, die Arbeitswirtschaft und die Buchhaltung mit in die Betrachtungen einbezogen, kann von einem Farm Management Informationssystem (FMIS) zur Unterstützung bei der Betriebsführung und Unternehmensentwicklung gesprochen werden. Mit den künftigen Datenplattformen zeichnen sich mögliche praxistaugliche Entwicklungen ab. Die Fragen der einfachen Handhabung, des Mehrwerts, der Datenhoheit und der Datensicherheit sind aber noch nicht vollumfänglich geklärt.
Wichtige Begriffe
Digitalisierung, Innovation und Automatisierung sind nur drei von vielen Begriffen, die derzeit in der Politik herumgereicht werden. Aber was bedeuten sie eigentlich? Eine kleine Übersicht
- Digitalisierung: Umwandlung von analogen Informationen oder Abläufen in digitale Speicherformen oder Arbeitsweisen.
- Innovation: Veränderung bzw. Neuerung in einem System durch Anwendung neuer Ideen und/oder Techniken.
- Augmented Reality (=Erweiterte Realität): Computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung. Häufig durch die Einblendung von Bildern in spezielle Brillen zur Entscheidungsunterstützung bei der täglichen Arbeit.
- Automatisierung: Ist die mit Hilfe von Maschinen realisierte Übertragung von Arbeit vom Menschen auf Automaten.
Technik soll unterstützen
Automatisierung und Digitalisierung halten zunehmend Einzug in sämtliche landwirtschaftlichen Produktionsabläufe. Vor einer Investition in neue Techniken sollte sich jeder Landwirt Gedanken machen, wie Digitalisierung, Elektronik und verbesserte Betriebsführungssysteme ihn in seiner täglichen Arbeit unterstützen, seine Arbeitsproduktivität steigern, seine Arbeitsbelastung reduzieren und seine Wertschöpfung verbessern. Können diese Fragestellungen zufriedenstellend beantwortet werden, dann kann der anhaltende Trend hin zur Digitalisierung als positiv angesehen werden.