Als Andreas Reiser am Mittwochmittag, dem 3. März 2021, seine Arbeit in der Werkstatt der Bührer Traktorenfabrik AG in Hinwil ZH wieder aufnehmen wollte, bemerkte ein Mieter einen Brand im vorderen Teil des Gebäudes. Sogleich rannten sie mit Feuerlöschern Richtung Brandherd. Doch als sie dort ankamen, sahen sie, dass sie nichts mehr ausrichten konnten und alarmierten die Feuerwehr.
Kundenfahrzeuge in Sicherheit gebracht
Innert kürzester Zeit fuhren er und seine Kollegen 12 Kundenfahrzeuge aus ihrer Werkstatt ins Freie. Der Rauch im Gebäude wurde immer dichter und die Personen brachten sich in Sicherheit. «In diesem Moment standen wir völlig unter Schock und konnten nur noch der Feuerwehr zusehen, wie sie ihr bestmögliches taten, zu verhindern, dass sich das Feuer in den westlichen Teil des Gebäudes ausbreitete», erzählt Andreas Reiser der BauernZeitungs-Redaktorin.
Das Feuer frass sich rasch weiter durch das Gebäude. Schnell stand ein Grossteil des Gebäudes im Vollbrand. Die riesige Rauchsäule war von weitem zu sehen (die BauernZeitung berichtete). Viele Bührer-Fans, die von der Nachricht erfuhren, waren zutiefst betroffen. So auch Stephan Reiser, der Bruder von Andreas Reiser, der in Hellberg einen Landwirtschaftsbetrieb führt. «Als ich die Rauchsäule sah, fürchtete ich zuerst um das Wohlergehen meines Bruders und der Menschen, die in dem Gebäude arbeiten», sagt Stephan Reiser. Jedoch machte er sich auch Sorgen um das Bührer-Erbe.
News-Ticker auf Website
Die Nachfrage aus dem Umfeld der Bührer war so gross, dass die Firma kurzerhand einen Live-Ticker auf ihrer Website aufschaltete mit Fotoarchiv.
Neben der Bührer-Werkstatt waren in dem ehemaligen Fabrikgebäude rund 30 Firmen eingemietet. Obwohl das Feuer den Grossteil des Gebäudes in Schutt und Asche legte, konnte es vor den Räumlichkeiten der Bührer, die sich im hinteren Teil befinden, weitgehend gestoppt werden.
Archiv mit Originalplänen auf Papier blieb verschont
Das Ersatzteillager mit über 25'000 verschiedenen Teilen und auch das Archiv mit den vielen wertvollen Originalplänen auf Papier (die BauernZeitung besuchte die Bührer-Fabrik im Herbst 2020) blieben vom Feuer nahezu verschont. Jedoch kamen Feuchtigkeit und Gase in den Keller, welche Teile anfressen können.
Sogleich als das Gebäude wieder betretbar war, begannen die Mitarbeitenden von Brandsanierungsfirmen im Keller damit, jedes einzelne Teilchen zu reinigen und ein zu ölen, um es vor Korrosion zu schützen, wie Michel Eichenberger, der Verwaltungsratspräsident der Bührer Traktorenfabrik AG, erzählt.
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Mauer ziehen und Dach sanieren
Und wie geht es nun weiter? Kann die Bührer-Werkstatt dort bleiben? Eichenberger sagt, dass der momentane Plan sei, im Gebäude eine Mauer zu ziehen zwischen den verbrannten und den unversehrten Gebieten. Dazu haben sie Offerten eingeholt, um das Dach zu sanieren und für den Rückbau. Ein grosser Knackpunkt sei momentan auch die Statik des Gebäudes.
«Wir möchten die Werkstatt und das Ersatzteillager an diesem Standort in Hinwil erhalten»
Michel Eichenberger
Digitalisierung ist Plan
Noch ein weiteres Projekt der Bührer hat mit dem Brand des Gebäudes an Bedeutung gewonnen. Nämlich die Digitalisierung des Archives mit den handgezeichneten Plänen und handgeschriebenen Teilchenverzeichnissen. Wegen Corona wurde dieses Projekt pausiert. Die Idee sei es, dass künftig mit Seriennummer, Typ und Baujahr sämtliche Traktorteile abgerufen werden können. Das Projekt ist jedoch erst in der Planungsphase.
Bührerkult soll weiterleben
Vorerst geht es aber darum, die Schäden des Brandes zu beheben. Neben den Mitarbeitenden haben sich auch einige Freiwillige gemeldet, um bei den Aufräumarbeiten mit zu helfen. «Wir haben eine unglaubliche Solidarität von Seiten der Bührer-Gemeinde erfahren», sagt Michel Eichenberger. «Diese Solidarität hat uns nach dem ersten Schock eine grosse Motivation gegeben für die bevorstehende Zeit und um das Bührer-Erbe weiter zu führen.»
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Zurzeit ist der Werkstattbetrieb aufgrund der Aufräumarbeiten stillgelegt. «Sobald diese abgeschlossen sind, werden wir den Betrieb wieder aufnehmen und mit vollem Elan an unseren Arbeitsplätzen Services, Reparaturen, Restaurationen und Umbauten ausführen und so dafür sorgen, dass der Bührerkult weiterlebt», sagt Andreas Reiser, für den die Arbeit bei Bührer mehr als nur ein Job ist.