Der Altweibersommer ist wohl das bekannteste Wetterereignis im Herbst. Beim Begriff Altweibersommer handelt es sich streng genommen um einen sogenannten Witterungsregelfall. Das heisst, man kann zubestimmten Tagen mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit mit diesem Wetterphänomen rechnen. Damit gehört der Altweibersommer in die gleiche Kategorie wie beispielsweise die Eisheiligen, die Schafskälte oder das Weihnachtstauwetter – doch an welchen Tagen ist nun die Wahrscheinlichkeit für diese Schönwetterphase tatsächlich erhöht?
Ein Phänomen des Oktobers
Eine aufschlussreiche Auswertung über die Schönwetterphase im Herbst, die eben auch Altweibersommer genannt wird, stammt von Meteo Schweiz.Dabei wurde die Häufigkeitvon Schönwettertagen zwischen 1901 und 2020 in den Monaten September und Oktober betrachtet. Als Schönwettertag gilt ein Tag, wenn er über 80 % der möglichen Sonnenscheindauer liefert. Damit ergibt sich natürlich ein Problem, insbesondere für das Schweizer Mittelland: Herbstzeit ist nämlich auch Nebelzeit, und dass der Nebel im Mittelland während Hochdruckphasen die Sonnenscheindauer massiv verringern kann, ist bekannt. Um die Nebelproblematik in der Altweibersommer-Analyse zu umgehen, beschränkt sich die Auswertung auf Schönwettertage in erhöhten Lagen, repräsentiert durch die Messstation Davos.Dabei zeigt die Auswertung der letzten 119 Jahre, dass der Altweibersommer ein Phänomen des Oktobers ist. Dann zeigt sich die Häufung von Schönwettertagen am klarsten, insbesondere die Tage vom 12. bis 17. Oktober zeigen statistisch gesehen die grösste Wahrscheinlichkeit für schönes Wetter – zumindest in den erhöhten Lagen. Früher trat der Altweibersommer vor allem im Oktober auf, in der letzten Aufzeichnungshälfte verteilte sich dessen Auftreten auf die Monate September und Oktober.
Hochdruckgebiet über Mitteleuropa
Betrachtet man das Jahr 2021, so konnte man sich bereits im September nicht über mangelnde Schönwettertage beklagen, der Monat wies deutlich wärmere Temperaturen als die Klimatologie auf und zumindest auf der Alpennordseite war der September klar sonniger und trockener als die Referenzperiode 1981–2010.
Der Oktober wies zu Beginn zwar eine eher unbeständige Witterung auf. Nach einem markanten Kaltlufteinbruch etablierte sich aber zur Monatsmitte ein Hochdruckgebiet über Mitteleuropa, das in der Schweiz eine Schönwetterphase vom 14. bis fast zum 18. Oktober mit sich brachte. Diese Überschneidung mit dem klimatologischen Erwartungswert für den Altweibersommer (vom 12. bis 17. Oktober) ist beachtlich – man könnte behaupten, der Oktober 2021 brachte einen Altweibersommer, wie er in der früheren Periode von 1901 bis 1960 typisch war.
Mehrere Altweibersömmer pro Jahr möglich
Die Bezeichnung Altweibersommer lässt sich jedoch grundsätzlich auf jede Schönwetterperiode von September bis Oktober anwenden und es kann durchaus auch mehrere «Altweibersömmer» in einem Jahr geben. Der Ursprung des Namens «Altweibersommer» stammt übrigens aus dem Altdeutschen. Er hat nichts mit älteren Damen zu tun, sondern bezieht sich auf die Spinnweben, oder eben «weiben», die im Herbst typisch sind. Ob diese Spinnweben «alt» sind, weil sie durch den Tau im Herbst oft grau gefärbt erscheinen, oder weil sie spät im Jahr zu sehen sind, ist hingegen nicht eindeutig geklärt.
Fluch und Segen
Ob nun zum Monatsende noch eine weitere Hochdruckphase folgt, ist zurzeit noch nicht eindeutig. Je später im Jahr diese Schönwetterphasen auftreten, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Mittelland hartnäckigen Nebel bringen. Solche hartnäckigen Nebellagen waren dieses Jahr trotz der grossen Vorfeuchte noch ausgesprochen selten.