Der astronomische Herbstanfang fiel dieses Jahr auf den 22. September. Dieser Tag stellt für den Energiehaushalt der Atmosphäre ein wichtiges Ereignis dar. Der Herbst hält als Übergangsjahreszeit immer wieder Überraschungen bereit, was in der vergangenen Woche deutlich zur Geltung kam: Wintereinbrüche mit Schneefall bis unter 2000 m ü. M. und sommerliche Schönwetterphasen können sich in kurzer Zeit abwechseln.

Senkrecht über dem Äquator

Jede Jahreszeit verfügt über einen astronomischen und einen meteorologischen Anfang. Der meteorologische Herbstanfang fällt auf den 1. September und hat primär eine buchhalterische Bedeutung. Denn es ist schlicht und einfach deutlich einfacher, Monats- und Jahreszeiten statistisch und klimatologische zusammenzufassen, wenn die Bilanz am 1. Tag eines Monats beginnt und nicht mittendrin. Für die Atmosphäre, die Physik und schlussendlich für die Wetterentwicklung ist jedoch der astronomische Herbstanfang von Bedeutung. Dieser fällt jeweils auf den 22. oder 23. September. Der astronomische Herbstanfang ist genau dann, wenn die Sonne senkrecht über dem Äquator steht, zu diesem Zeitpunkt herrscht auch die Tag- und Nachtgleiche. Und dies hat für den Energiehaushalt auf der Nordhalbkugel wichtige Folgen. Bei länger andauerndem Strahlungswetter wird ab diesem Zeitpunkt nämlich während der Nacht mehr Energie ins All abgestrahlt, als die Sonne tagsüber nachliefern kann. Die Energiebilanz ist also negativ, die Nordhalbkugel kühlt von Tag zu Tag etwas ab.

Übergangsjahreszeit Herbst

Da sich also der Energiehaushalt doch bedeutend verändert, erhält der Herbst seinen typischen Charakter als Übergangsjahreszeit. Insbesondere in den Gebieten nördlich des Wendekreises nimmt die Tageslänge so schnell ab, dass die Abkühlung markant ausfällt und sich zunehmend kalte Luft ansammelt. Gleichzeitig sind die Meerestemperaturen noch ausgesprochen hoch. Diese Gegensätze von kalter Luft und warmen Meeresoberflächen sorgen dafür, dass die Bildung von Tiefdruckgebieten verstärkt wird. Diese Tiefdruckgebiete können in Form der berüchtigten Herbststürme das Wetter in ganz Mitteleuropa beeinflussen. Sie können auch jeweils vermehrt Kaltluftvorstösse mit sich bringen, was sich dann jeweils in den Wintereinbrüchen äussert.

Gleichzeitig können die Tiefdruckgebiete auf ihrer Vorderseite grosse Gebiete mit warmen Luftmassen von Süden nach Norden schieben. In diesen Gebieten können sich die herbstlichen Hochdruckphasen entwickeln und den Altweibersommer mit sich bringen. Wenn diese Warmlufteinschübe etwas kleiner sind, kann sich hingegen kein stabiles Herbst-Hoch ausbilden – dennoch macht sichdie Wärme dann bemerkbar, vor allem in den Alpentälern nehmen dann die Föhnphasen zu. So sind Oktober und November statistisch gesehen die Monate mit den meisten Föhntagen in Altdorf.

Bis am Sonntag schön

Die aktuelle Schönwetterphase verdient den Titel Altweibersommer zu Recht. Doch streng genommen ist der Altweibersommer ein Phänomen, das eher im Oktober auftritt. Insbesondere im 20. Jahrhundert war die Oktobermitte die typische Periode für die herbstlichen Schönwetterphasen. Dieses Signal hat sich in den letzten Jahren etwas abgeschwächt, so findet sich in der Klimaperiode von 1991–2020 keine signifikante Häufung von Schönwettertagen im Laufe des Oktobers mehr – was bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Altweibersommer Ende September/Anfang Oktober etwa gleich gross geworden ist wie zur Monatsmitte oder zum Monatsende hin. Betrachtet man die aktuellen Modellunterlagen, so scheint der aktuelle Altweibersommer noch bis am Sonntag anzudauern. Ob danach im Oktober weitere Schönwetterphasen folgen, ist noch sehr unsicher. Mittel- und langfristige Prognosen sind im Herbst äusserst schwierig, da nebst der oben erwähnten Tiefdruckbildung auch die tropischen Stürme das Wettergeschehen im Atlantik massiv beeinflussen.