Langnau bei Reiden Die Funken sprühen, bläulicher Rauch steigt auf, der Kessel färbt sich nach einigen Sekunden bereits glutrot. "Das könnte ein brennendes Handy sein", erklärt Thomas Kilchenmann. Das Magnesium-Aluminium, welches er zur Demonstration in einem Metallkessel angezündet hat, entfacht die gleiche Wirkung wie eine brennende Lithium-Batterie. Der CO2- und der Schaumfeuerlöscher bleiben wie angekündigt wirkungslos, da greift der Feuerwehrkommandant zum Wasser, das er aus sicherer Entfernung über das Feuer giesst. Was dann passiert, erinnert an einen Feuerwerks-Vulkan: Es zischt, die Flammen schiessen hoch und Hitze breitet sich sekundenschnell aus. Thomas Kilchenmann ist bestens vorbereitet, richtig ausgerüstet und kann das Feuer, das sich auf einen Metallkessel beschränkt, schliesslich löschen. "Lithium-Batterien dürfen nie mit Wasser gelöscht werden, nur mit speziellen Feuerlöschern oder Sand."

«Batterien bergen grosse Risiken, auch beim Aufladen.»

Thomas Kilchenmann, Langnau bei Reiden

Da lauert Gefahr

Doch genauso hätte sich ein Bohrmaschinen-Akku entzünden können, etwa beim Aufladen in der Werkstatt. Brennbares wie Holz oder im schlimmsten Fall Diesel- oder Ölfässer in der Nähe wären verheerend. "Wahrscheinlich bin ich etwas über-sensibilisiert", reflektiert Thomas Kilchenmann. Aber der Landwirt weiss zu gut, wo Brandgefahr lauert: Er ist seit bald 30 Jahren in der Feuerwehr Wiggertal, davon elf Jahre als Kommandant. ­Einsätze auf Land­wirt­schafts­betrieben sind für ihn am emotionalsten. Glücklicherweise blieb Kilchenmann bisher von menschlichen und tierischen Todesopfern bei Bränden verschont. Was er im Ernstfall alles sieht, beeinflusst die Arbeit auf dem eigenen Hof aber stark.

Die Feuerwehr führte den Langnauer auch zu seinem heutigen Nebenerwerb: Bei einer Brandschutzfirma in Ettiswil leitet er Schulungen für Firmen und Private, zudem ist er in Sachen Feuerlöscher-Service und Verkauf unterwegs. "So konnte ich mein Hobby zum Beruf machen."

Etwas ruhiger nehmen

Seinem Beruf als Landwirt blieb der 50-Jährige über all die Jahre treu, bestellt zusammen mit seiner Frau Rita einen 22-ha-Betrieb mit 30 Milchkühen und fünf Hektaren Wald. "Arbeitsmässig sind wir jetzt am Zenit angelangt", erklärt Kilchenmann, wofür er zustimmendes Nicken von seiner Gattin erntet. Weil sie 50 Prozent als Pflegefachfrau arbeitet, "geben wir uns manchmal die Klinke in die Hand."

Der Betriebsleiter deutet auf ein paar Limousin-Angus-Kälber nebenan – die Umstellung auf Muttertierhaltung steht bevor: "Die nächsten zehn Jahre wollen wir es etwas ruhiger nehmen." Der Betrieb Altental ist momentan noch auf Milchproduktion ausgerichtet und entsprechend spezialisiert. Jede Maschinenanschaffung ist genau durchdacht, damit etwa die Futterernte möglichst rationell läuft.

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Wenn es brennt

Die verschiedenen Aufgaben bringt er gut unter einen Hut. "Es braucht gute Organisation und weitsichtiges Denken." Nicht planen lassen sich die Ernsteinsätze, ob zu Melkzeiten oder mitten in der Nacht. Oder während dem Interview-Termin: "Wenn jetzt ein Alarm eingeht, muss ich gehen. Dann können Sie gleich mitkommen", sagt Thomas Kilchenmann und grinst. Schon manches Nachtessen sei ausgefallen, auch wurden die Kühe schon verspätet gemolken. Doch der Feuerwehrkommandant entscheidet nach all den Jahren gelassener, ob seine Anwesenheit zwingend ist oder nicht, etwa bei kleineren Ereignissen. Und wenn, dann seien meistens die ersten zwei Stunden entscheidend, danach könne er oft wieder zum Hof zurückkehren.

Feuer im Blut

Belastender sei der zunehmende administrative Aufwand. "Es wurde alles viel komplexer, rechtlich und versicherungstechnisch", erklärt Kilchenmann. Zu seiner Funktion bei der Feuerwehr gehört auch die Brandschutz-Beratung bei grösseren Bauprojekten, etwa für Feuerwehrzufahrten oder zu Löschwasser. Rita Kilchenmann fasst zusammen: "Da steckt viel Freiwilligenarbeit dahinter. Dafür muss man einfach Feuer im Blut haben."

Vor 30 Jahren hätte er nie gedacht, einmal Kommandant zu werden. Aber das Virus habe ihn einfach gepackt. 2500 Stunden stand er seither bei der Feuerwehr Wiggertal nur für Übungen und Ernstfälle im Einsatz. Ende diesen Jahres soll Schluss sein: "Am 31. Dezem-ber nach 23.59 Uhr bin ich nicht mehr bei der Feuerwehr."