Armin und Domenica Schmid bewirtschaften den Eichmatthof in vierter Generation. Die Produktion von Weihnachtsbäumen gehört neben dem Ackerbau und der Milchwirtschaft zu ihren wichtigsten Betriebszweigen.

Ehemalige Lehrlinge helfen

In den Wochen vor Weihnachten sind ihre Tage lang. Stammkunden holen ihre Bäume ab, die sie bereits in der Plantage reserviert haben. Andere suchen sich spontan den Baum aus, der die Weihnachtsromantik in die warme Stube zaubern wird. Ohne fleissige Helferinnen und Helfer ist das Weihnachtsgeschäft nicht zu bewältigen. Was Armin Schmid besonders freut: Jedes Jahr packen ehemalige Lehrlinge mit an.

Auf Holzkreuzen stehen die Bäume zum Verkauf bereit: Nordmanntannen, Blaufichten, ­Rottannen, Coloradotannen, Engelmannfichten. Armin Schmid weiss: «Wer eine Katze hat, ist mit einer Blaufichte gut beraten. Deren Nadeln sind so spitz, dass keine Katze den Versuch wagen wird, mit der Dekoration zu spielen!»

Produktion auf 31 Hektaren

Der beliebteste Weihnachtsbaum ist ganz klar die Nordmanntanne. Saftiges Grün und eine lange Haltbarkeit zeichnen sie aus. Traditionalisten setzten auf die Rottanne, die ihre Nadeln aber früher verliert als die ­Nordmanntanne. Wer experimentierfreudig ist, kauft eine der sel­tenen Koniferen, die ­ursprünglich aus den USA stammen. Sie fallen mit aussergewöhnlichen Farben und Wuchsformen auf.

Nebst den Weihnachtsbäumen produziert Armin Schmid Milch mit 25 Kühen. Zudem betreibt er eine eigene Aufzucht und eine kleine Mast. Armin Schmid: «Mein Ziel ist es, dass ich keine Tiere zukaufen muss.» Zuckerrüben, Raps, Saatweizen, Silomais und Kürbisse gehören ebenfalls zum Sortiment des Eichmatthofs, wo 31 Hektaren Land bewirtschaftet werden.

 

Bäume aus dem Ausland

Auch Sepp und Charlotte Weingartner verkaufen in Buttisholz seit Jahrzehnten Weihnachtsbäume direkt ab Hof. Was ihnen in den letzten Jahren etwas zu denken gebe, seien die Discount-Preise in den Läden, selbst in den Landi, bedauert Weingartner. Vor Jahren waren sie auf einer Fachreise in Deutschland. Und waren entsetzt ob den dortigen Produktionsmethoden, die wohl in weiter entfernten Ländern im Norden oder Osten, woher ein Grossteil der importierten Christbäume stamme, noch problematischer seien. In den dortigen Plantagen werde sehr viel Gift eingesetzt. Schon im Februar und März werde über Kopf flächig Roundup gespritzt, dann würden dies die Triebe offenbar noch verkraften. Auch später im Jahr werde mehrmals in den Reihen alles Gras abgespritzt. Dann würden chemisch die Triebe reguliert, damit diese nicht zu stark wachsen. Anderseits werde auch massiv Kunstdünger eingesetzt. «Ich war frustriert, als ich sah, was dort abgeht. Und bei uns werden dann solche Bäume für unter 20 Franken im Baumarkt verkauft.»

 

Kleine und grosse Feinde

Was viele nicht wissen: Die Weihnachtsbaum-Plantagen gehören zur landwirtschaftlichen Fläche, nicht zum Wald. Denn dort ist eine Umzäunung der Bäume nicht erlaubt. Der Zaun ist aber unverzichtbar, weil er Wild fernhält, das es auf die saftigen Triebe der Tannen abgesehen hat. Der Fuchs hingegen ist ein gern gesehener Gast in der Plantage. Er jagt die Mäuse, die an den Wurzeln junger Weihnachtsbäume Schäden anrichten können.

Schwieriger ist die Bekämpfung anderer Schädlinge: Läuse, Fichtenzapfenzünsler, Fichtenknospenmotten sowie verschiedene Pilze können den Wuchs der Weihnachtsbäume beeinträchtigen. Erst wenn der Schädlingsbefall mit anderen Mitteln nicht mehr einzudämmen ist, setzen Schmids Pflanzenschutzmittel ein. Sie müssen verhindern, dass Triebe absterben und zu einem hässlichen Wuchs der Bäume führen.

Hegen und Pflegen

Viele glauben, wer Weihnachtsbäume produziere, arbeite nur im Dezember. Armin Schmid kennt das Klischee: «Schön wärs! Gesunde und schön gewachsene Tannen sind ein Ganzjahresjob.» Jedes Jahr müssen zudem neue Bäume angepflanzt werden. Danach müssen sie bis zu zehn Jahre lang gehegt und gepflegt werden, bevor sie in den Verkauf kommen. Domenica Schmid kontrolliert jeden einzelnen Baum. Mit Bambusstöcken und speziellen Richtschablonen korrigiert sie den Wuchs. Und weil es bekanntlich nur einen Stern von Bethlehem gibt, darf auch der Weihnachtsbaum zuoberst nur einen Trieb haben, den Terminaltrieb. Wachsen zwei Terminaltriebe, greift Domenica Schmid mit der Astschere ein.

Alles etwas früher

Im Corona-Jahr machen Domenica und Armin Schmid eine interessante Beobachtung: «Dieses Jahr sind alle etwas früher dran. Die Leute gehen nicht in die Ferien und wollen ihren Baum früher als sonst in der Stube geniessen.»

 

«Monatshof» erzählt Geschichten

Die Rubrik «Monatshöfe» der Aargauer Landwirtschaft gibt es schon länger, jedoch wurde sie dieses Jahr ausgebaut mit Videoclips. «Das ist eine gute Möglichkeit für Öffentlichkeitsarbeit», erklärt Patrick Schellenberg, Fachmitarbeiter Marketing und Kommunikation beim Bauernverband Aargau (BVA). Wegen Corona wurden Anlässe wie die AMA oder der Bauernhof in der Stadt abgesagt und es mussten neue Kommunikationskanäle gesucht werden. Der Grundgedanke der Monatshöfe sei die Betonung der Geschichten mit Foto der Bauernfamilien. Die Landwirtschaft sei nicht abstrakt. «Die Aargauer Landwirtschaft, das sind Menschen und Familien, und das wollen wir vermitteln», so Patrick Schellenberg.  Wenn hinter einem Fakt eine Geschichte stecke, sei das einfacher und besser zu vermitteln. So verstünden die Leser vieles besser. Es gehe um Sensibilisierung und Imagewerbung. «Der Bauer spritzt nicht, weil das sein Hobby ist, sondern weil er nicht möchte, dass seine Kartoffeln durch Schädlinge befallen werden. Auch weil er davon lebt», erklärt Schellenberg.

 

 

Für Schweizer Christbäume in Schweizer Stuben

«Wir wollen Schweizer Bäume fördern und weniger importieren», erklärt Leonz Küng, ­Christbaumproduzent und Vorstandsmitglied von IG Suisse Christbaum. Er betreibt in Bremgarten eine Plantage von 20 ha, 10 bis 15 Prozent vermarktet er direkt, der Rest geht an Coop und Migros.

Sehr viel Arbeit dahinter

Die Qualität und Wertschöpfung sollten in der Schweiz bleiben. Der Christbaumanbau in der Schweiz sei für viele Produzenten ein wichtiger Betriebszweig, daher sei es wichtig, dass die Konsumenten Schweizer Bäume kaufen würden, sagt Küng. Christbäume züchten heisse nicht bloss setzen und dann den Baum fällen. Nein, das sei viel Wissen, wie man mit Witterung, Hagel, Frost und Schädlingen umgehe. «Viele sind sich nicht bewusst, dass die Arbeit das ganze Jahr anfällt und man daher für einen Baum auch einen gewissen Preis verlangen muss», so Küng.

Auf dem Betrieb von Guido Wicki, Wicki Christbaumkulturen in Römerswil, werden seit vielen Jahren Christbäume angebaut. Mit der Betriebsübernahme habe er die Milchwirtschaft aufgegeben und voll auf 8 ha Christbäume gesetzt. Schweizer Christbäume seien frisch geschnitten, ökologischer und die Wertschätzung sei grösser.

Direktzahlungen fehlen

«Viele sehen die Arbeit in einer Christbaumplantage nicht, daher ist es auch sehr einschneidend, dass wir für die Bewirtschaftung keine Direktzahlungen mehr erhalten», so Guido Wicki. Es stecke eine riesige Wissenschaft hinter der Christbaumproduktion. Er liefert rund 50 Prozent seiner Bäume an Migros und Coop. Die IG koordiniere die Baumverkäufe an die Grossverteiler.