Aarau Am 20. Oktober stehen nationale Parlamentswahlen auf dem Programm. Mit zunehmender Intensität wird im ganzen Land an Kandidatenlisten gearbeitet und an Taktiken gefeilt.

Oberstes Ziel zweiter Sitz

Etwas eher Aussergewöhnliches hat sich die Aargauer CVP einfallen lassen. Unter der Ägide des kantonalen Bauernsekretärs und CVP-Grossrats Ralf Bucher ist in den letzten Wochen eine bäuerliche Unterliste zusammengezimmert worden. Diese ziert eine Reihe von prominenten Namen. Neben Bucher sind dies etwa Lotti Baumann, die kantonale Landfrauen-Präsidentin (auf dem Spitzenplatz) und Franz Hagenbuch, Präsident von Swiss Beef. Ebenfalls auf der Liste sind von Produzenten-Seite die Sinser Landwirte Daniel Heeb und Jakob Sidler, der Zuckermaispionier Kurt Heimberg, das Vater-Sohn-Duo Ruedi und Dominik Donat aus Wohlen, Carlo Schmid aus Wittnau, Salome Schreiber aus Wegenstetten und der Winzer Michael Wetzel aus Ennetbaden.

Ex-Agroscope-Vizedirektor Paul Steffen auch dabei

Daneben gibt es auf dem Ticket ein paar nicht praktizierende Zugewandte wie etwa den Agronomen Basil Rüttimann aus Othmarsingen und der ehemalige Agroscope-Vize Paul Steffen, der heute als Vizedirektor im tendenziell landwirtschaftskritischen Bundesamt für Umwelt amtet.

Das Oberziel der Unterliste ist laut Bucher die Zurückeroberung des zweiten CVP-Sitzes im Aargau. Die Partei sei im ländlichen Raum stark verwurzelt und die gute Akzeptanz der Bauern werde der Partei helfen, besser abzuschneiden als zuletzt, so hofft Bucher. Die Bauern produzierten alle nachhaltig, beispielsweise mit eigener PV-Anlage oder hoher Energieeffizienz. Damit dürfte es gelingen, in der voraussichtlichen Klimawahl zu punkten, meint Bucher. Die Wahlchancen für einen Vertreter von der Bauernliste seien aber sehr gering, räumt er ein.

Alois Huber: "Das stört mich nicht gross"

Buchers Vorgesetzter, der Präsident im Bauernverband Aargau und SVP-Ratskollege Alois Huber, sieht seinen Rückhalt bei der Wählerschaft durch die Unterliste nicht gefährdet. Er könnte sich vorstellen, dass er sogar noch profitiert: «Eventuell wird mich noch der eine oder andere Bauer auf die CVP-Liste schreiben», so der Biobauer aus Wildegg. Er kandidiert auf dem fünften Platz der SVP-Liste. Damit dürften seine Wahlchancen gut sein, hat die SVP doch bis anhin sieben Sitze gehabt. Zwar ist die Partei aufgrund des Konflikts mit der eigenen Regierungsrätin zuletzt etwas ins Trudeln geraten, aber Huber hofft ungeschoren davonzukommen: «Ich bin kein ausgesprochener Parteipolitiker», so Huber. Deshalb störe ihn die Aktion der CVP nicht gross.

Monothematisch reicht nicht

Buchers CVP-Parteikollege und Nationalrat Markus Ritter erklärt auf Anfrage, eine Bauern-Unterliste könne funktionieren. «Dazu braucht es neben der Landwirtschaft aber weitere starke Themen, um breitere Kreise ansprechen zu können.» Um im Wahlkampf sichtbar zu werden, sind laut Ritter hohes Engagement, starke Themenführerschaft und Geld nötig. Die Gefahr bestehe ansonsten, «dass man ein zu wenig grosses Publikum ansprechen kann und die grossen Anstrengungen nicht in einen Sitzgewinn umgewandelt werden können». In Ritters Heimatkanton St. Gallen treten die Bauern auf der CVP-Hauptliste an, etwas anderes sei nicht in Erwägung gezogen worden.