«Weiden ist bereits zukunftsorientiert», sagt Remo Petermann vom BBZN Schüpfheim  LU anlässlich einer Online-Veranstaltung des Strickhofs. Es ist verglichen mit konservierten Futtermitteln dreimal günstiger, es verbessert den Pflanzenbestand, verdrängt Mäuse und mehrt den Humusgehalt im Boden. Zudem sei das Sozialverhalten der Rinder natürlicher als wenn sie im Stall stehen, zählt er die Vorteile auf. Die Kuh profitiert von sechs Freiheiten auf der Weide: Futter, Wasser, Licht, Luft, Ruhe und Raum. «Damit erreichen wir ein höheres Mass an Kuhkomfort durch die Weidehaltung», ist Petermann überzeugt.  

Die Schlüsselfaktoren zum Erfolg

Wer erfolgreich weiden möchte, sollte von der Weidehaltung überzeugt sein. Nur dann funktioniere es mit dem Weiden auch, ist sich Remo Petermann sicher. Dazu gehöre es, Kompromisse einzugehen: «Wenn ich Erfolg haben möchte, sollte alles auf die Weideproduktion ausgerichtet werden», betont er. Das schliesst mit ein:

  • Düngung
  • Kuhtyp
  • Milchleistung/Milchgehalte
  • (Zu-)Fütterung
  • Nutzung
  • Pflanzenbestände.

Auch Investitionen in die Weideeinrichtung würden sich auszahlen. 

Anforderung an die Kuh
- hohes Futteraufnahmevermögen
- williges Fressverhalten
- hohe Mobilität
- hohe Stoffwechsel­stabilität
- kleine Körpergrösse(kleine Kühe sind mobiler und können im Verhältnis zum Körpergewicht
  mehr auf der Weide fressen)
- hohe Nutzungselastizität
- hohe Fruchtbarkeit.

Gras allein reicht in der Ration aus

Weltweit wird für Milchkühe vorwiegend das System der Umtriebsweide genutzt – die Weide wird in Parzellen aufgeteilt; die Kühe nutzen nur für eine bestimmte Zeit ein Parzellenstück. Sie fressen dabei sehr wenig selektiv, wenn der Pflanzenbestand ausgeglichen ist. «Die Kühe fressen das Beste zuerst, also die Blätter, die sehr verdaulich sind», weiss Remo Petermann. Die Blätter des Raigrases z. B. haben einen Energiegehalt von 6,8 MJ NEL/kg TS, die Stängel 5,2 MJ NEL/kg TS. Weissklee ist besonders reichhaltig mit 7,2 MJ NEL/kg TS. «Wenn man das Beste aus der Masse und Qualität herausholen möchte, dann ist das 2,5- bis 3-Blatt-Stadium ideal für den jeweiligen Weideauftrieb.» 

Möglichst früh bestossen
Die Weide sollte im Frühjahr möglichst früh bestossen werden. Dies hat nicht nur einen positiven Effekt auf die Entwicklung des Pflanzenbestandes, die Kühe können sich auch langsam von der Winter- auf die Sommerfütterung umstellen.

Wenn die Weiden in diesem Stadium bestossen würden, haben die Kühe fast ausschliesslich Blätter zum Fressen. Dies garantiert, dass die Kühe sauber und tief abfressen. Vor allem im Frühjahr sei die Qualität des Weidefutters (Zuckergehalt 181 g/kg TM) und somit die Verdaulichkeit der organischen Masse am höchsten (Frühjahr: 84 %, Sommer: 75 %, Herbst: 79 %). Das Milchleistungspotenzial ist sehr gross.

Vorteile tiefes Abweiden
- Effizienz des Weidesystems steigt, gewachsene Biomasse wird besser ausgenutzt und die
    Leistung pro Hektare steigt an. 
- Die Futterqualität im folgenden Aufwuchs steigt.
- Die Grasnarbe wird dicht gehalten. 

«Weidegras allein würde als Futtermittel für Kühe reichen. Werden sie mit Maissilage gefüttert, benötigen sie zusätzliches Proteinfutter in der Ration», sagt der Fachmann (s. Grafik).

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Mobgrazing hat Zukunft

In Zukunft, wenn es trockener und heisser wird, könne sich Remo Petermann vorstellen, dass das Weidesystem «Mobgrazing» ein Thema werden könnte. Bei dieser Weidehaltung wird eine begrenzte Fläche nur kurz und nicht tief beweidet. Anschliessend folgt eine lange Ruhephase der Weide. Die Rinder ziehen zur nächsten Fläche. «Damit bleibt der Boden ständig bedeckt. Das hat einen riesigen Vorteil für trockene Gebiete – Wasser verdunstet weniger durch die Bodenbedeckung und wird gespeichert.»