Ein Bauer, seit zwanzig Jahren verheiratet, vier Kinder, fragte mich, wie lange es eigentlich diese Kuppelsendung «Bauer, ledig, sucht …» noch gebe. Also wie lange es sie noch brauche. «Wie soll ich das wissen», gab ich zurück, «offensichtlich ist es weiterhin nötig, dass diese Sendung produziert wird, sonst hätten die Programmverantwortlichen sie bestimmt von der Liste gestrichen.»
Einen Bauern zu finden wird zum Privileg
Ja, das seien noch Zeiten gewesen, fuhr der Ehemann und Vater weiter, als die jungen Bauern junge heiratswillige Frauen an volkstümlichen Anlässen kennenlernten: «Ich traf meine Frau, eine Bauerntochter, erstmals an einem Trychler-Anlass in der Innerschweiz.» Kurz darauf sahen sich die beiden erneut an einem Heimatabend. So hätten sie gewusst, in welchen Kreisen sie verkehren. «Das war relativ einfach», sagte er und lachte. Der Mann stichelte weiter: «So wie ich es sehe, wird es nicht mehr lange dauern, dass es für Frauen, die gerne einen Bauern zum Mann hätten, ein Privileg sein wird, überhaupt einen zu finden». Schliesslich mache die bäuerliche Bevölkerung noch rund drei Prozent aus. Er glaube sowieso, dass von Frauen oft wohl mehr auf das Haus im Grünen, wo mindestens ein Pferd und zwei Hunde Platz fänden, spekuliert werde.
Pferd und Hund haben auf dem Hof Platz
Der Gedanke ist nicht abwegig: Ich kenne zwei Paare, momentan in Scheidung, wo alles wunderbar begann. Die tierfreundlichen Frauen lernten einen Landwirt kennen, kauften ein Pferd, das sie bei den zukünftigen Schwiegereltern gratis einstellen durften und zogen bald selbst in der neu für das junge Paar renovierten Wohnung ein. Ein kleiner lustiger Hund gesellte sich dazu – und ein zweites Pferd. Platz war ja vorhanden. Die Idylle bekam mit der Zeit unvermeidlich Risse, denn man hatte innerhalb der Familie mehr geredet über die Einrichtung des Pferdestalls und der neuen Küche, ja sogar über den idealen Platz für die Hundehütte, als über die Beziehung zwischen dem jungen Paar und den Schwiegereltern. Als die Frauen auszogen, konnten sie die Tiere vorläufig nicht mitnehmen, so dass diese in der finanziellen und fürsorglichen Obhut der auf dem Hof Zurückgelassenen blieben. So viele Träume, die zerbrachen!
Die Neugierde ist gross
Eigentlich sollte ich mich nicht zu dieser Show, die seit zwölf Jahren läuft, äussern. Denn – ich habe sie nicht ein einziges Mal gesehen. Aber ich höre und lese darüber und wundere mich, weshalb die Sendung so beliebt ist. Ist es, weil die angeblich heile Welt auf dem Lande gezeigt wird? Oder weil die Neugier gross ist und man wissen möchte, ob diese «unmögliche» Person aus der Stadt schliesslich einen bäuerlichen Partner findet? Oder ob der Landwirt in einem gewissen Alter seine «Freiheit» tatsächlich opfern wird? Oder möchte man gerade in diesen Zeiten einfach ein bisschen Traumwelt in die eigene Stube holen? In «Bauer sucht Frau» sind auf dem RTL-Sender seit bereits 2005 Landwirte auf der Suche nach der grossen und einzigen Liebe. Bis 2009 nahmen ausschliesslich männliche Kandidaten teil; seither können auch Landwirtinnen nach einem Lebenspartner suchen. In der Schweiz machte 2010 die erste Landwirtin mit. Ich weiss es so genau, weil ich sie damals in der BauernZeitung porträtieren durfte. Es war damals noch eine kleine Sensation.