Das Panorama auf dem Oberstaffel der Seenalp ist atemberaubend. Die Chinzerberge, der Kaiserstock, der Fulen, der Blüemberg und der Rossstock umrahmen die weitläufigen 420 Hektaren Weideland. Und mittendrin das namengebende Seenalpseeli. «Je weiter oben, je schöner wird es», schwärmt auch Älpler und Betriebsleiter Hans Riedi.
Neuerungen
Unmittelbar neben dem See steht der neu erstellte Alpstall, wo die 15 Milchkühe, der Zuchtstier und einige Kälber Platz finden. Der zweckmässige Neubau auf dem Oberstaffel (1719 m ü. M.) konnte erst in Angriff genommen werden, als die 2,5 km lange Alpstrasse vom Unterstaffel her realisiert wurde. «Der Bau dieser Strasse im Jahr 2011 war für unsere Alp eine grosse Aufwertung», erklärt Hans Riedi. Denn vorher seien die Kühe immer auf den Weiden des Unterstaffels geblieben, auf dem weniger steilen Oberstaffel weideten nur die Rinder. Das hat sich mittlerweile geändert: Heute profitieren dadurch die Milchkühe vom immer frischen Angebot an jungem Alpweidegras und von sehr kurzen Auftriebswegen. «Mehr als zehn Minuten müssen unsere Kühe nie laufen», so Junior Heinz Riedi, der mit seiner Frau Nadia während den Sommermonaten auf der Alp mitarbeitet. Diese optimalen Bedingungen verdanken die Kühe mit einer entsprechend hohen Milchleistung. In den jeweils 120 bis 130 Alptagen produzieren die zehn eigenen und fünf fremden Tiere zwischen 25 000 und 30 000 kg Milch.
Heinz Riedi auf der Alp
Die Milch verarbeitet die Familie Riedi hälftig zu Urner Alpkäse und Mutschli. Zwei Drittel davon verkaufen sie direkt an Wanderer und Touristen. Auch wenn die Seenalp eine Urner Alp ist, liegt sie auf der Muotathaler Seite des Chinzig Passes. Mit den Schwyzern hat die Urner Älplerfamilie in vielen Bereichen enge wirtschaftliche Beziehungen: Alle Landmaschinen, auch die vom Heimbetrieb in Bürglen, werden im Muotathal repariert. Alle Alpschweine werden von einer lokalen Metzgerei geschlachtet und für den Alltag werden vielen Einkäufe auf Schwyzer Boden getätigt. «So können beide Seiten profitieren», erklärt Hans Riedi.
Franz Riedi auf Heimbetrieb
Um auf den Heimbetrieb zu gelangen, fahren die Riedis meist über Schwyz nach Bürglen. Daran hat auch die seit vier Jahren bestehende Strasse über den Chinzig-Pass nicht viel geändert. Die Zeitersparnis mit dem Auto sei nicht so bedeutend, umso mehr, da fast jede Fahrt von der Seenalp nach Bürglen mit Einkäufen oder Käselieferungen verbunden werde. Auf dem 1500 m ü. M. liegenden Heimbetrieb «untere Schindlern» hoch über dem Schächental schaut über die Sommermonate Franz Riedi, der zweite Sohn von Hans Riedi, zum rechten. Über den Winter arbeitet Franz Riedi bei der Bürgergemeinde Bürglen im Forst. Diese ist auch Besitzerin der Gebäude und Strasse auf der Seenalp. Die Alpweiden hingegen gehören der Korporation Uri. Das Melken der 15 Kühe inklusive dem Käsen machen Hans und Vreni Riedi auf eigene Rechnung. Für die Betreuung der über 200 Rinder und 400 Schafe sind sie im Angestelltenverhältnis der Bürgergemeinde Bürglen.
Hans Riedi ist Betriebsleiter
Die weitläufigen Alpweiden der Seenalp werden mit 20 km Weidezäunen ab- und unterzäunt. Die täglichen Kontrollgänge bei den Rindern werden zu zweit gemacht und beanspruchen bis zu drei Stunden Zeit. «Sofern wir alle Tiere finden und keine ausserordentlichen Arbeiten anfallen», ergänzt Älpler Heinz Riedi, der über die Wintermonate im Gerüstbau tätig ist. Dazu kommt noch zwei Mal wöchentlich die Kontrolle der 400 Schafe, welche auf den entlegensten Parzellen der Seenalp weiden. «Die Behandlung von Klauenleiden benötigt bei den Schafen momentan mehr Zeit als bei den Rindern», betont Hans Riedi. Das sollte sich ändern: Nächstes Jahr werden nur noch Schafe aus moderhinkefreien Betrieben auf-getrieben. Das wird dann der 17. Alpsommer der Familie Riedi sein.