Herzliche Gratulation, Frau Hügli, haben Sie mit dem Sieg gerechnet?

Agnes Hügli: Das ist eine schwierige Frage. Ich habe mich unter der Bedingung angemeldet, dass ich mit meiner Tochter Anja mitmachen darf. Darum ging es mir und nicht ums Gewinnen. Nachdem meine Sendung ausgestrahlt worden war, habe ich sehr viele schöne Reaktionen bekommen, mir aber immer gedacht, dass die Zuschauer ja nicht mitgegessen haben. Und es geht ja auch ums Essen. Dass es nicht schlecht gelaufen war, hatte ich schon gemerkt, aber dass die anderen Frauen das Essen gelobt haben, habe ich erst so richtig bei der TV-Ausstrahlung gesehen. Daher nein, ich habe bis am Schluss nicht mit einem Sieg gerechnet.

Sie haben die schönen Reaktionen angesprochen. Viele Menschen haben wohl die Passagen mit Ihrer Tochter im Film besonders berührt. Die Zuschauer(innen) schienen beeindruckt, wie selbstständig Anja ist.

Ja, das scheint so gewesen zu sein. Ich habe Briefe und E-Mails von wildfremden Leuten bekommen, auch ehemalige Schulkamerad(innen) haben sich gemeldet. Ich habe dann zu meinem Mann gesagt, «Weisst du, mich überrascht das, weil das für mich der Alltag ist». Ich mache das einfach jeden Tag, ehrlich gesagt auch nicht immer nur locker, manchmal fordert Anja mich ja auch.

Was denken Sie, hat die anderen Landfrauen an Ihrem Menü überzeugt?

«Landfrauenküche 2023» Zum ersten Mal gewinnt eine Baselbieterin die Landfrauenküche Friday, 29. December 2023 Ich denke, es gab etwas Unerwartetes, das man nicht so kennt, aber trotzdem war das Menü einfach und nicht teuer. Ich wollte zum Beispiel keine Kürbissuppe kochen, obwohl wir Kürbisse anbauen, das wäre mir zu einfach und zu offensichtlich gewesen, bei mir gehört das fast jeden Tag dazu. Oder auch kein Filet, weil das für mich ein Klassiker ist, den man überall bekommt. Das Flanksteak, das ich gekocht habe, ist ja eher ein günstiges Stück Fleisch. Das war für mich die viel grössere Herausforderung. Natürlich war es mir auch wichtig, Dinge vom Hof für das Menü zu verwenden, wie den Kernotto, den mein Sohn anbaut und wir verkaufen. 

Haben Sie sich das alles selbst überlegt?

Nein, ich hatte schon etwas Hilfe. Ich habe einen Kollegen, der Koch ist, er war Feuer und Flamme. Ich habe ihm gesagt, welche Produkte ich habe und was meine Ideen sind, und er hat mir gesagt, was man daraus machen könnte. So ist das Menü gemeinsam entstanden. Er wäre noch viel weiter gegangen (lacht), aber es sollte ja doch eine gewisse Einfachheit behalten, übertreiben wollte ich nicht. Das Onsen-Ei zum Beispiel, das alle so überrascht hat, war ein Input von ihm.

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Was sind die schönsten Erinnerungen, die Sie aus der Teilnahme an der «Landfrauenküche» mitnehmen?

Sicher die gemeinsamen Essen und dass ich die anderen Frauen und ihre Familien kennenlernen durfte. Zu sehen, wo sie leben und was sie arbeiten, das fasziniert mich, deshalb habe ich die Sendung ja auch immer schon so gerne geschaut. Ich bin die «Grossmutter» der Truppe, die anderen haben alle das Alter meiner ältesten Kinder, da habe ich mich am Anfang schon gefragt, «ups, wie werde ich da wohl ankommen und was werden sie über mich denken?» Aber das hat wunderbar funktioniert und ich konnte gut mithalten. Es sind alles tolle Frauen. Ich bin dank meiner Kinder, ihrer Familien und Freunden oft von jungen Menschen umgeben.

Wird der Kontakt bestehen bleiben?

Auf jeden Fall, das Datum für das nächste Treffen steht schon.

Sie kochen gerne für viele Menschen aufs Mal, weil «es sich dann wenigstens lohnt», kommen Sie dabei nie in den Stress?

Abo «SRF bi de Lüt – Landfrauenküche» Agnes Hügli kocht am liebsten für Gäste – «So lohnt es sich» Friday, 24. November 2023 Nein, höchstens in den Zeit-Stress. Ich koche wirklich gerne für viele Menschen, heute hatte ich auch wieder elf Erwachsene am Tisch, die sind dankbar, das ist schön. 

Sie empfangen seit 25 Jahren Schulkinder auf Ihrem Hof. Ist die Landfrauenküche für Sie auch eine Art Öffentlichkeitsarbeit?

Durch die Arbeit mit den Schulklassen sehe ich, wie wenig Wissen leider über die Landwirtschaft vorhanden ist und wie wenig Zugang Kinder und auch Erwachsene dazu haben. Darum ist die Erfahrung, die Kinder auf unserem Hof machen können, so wichtig, sie nehmen nachhaltige Erinnerungen mit nachhause. Mittlerweile kommen Lehrer mit ihren Klassen zu mir, die selbst schon als Schulkind da waren. So betreibt bestimmt jede Frau, die bei der Landfrauenküche mitmacht, irgendwie Öffentlichkeitsarbeit, wenn vielleicht auch unbewusst. Es wird wohl aber kaum jemand aus diesem Grund mitmachen. Das war auch bei mir nicht der Grund. Ich schaue die Sendung einfach schon seit Jahren liebend gerne, und dass SRF im Baselland noch jemand gesucht hat, war dann Zufall. 

Als Siegerin der «Landfrauenküche» kennt einem plötzlich die halbe Schweiz, haben Sie davor auch Respekt?

Ja, das ist eine Mischung aus Vorfreude und Respekt. Ich hatte einen guten Austausch mit der Vorjahressiegerin Eliane Schürpf. Sie hat mir gesagt, dass da schon Einiges auf einem zukommt. Ich lasse mich überraschen...