BauernZeitung: Herr Müller, welche Rückmeldungen haben Sie von den Bäuerinnen und Bauern auf die Informationsveranstaltungen erhalten?
Claudio Müller: Das grosse Interesse hat uns positiv überrascht. Die zahlreichen Rückmeldungen bestätigen uns, dass wir mit dem Projekt den Nerv der Bündner Landwirtschaft getroffen haben. Obwohl die Bewerbungsfrist noch bis zum 27. November dauert, haben sich bereits zahlreiche Betriebe für die Pilotphase angemeldet und damit zum Ausdruck gebracht, eine aktive Rolle im Kontext von Landwirtschaft und Klima einnehmen zu wollen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie die Pilotbetriebe aus?
Die 50 Pilotbetriebe sollen ein repräsentatives Abbild der gesamten Bündner Landwirtschaft darstellen. Daher sollen nach Möglichkeit Betriebe aus allen Kantonsteilen sowie von der Talzone bis zur Bergzone IV in der Pilotphase vertreten sein. Auch hinsichtlich der Produktionsrichtungen gilt es, möglichst alle Betriebstypen von der Rindviehhaltung (Milchwirtschaft, Mutterkuhhaltung, Aufzucht, Mast) über die Kleinviehhaltung (Schafe, Ziegen) hin zu Ackerbaubetrieben und Betrieben mit Spezialkulturen (Weinbau, Obstbau, Beerenanbau etc.) zu integrieren.
Können Sie ein Beispiel für eine Massnahme im Förderbereich B geben?
Im Förderbereich B werden innovative, noch wenig erprobte einzelbetriebliche oder gemeinschaftliche Massnahmen gesucht, welche möglichst viel Treibhausgase aus der Landwirtschaft zu reduzieren vermögen.
Der Einsatz von methanhemmenden Futtermitteln in der Wiederkäuerfütterung wäre eine Möglichkeit. Agroforst oder der Bau einer Kleinpyrolyseanlage zur Herstellung von Pflanzenkohle mit gleichzeitiger Wärmenutzung für das eigene Wohnhaus sind weitere Beispiele. Dem Einfallsreichtum der Landwirte sind grundsätzlich keine Grenzen gesetzt, sofern die zu ergreifenden Massnahmen realisierbar sind und dem Ziel der Treibhausgasreduktion dienen.
Das Projekt «Klimaneutrale Landwirtschaft Graubünden» ist sehr komplex. Wie wollen Sie das den Konsumenten «verkaufen»?
Die Pilotbetriebe sammeln im Rahmen des Projektes viel Erfahrungen und Wissen und zeigen mit ihren praxistauglichen Lösungen auf, dass sie in der Lage sind, klimafreundlich Nahrungsmittel zu produzieren. Dies gilt es den Konsumenten anschaulich zu vermitteln. Entsprechende Medienanlässe, Berichterstattungen und Veranstaltungen für Produzenten und Konsumenten sollen den dringend notwendigen Dialog sicherstellen.
Alles auf einem einfachen «Punkt» herunterbringen will man allerdings mittelfristig: Wer dann Bündner Landwirtschaftsprodukte konsumieren wird, soll die Gewissheit haben, dass sie alle innerhalb der Kantongrenzen klimakompensierend produziert wurden.