Der Bundesrat will bis 2050 eine klimaneutrale Schweiz. Im Kanton Graubünden bleibt es nicht bei dieser Vision – dort will die Landwirtschaft vorwärts machen. Ausgangspunkt für Massnahmen zur Treihausgassenkung war eine Untersuchung über den jetzigen ökologischen Fussabdruck von 52 Bündner Betrieben. Eine solche Berechnung sei komplex und gewisse Prozesse hätten aufgrund von fehlenden Daten nur annäherungsweise geschätzt werden können, erklärte Co-Projektleiter Gianluca Giuliani. Trotzdem hätten sie wichtige Erkenntnisse gewonnen.
Tierhaltung und Zukauf verschlechtern CO2-Bilanz
Es zeigte sich, dass mehr als die Hälfte der Emissionen aus der Tierhaltung stammen – was gerade für Graubünden nicht überraschend ist. Rund ein Viertel der Gase sei auf zugekaufte Vorleistungen zurückzuführen. Dazu zählen beispielsweise Tier- oder Futterzukäufe. Nur 6 Prozent der Emissionen entstehen durch die landwirtschaftlichen Verbrennungsmotoren.
Hofdünger aufbereiten und Humusaufbau fördern
An der Medienkonferenz vergangene Woche zog Claudio Müller erste Schlussfolgerungen. Der Geschäftsführer Maschinenring Graubünden ist zusammen mit Giuliani für die Projektleitung der «klimaneutralen Landwirtschaft Graubünden» verantwortlich. Er sagte: «Mit methanhemmender Fütterung oder einer angepassten Weidehaltung lassen sich die Treibhausgase aus der Tierhaltung nur minimal senken. Ein deutlich grösseres Reduktionspotenzial besteht in der Lagerung und Aufbereitung von Hofdüngern.»
Wichtig sei Humusaufbau. Das führe nicht bloss zu einer grösseren Kohlenstoffspeicherung, sondern verbessere die Wasserspeicherung und die Bodenfruchtbarkeit. Grosses Reduktionspotenzial sieht Müller auch in Solaranlagen und Biogasanlagen.
Aus dem 6,4-Millionen-Franken-Projektfördertopf sind 4 Mio. für die Umsetzung von innovativen Massnahmen der 52 Pilotbetriebe vorgesehen.
Um diese Gelder zu erlangen, muss jeder Pilotbetrieb in einem Antrag aufzeigen, was er in den nächsten fünf Jahren umsetzen will und wie viel diese Massnahmen kosten. Innovative und wenig erprobte Massnahmen werden mit einer Kostengutsprache unterstützt.
- Zahlreiche Landwirte setzen auf die Massnahme Humusaufbau, mehrheitlich durch Kompostierung des Hofdüngers.
- Einige Betriebe planen den Einsatz von Pflanzenkohle, wobei fünf Betriebe die Pflanzenkohle gar selbst herstellen möchten.
- Ebenfalls häufig genannt sind eine Erhöhung der Weidezeit, erneuerbare Energien (grösstenteils mit Photovoltaik), Hofdüngeraufbereitung (zu meist mit effektiven Mikroorganismen) und die Reduktion von Kraftfutter.
- Die Reduktion des Tierbestands kombiniert mit mehr Ackerfläche nehmen sieben Betriebe in Angriff.
Manches sei einfach umzusetzen, anders erfordere grössere betriebliche Anpassungen, bemerkte Müller. Auch sei mit strukturellen Veränderungen zu rechnen, beispielsweise bei Arrondierungen im Rahmen von Meliorationen. Die Beitragshöhe je Betrieb ist unterschiedlich. «Für kleinere Massnahmen reichen einige Tausend Franken, andere Projekte benötigten mehrere Hunderttausend, insbesondere wenn viele Betriebe involviert sind», so Müller.