Konsumentinnen und Konsumenten sollen beim Kauf von Bündner Lebensmitteln die Gewissheit haben, dass diese klimafreundlich produziert worden sind. Diese Vision verfolgt das Projekt «Klimaneutrale Landwirtschaft Graubünden», das von einer breiten Trägerschaft, darunter der Kanton Graubünden, lanciert wurde. Am 22. Oktober wurde das Projekt den Medien vorgestellt. In den vergangenen Wochen präsentierten es die Verantwortlichen den Bauern. Das Interesse war gross: 250 Teilnehmer besuchten die ersten drei von fünf Informationsanlässe.
Projekt will Gegensteuer geben
Am Anlass vom 30. Oktober am Plantahof nahmen rund 100 Personen, aufgeteilt in zwei Hörsäle, teil. Claudio Müller, Geschäftsführer Maschinenring Graubünden, stellte klar, dass es sich bei diesem Projekt nicht um einen «Marketing-Gag» handle. «Wir haben ganz bestimmte Absichten. Graubünden soll eine Vorreiterrolle einnehmen beim Aufbau einer klimaneutralen Landwirtschaft.»
Wenn es um den Klimawandel geht, ist der Druck auf die Landwirtschaft gross. 13 Prozent der Treibhausgasemissionen (THG) in der Schweiz entfallen auf diesen Sektor. Müller stellt fest, dass die ständigen negativen Schlagzeilen dazu führen, dass Bäuerinnen und Bauern die Motivation an ihrem Beruf verlieren. «Mit unserem Projekt versuchen wir, Gegensteuer zu geben. Wir zeigen, dass auch in der Landwirtschaft Klimaschutz betrieben werden kann.»
Die Landwirtschaft müsse das Heft selber in die Hand nehmen. Klimaschutz könne auch eine Chance sein, sagte Müller, und nannte ein Beispiel: «Die Landwirtschaft hat wie kaum eine andere Branche das Potenzial, auf natürliche Weise Kohlenstoff im Boden zu speichern und damit der Atmosphäre Treibhausgase zu entziehen. Diese Chance müssen wir nutzen, um uns einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.»
Pilotphase mit 50 Betrieben
Gianluca Giuliani vom Beratungs- und Forschungsunternehmen Flury & Giuliani GmbH stellte das Konzept vor. Die Laufzeit des Projektes beträgt zehn Jahre, der Kanton Graubünden unterstützt es mit 6,4 Millionen Franken. Im Januar 2021 startet die Pilotphase mit 50 Betrieben, die bis Ende 2025 dauert.
Die zweite Etappe, die Expansionsphase, soll bis 2030 dauern und allen Bündner Betrieben offen stehen. Dann allerdings wird die Finanzierung anders geregelt sein. «Wir haben die Zahl der Pilotbetriebe auf 50 festgesetzt, um die Qualität zu gewährleisten und die Betriebe gut unterstützen zu können», erklärte Giuliani. Die Pilotphase besteht aus zwei Bereichen:
- Förderbereich A (Pflicht): Gefördert und entschädigt werden keine Einzelmassnahmen, sondern der Zeitaufwand für den Wissensaufbau. Während der Pilotphase sind 27 Arbeitstage als Pflichtprogramm vorgesehen. Sie werden für die Berechnung einer Anfangs- und Schlussbilanzierung (Energieverbrauch und THG-Emissionen) sowie für die Aus- und Weiterbildung eingesetzt. Die Entschädigung beträgt 250 Franken pro Arbeitstag, der maximale Förderbeitrag pro Betrieb über die fünf Jahre liegt bei 6750 Franken. «Förderbereich A» müssen alle Pilotbetriebe erfüllen.
- Förderbereich B (Kür): Mit innovativen, noch wenig erforschten einzel- und überbetrieblichen Projekten sollen die THG reduziert werden. Die finanzielle Unterstützung orientiert sich an den THG-Reduktionsleistungen. Pro eingesparte Tonne THG wird ein Beitrag von 120 Franken gezahlt. Die geförderten Projekte müssen für mindestens fünf Umsetzungsjahre geplant und realisiert werden. Den Betrieben stehen insgesamt vier Millionen Franken an direkten Fördergeldern zur Umsetzung zur Verfügung. Das «Förderprogramm B» ist freiwillig.
Auswahl wird im Januar kommuniziert
Die Pilotphase soll laut Gianluca Giuliani vor allem dazu dienen, Erfahrungen zu sammeln. «Unser Ziel ist, die Wirkung und Effekte der umgesetzten Massnahmen zu erfassen und die marktwirtschaftlichen Entschädigungsmechanismen zu eruieren.» Des Weiteren soll der Wissenstransfer zusammengefasst werden, auch im Hinblick auf die Expansionsphase ab 2026. Den Massnahmenkatalog gelte es weiterzuentwickeln, Fördermodelle den marktwirtschaftlichen Entwicklungen anzupassen.
Der Zeitplan sieht vor, dass sich interessierte Betriebsleiter(innen) bis am 27. November als Pilotbetrieb bewerben können. Die Bekanntgabe der ausgewählten Betriebe erfolgt Mitte Januar 2021. Giuliani betonte, dass die Pilotbetriebe die gesamte Vielfalt der Bündner Landwirtschaft abbilden sollen. Man sucht also nicht nach einem bestimmten Betriebstyp, sondern möchte eine möglichst breite Abdeckung.
Anmeldefrist bis 27. November
Betriebe aus dem Kanton Graubünden, die als Pilotbetrieb mitmachen möchten, bewerben sich bis am 27. November mittels Formular. Hier geht es direkt zum Bewerbungsformular.