Die Migros Verteilbetrieb AG (MVB), einer der grössten Logistikbetriebe der Schweiz, will weiter wachsen. Mit einem Erweiterungsbau auf dem Gemeindegebiet von Neuendorf und Egerkingen will die MVB neue Lagerkapazitäten schaffen und eine am Online-Handel orientierte Logistik aufbauen.

Knapp 19 Hektaren werden beansprucht

Die geplante Einzonung umfasst 18,95 Hektaren. Gemäss den Erläuterungen zur Richtplananpassung fallen rund 16,3 Hektaren auf heutige Fruchtfolgeflächen. Der Projektperimeter liege in der Reservezone und sei für eine mögliche spätere Überbauung vorgesehen, heisst es weiter.

Zudem gehören die betroffenen Flächen bereits heute der Migros. «Es hat Gespräche zwischen der Migros und den betroffenen Pächtern gegeben», erklärt Edgar Kupper, Geschäftsführer des Solothurner Bauernverbands. Offenbar laufen die Pachtverträge vorerst weiter. «Kommt das Projekt wirklich, ist es aber eine Frage der Zeit, bis die Bauern das Land definitiv verlieren», stellt er fest.

Die Landreserven schwinden

Vonseiten der Landwirtschaft stösst das Vorhaben auf Unverständnis:

"Einmal mehr wird bester Ackerboden im Kanton Solothurn verbaut, versiegelt und vernichtet."

Edgar Kupper, Solothurner Bauernsekretär

Abo Werden Bäche und Flüsse revitalisiert, kommt es auf der angrenzenden Landwirtschaftsfläche zu Nutzungseinschränkungen und -verboten. Kompensationen werden nur für grosse Projekte gesprochen. Gewässerschutz Wo Gewässerschutz auf Landwirtschaft trifft, sind Konflikte vorprogrammiert Wednesday, 22. March 2023 Bereits heute besitze der Kanton Solothurn nur 250 Hektaren Fruchtfolgefläche mehr, als es der vom Bund gesetzte Mindestwert vorgibt. Werden die vorgesehene Bauten im geplanten Rahmen umgesetzt, reduziert sich dieses Polster auf einen Schlag um mehr als 10 Prozent.

Der Solothurner Bauernverband setzt sich zusammen mit den landwirtschaftlichen Bezirksvereinen vehement für einen sorgsamen Umgang mit dem Kulturland ein. Dabei nimmt Edgar Kupper auch die Zuständigen vom Kanton in die Pflicht: «Die Solothurner Behörde hat bei der Siedlungsentwicklung den Auftrag, eine Verdichtung nach innen zu realisieren.» Dieser Grundsatz gelte auch bei der Entwicklung des Gewerbes und der Industrie. Nun liege es am Kanton, das Versprechen, sorgsam mit dem Boden umzugehen, auch einzuhalten und umzusetzen.

Das Gäu steht unter Druck

Abo Kommentar Jetzt muss bei der Landnutzung priorisiert werden Saturday, 29. April 2023 Christoph Haefely, Präsident des Bezirksvereins Gäu-Untergäu, appelliert daran, die Situation aus Sicht der Landwirtschaft aufzuzeigen. «Es braucht immer mehr Nahrungsmittel, um die wachsende Bevölkerung zu ernähren. Gleichzeitig wird die Landwirtschaft von verschiedenen Seiten immer stärker eingeschränkt. Das geht nicht», erklärt er.

Die geplante Umzonung in Neuendorf und Egerkingen sei dabei nur eines der Vorhaben, welche wertvolles Kulturland beanspruchen. Projekte wie die Revitalisierung der Dünnern, der Grundwasserschutz und der geplante Ausbau der Autobahn erhöhen den Druck auf die produktiven Flächen im Gäu noch mehr.

Hoffnung besteht

Haefely betont, dass nicht die politischen Diskussionen, sondern die Problematik des fortschreitenden Verlusts von wertvollen Produktionsflächen im Mittelpunkt stehen sollen. «Wir müssen auch die nichtlandwirtschaftliche Bevölkerung erreichen, damit unsere Anliegen berücksichtigt werden», ergänzt er.

"Das Landwirtschaftsland muss einen höheren Stellenwert erhalten."

Christoph Haefely, Präsident des Bezirksvereins Gäu-Untergäu

Dass es nicht einfach ist, ein solches Vorhaben wie den geplanten Erweiterungsbau der MVB zu stoppen, ist sich auch Edgar Kupper bewusst. Doch es bestehe weiterhin Hoffnung, denn das Landwirtschaftsland sei noch nicht umgezont. «Das Projekt steht noch nicht», ergänzt er. «Auch von den betroffenen Gemeinden wurden gehäuft Bedenken bezüglich der Grossüberbauung laut.»

Die Anpassung des kantonalen Richtplans 2022
Die Richtplananpassung 2022 ist bis am 23. Mai öffentlich einsehbar. Schriftliche Einwendungen können während der Auflagezeit an das Bau- und Justizdepartement Kanton Solothurn, Rötihof, Werkhofstrasse 65, 4509 Solothurn, gesendet oder online eingereicht werden. Aufgenommen wird dieses Vorhaben in der kantonalen Richtplananpassung 2022, die seit Dienstag beim Bau- und Justizdepartement, beim Amt für Raumplanung und bei den betroffenen Gemeinden öffentlich einsehbar ist.