Der Schnittzeitpunkt ist ein Steuerungselement in der Grünlandnutzung. Er entscheidet über den Nährstoffgehalt und den Futterertrag des Ernteguts. Der erste Schnitt liefert ein Grossteil der Jahresfuttermenge. Weiter wird vor allem mit der ersten Nutzung die botanische Zusammensetzung und die Grasnarbendichte beeinflusst.
Frühes Bestossen bei einer intensiven Umtriebsweide
Intensive Futterbauwiesen und -weiden werden je nach Standort und Betriebsstrategie unterschiedlich genutzt. Je nach Nutzungsart und Bestandeszusammensetzung sind unterschiedliche Schnittzeitpunkte optimal. Bei einer intensiven Umtriebsweide werden die Weiden schon im Stadium 1 bis 2 bestossen, was einer Grashöhe von 10–15 cm entspricht. Auf einem Stiefel erreicht das Gras die Höhe zwischen Knöchel und Stiefelmitte.
Der optimale Nährwert
Ein optimaler Nährwert mit einem angemessenen Ertrag wird erreicht, wenn 10 bis 50 Prozent der Ähren oder Rispen sichtbar sind (siehe Grafik). Beim Heuen können diese beiden Entwicklungsstadien 3 und 4 auch abgewartet werden, was zu grösseren Mengen strukturreicherem Futter mit tieferen Nährstoffgehalten führt. Siliert wird häufig früher im Stadium 2 bis maximal 4, um Futter mit hohen Nährstoffgehalten, jedoch nicht maximalem Ertrag zu erhalten.
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Ein Versuch von Agroscope in den Jahren 2014 bis 2016 hat gezeigt, dass das Milchproduktionspotenzial MPP pro Hektare nach dem APDE-Gehalt am höchsten war, wenn der erste Schnitt neun Wochen nach Vegetationsbeginn erfolgte («Agrarforschung Schweiz» 9-2018). Dies entspricht dem phänologischen Knaulgras-Stadium von 3,5 oder einer Wärmesumme von 640 bis 740 Gradtagen.
Qualität der Schnitte
Bei intensiv genutzten Wiesen in der Tal- und Hügelzone ist der Gewinn an Qualität von vier auf fünf Schnitte gross, von fünf auf sechs Schnitte nur noch klein. Darüber hinaus ist der Vorteil für die Qualität vernachlässigbar. Der mögliche Schaden wegen Übernutzung mit Ertragseinbussen infolge einer negativen Bestandesveränderung nimmt zu. Ebenfalls stehen Kosten und Nutzen nicht mehr im Verhältnis.
Klee erhöht Gesamtertrag
Die guten Futterbaugräser bilden mit einem Anteil von 50–70 % das Gerüst. In intensiv bewirtschafteten Naturwiesen sind dies Italienisches und Englisches Raigras, die Wiesenrispe und der Wiesenfuchsschwanz. Kräuter wie Löwenzahn und vor allem der Klee sind in Naturwiesen mit je 10–30 % Anteil für die Schmackhaftigkeit, sowie die Nährstoff- und Mineralstofferhöhung im Futter verantwortlich.
In Kunstwiesenmischungen sollte der Kleeanteil je nach Nutzung und Mischung ungefähr 30–50 % betragen. Klee macht die Bestände nutzungselastischer, dient als Stickstofffixierer und erhöht den Gesamtertrag. Alle unerwünschten Pflanzen, welche sich nur im ersten Aufwuchs über Samen vermehren, können durch einen rechtzeitigen ersten Schnittzurückgedrängt werden. Dazu gehören beispielsweise der giftige Scharfe Hahnenfuss, grobstengelige Kräuter wie der Wiesenkerbel und die Sauerampfer, aber auch das Hirtentäschchen und die Weiche Trespe.
Erster Schnitt fördert Bestockung
Ein rechtzeitiger erster Schnitt fördert zudem die Bestockung der Gräser. Davon profitieren besonders Kunstwiesen im ersten Hauptnutzungsjahr. Ein späterer Schnitt hingegen empfiehlt sich für Wiesen mit Übernutzungszeigern wie Kriechendem Hahnenfuss und Bergkerbel auf Grasigmatten sowie Gänseblümchen, Breitwegerich und Ausläuferstraussgras auf Mähweiden.