Nach einem kühlen und verregneten Start ins 2021 wurde vielerorts die Vegetationsruhe in der letzten Februarwoche beendet. Neben dem Ausbringen von Hofdünger stehen aktuell Grünlandpflegemassnahmen auf dem Programm. Die vielerorts im Spätherbst entstandenen Mäuseschäden kommen zum Vorschein und sollten jetzt saniert werden. Hierfür sind die aktuell guten Wetterbedingungen ideal. Eine frühe Übersaat bringt den Vorteil, dass die entstandenen Lücken rasch mit guten Gräsern geschlossen und nicht durch unerwünschte Lückenfüller besetzt werden. Weiter ist Anfang Frühling der Konkurrenzdruck durch ein noch schwaches Graswachstum geringer als Ende April.

Pflegemassnahmen auf Wirksamkeit überprüfen

Verschiedene Pflanzenbestände an unterschiedlichen Standorten mit unterschiedlicher Düngung und Nutzung verlangen unterschiedliche Pflegemassnahmen. Wichtig in jedem Fall ist, dass mit jeder Pflegemassnahme ein konkretes Ziel verfolgt wird. Im Idealfall sollten diese auf ihre Wirksamkeit überprüft werden, um für die Zukunft zu lernen. Nur so werden Ressourcen langfristig, effizient und Zielgerichtet eingesetzt.

Wie hoch ist mein Schaden?

Bevor die Übersaat ins Auge gefasst wird, sollte abgeklärt werden, wie stark die Flächen überhaupt geschädigt sind.[IMG 4]

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Diese Flächen müssen nur bedingt saniert werden:

Extensive und wenig intensive Wiesenbestände mit einer ausgewogenen Artenzusammensetzung (Wiese A) sowie Weiden mit viel Englischem Raigras und Wiesenrispe (Wiese B) müssen nur bedingt saniert werden.

Massnahmen Wiese A: Meistens braucht diese keine Sanierung, denn die Versamung bei spätem Schnitt füllt die Lücken. Einstriegeln und Walzen genügen.

Massnahmen Wiese B: Diese evtl. eggen und walzen. Mit einer reduzierten Übersaatmenge (z. B Englisches Raigras Sorte Arara) arbeiten, um Lückenfüller fernzuhalten, bis sich die guten Gräser wieder erholen.

Flächen mit geringen Schäden (< 25 % offene Grasnarbe):

Für Flächen mit einem mangelhaften Ausgangsbestand, aber geringen Schäden – Grasnarbe weniger als 25 % beschädigt – ist jetzt eine gute Gelegenheit zur Bestandsverbesserung.

Massnahme Mähwiese: Evtl. übersäen und später mit Leitgras versamen lassen.

Massnahme Mähweide: Einen Pflegeweidegang durchführen, um ausläuferbildende Arten (Englisches Raigras, Wiesenrispe) zu fördern.

Flächen mit mittleren Schäden (25 bis 50 % offene Grasnarbe):

Sind die Flächen zu 25 bis 50 % beschädigt, handelt es sich um mittlere Schäden. Hier sollten folgende Massnahmen durchgeführt werden:

  • Übersäen mit geeigneter, standortgerechter Übersaatmischung 

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  • Weitere Pflegemassnahmen sind von der Verunkrautung abhängig, siehe dazu AGFF-Merkblatt 5 «Wiesenverbesserung».
  • Alternativ kann das Leitgras einer Mähwiese versamt werden, wenn mehr als 50 % gutes Gras vorhanden ist 
  • Wenn mit vielen Blacken und mit vielen Blackenkeimlingen zu rechnen ist, den ersten Aufwuchs oder frühen zweiten Aufwuchs gegen Blacken behandeln.
  • Das Leitgras fünf- bis achtwöchig versamen lassen (Italienisches Raigras im zweiten Aufwuchs, Knaulgras und Wiesenfuchsschwanz im ersten oder frühen zweiten Aufwuchs, evtl. das Gemeine Rispengras mit einem aggressiven Wiesenstriegel nach dem ersten Schnitt ausstriegeln und abführen.

Flächen mit starken Schäden (> 50 % der Grasnarbe offen):

Sind die Flächen stark beschädigt, d. h. mehr als 50 % der Grasnarbe ist offen, gilt Folgendes in Betracht zu ziehen.

Neuansaat: Bei weniger als 25 % gutem Gras oder mit vielen Problempflanzen auf der Fläche sollte die Wiese vorübergehend mit Ackerkultur bestellt werden. Mäusegänge werden dabei zerstört. Alternativ kann gepflügt, geeggt und neu angesät oder ein Totalherbizid (Sonderbewilligung nötig) eingesetzt werden.

Übersaat und Versamung: Besitzt die Fläche mehr als 25 % gutes Gras, ist eine Übersaat im Frühjahr angeraten. Evtl. sind weitere Pflegemassnahmen wie Striegeln angezeigt.

Falls viele Flächen betroffen sind, kann durch verschiedene Sanierungsmassnahmen das Risiko aufgeteilt werden. In nicht raigrasfähigen Lagen nur unter guten Bedingungen neu ansäen.

Anlegen einer Übersaat

Damit eine Übersaat überhaupt gelingt, muss Erde sichtbar sein. Falls verfilzende Pflanzen vorhanden sind, können diese mit einem aggressiven Striegeldurchgang vorgängig entfernt werden. Denn nur, wo das Saatgut Bodenkontakt hat und die Feuchtigkeit genutzt werden kann, laufen die neuen Samen erfolgreich auf. Dies wird am einfachsten mit Striegeln und Walzen erreicht. Die Alternative bietet ein schonender Pflegeweidegang. Dieser fördert auch die Bestockung der ausläuferbildenden Gräser (Englisches Raigras, Wiesenrispe).

Kein Stickstoff düngen nach der Übersaat

Nach der Übersaat sollte kein Stickstoff gedüngt werden. Dieser würde dem alten Bestand zugutekommen, welcher die neuen Pflanzen unnötig konkurrenziert. Nach der Übersaat die Wiese zweimal früh und sorgfältig nutzen, damit die Jungpflanzen Licht bekommen. Am besten Eingrasen – Geräte hoch einstellen – oder schonend weiden. Flächenbehandlung gegen alte Blackenstöcke vermeiden, da Übersaaten diese im Saatjahr nicht ertragen. Dominik Amrein, Marco Odermatt, BBZN Hohenrain

Mäuse im Frühjahr bekämpfen

Mäuse die neu stossen, können jetzt im Frühling am erfolgreichsten bekämpft werden. Im besten Fall ist die Population über den Winter zusammengebrochen oder hat sich zumindest dezimiert.

Bei der Mäusebekämpfung sollen Kosten-Nutzen auf dem Betrieb abgewogen werden. Allenfalls ist eine koordinierte Mäusebekämpfung mit den Nachbarn zusammen erfolgsversprechender als ein Alleingang.

Weiter können natürliche Feinde geförderte werden. Voran das Mauswiesel als sehr guten und fleissigen Mauser. Weitere Informationen dazu hier. Vor allem bei kleinstruckturierten Parzellen und vorhandenen Hecken ist die Förderung des Wiesels auf lange Sicht eine gute Möglichkeit die Mäusepopulation einzudämmen.

Weiter können Vogelstangen den Milanen und Mäusebussarten helfen, Mäuse besser im Feld zu erwischen. Katzen, Füchse, Schleiereulen und Fischreiher sind ebenfalls natürliche Feinde der Mäuse.

Abschliessend ist festzuhalten, dass über den Winter entstandene Mäuseschäden möglichst früh im Jahr behoben werden sollen, um den Futterausfall gering zu halten.