Es ist schon seit Schneewittchens Zeiten so: Wo eine verlockende Frucht ist, ist auch eine schöne Königin. Ob Erdbeeren, Äpfel, Trauben oder Melonen: Produzenten möchten ihre Früchte bei potenziellen Konsumentinnen und Konsumenten und in den Medien verlockend und ansprechend präsentiert sehen. Und junge Frauen lassen sich – seit Aschenbrödel – ganz gerne als Königin entdecken. Zwei sich kombinierende Interessen treffen so aufeinander. Weltweit.


Thurgau hat die Apfelkönigin


1998 beschloss der Obstverband des Kantons Thurgau, jedes Jahr in einer öffentlichen Wahl aus acht jungen Schönheiten – mit vor Aufregung rosa Apfelbäckchen – eine Apfelkönigin zu küren. Angela Stocker aus Buch bei Kümmertshausen hat es geschafft und wurde aus acht Anwärterinnen am 1. Oktober an der Wega zur Thurgauer Apfelkönigin 2016/ 7 gekürt. Ihre Vorgängerin, Bernadette Böni, setzte ihr unter viel Applaus die Krone auf. Stocker ist bereits die 19. Königin am Bodensee.

Dass ausgerechnet sie zu dieser Ehre kam, daran sind die Kunden im Landi-Laden in Weinfelden schuld. Sie befanden nämlich, die sympathische blonde Detailhandelsfachfrau müsse einfach für die Wahl angemeldet werden.


Gravensteiner ist ihr Favorit


Die neue Apfelkönigin ist also quasi Apfel-Fachfrau und mit der Landwirtschaft verbunden. Die leidenschaftliche Motorradfahrerin unterstützt in der Freizeit gerne ihren Freund bei den Arbeiten auf dem Bauernhof. Und sie hat unter den Thurgauer Äpfeln auch eine Lieblingssorte: «Der Gravensteiner, wenn er grad frisch vom Baum kommt. Er ist so süss, saftig und erfrischend.»

Als Botschafterin für die Thurgauer Äpfel darf Angela  Stocker nun ein Jahr lang unterwegs sein. Die Sympathien sind der Königin wie auch der Frucht
gewiss. Zu keiner Frucht wird in der Ostschweiz häufiger gegriffen. Statistisch werden 18 Kilo pro Jahr und Kopf vertilgt. Denn Äpfel schmecken nicht nur gut, sie sind auch echte Vitaminbomben und ein Gesundheitsbrunnen für Jung und Alt.

Die USA feiern die Melonen

Was für den Thurgau die Äpfel sind, sind in den USA die Wassermelonen. Dort gibt es aber nicht nur eine Wassermelonenkönigin. Es gibt so viele wie es «Watermelon Associations» in den USA gibt. Und das sind sehr viele.


Die US-Melonenfarmer fahren von den gewichtigen Früchten alljährlich abertausende Tonnen ein. Vier bis 25 kg sind sie schwer und werden dann auf Kühlschrankgrösse halbiert oder geviertelt. Im US-Jahreskalender gibt es sogar ein Nationaler Wassermelonentag. Er wird jeweils am 3. August gefeiert.

Emily Brown aus Vincennes, Indiana, wurde 2016 aus all den regionalen Melonen-Schönen als nationale Königin auserkoren. Ein Jahr lang ist sie nun als Botschafterin der gewichtigen Frucht sehr gefragt und beschäftigt. In Supermärkten, an Schulen, bei Festivals und bei Paraden ist sie unterwegs und lächelt für den erfrischenden Frucht-Snack.

Königin für die rote Beere

Kaum Kalorien, sofern ohne  Zucker und Schlagsahne serviert, dafür mit viel Vitamin C und Mineralstoffen und verdauungsfördernd: Die Erdbeere ist eine wahre Königin unter den Früchten. Wohl aus diesem Grund wird sie in Norddeutschland von einer bezaubernden Erdbeer-Majestät repräsentiert.

Die 18-jährige Abiturientin Linda Vollmer aus dem niedersächsischen Seedorf schwang bei der Erdbeerköniginnenwahl obenaus.

Besonderer Clou in ihren Gefilden ist in diesem Jahr die neue Sorte «Snow White». Diese Erdbeersorte hat – wie es der Name schon erahnen lässt – eine weisse Fruchtfarbe, statt der vertrauten roten. Wie die Konsumentinnen und Konsumenten  diese Neuheit goutieren, wird sich in den kommenden Jahren weisen.


Lächeln für die Trauben


Traubenkönigin, nicht etwa Weinkönigin, ist die 27-jährige Rafaelle Galiotto Furlan. Zwar wird auch in Brasilien Wein gemacht,  aber im subtropischen Land ist dieser eher ein Nischenprodukt. Landesweit begehrt sind vor allem die frischen Trauben. Und der Traubensaft aus den Bergen im Süden.

Rund um die Stadt Caxias do Sul sind die Einflüsse der italienischen Einwanderer noch heute an allen Ecken zu spüren. Es waren italienische Bauern aus dem Veneto, aus der Lombardei und aus dem Trient, die vor 140 Jahren in die Hochebene der Serra Gaúcha kamen, auf der Suche nach einem besseren Leben. Als Erstes pflanzten sie die Stecklinge der Weinreben aus ihrer Heimat in die fremde Erde. Und diese wuchsen und gediehen. Die Region nennt sich heute voller Stolz «Terra da Uva». Und das jährliche Traubenfest ist immer ein grossartiges Spektakel.


Karl Horat