St. Gallen Letzte Woche äusserte sich Olma-Direktorin Christine Bolt zur Durchführung der Olma 2021. Die Genossenschaft Olma Messen St. Gallen würde an verschiedenen Szenarien für die Durchführung der Olma vom 7. bis 17. Oktober 2021 arbeiten, so Bolt. Man ziehe auch eine Art Pass für geimpfte, genesene oder getestete Personen in Erwägung. Für die logistische Umsetzung bräuchte es laut Bolt dafür eine Lösung auf Bundesebene.

Die Vorfreude überwiegt

Währenddessen bereitet sich der Gastkanton Schaffhausen auf seinen Auftritt an der Olma vor. OK-Präsident Hannes Schärer sagt: «Wir waren im vergangenen Sommer bereit, die Olma 2020 durchzuführen, mussten dann aber Corona-bedingt alles einfrieren. Bei den meisten Teilen können wir jetzt auf die Arbeit des letzten Jahres zurückgreifen.»

Mit der Unsicherheit betreffend Durchführung oder Absage müsse man halt einfach leben. Schärer gibt zu: «Manchmal ist es nicht einfach, sich selber zu motivieren, da das Risiko besteht, dass die ganze Arbeit nie gezeigt werden kann.» Alles in allem sei man im Zeitplan und die Stimmung im OK und bei den Helferinnen und Helfern sei gut. «Wir planen einen tollen und frischen Auftritt an der Olma 2021», gibt sich Schärer zuversichtlich.

[IMG 2]

Das Motto des Schaffhauser Gastkantons: «Bock auf Schaffhausen». (Bild zVg)

Es gibt keinen Plan B

Im Gegensatz zur Veranstalterin, der Genossenschaft Olma Messen St. Gallen, plant das Schaffhauser OK nicht mit verschiedenen Szenarien. Dafür fehlen dem Gastkanton die finanziellen und personellen Ressourcen. «Für uns gibt es nur das Szenario Durchführung», hält Schärer fest. «Wir gehen davon aus, dass die Olma 2021 stattfinden kann, mit allen Teilen und ohne tiefgreifende Einschränkungen.»

Sollte es ein Veranstaltungsverbot geben, dann wäre die Olma ohnehin abgesagt, schiebt Schärer nach und präzisiert: «Je mehr Teile abgesagt werden müssen, desto weniger bleibt vom Erlebnis. Und irgendwann wäre es dann keine Olma mehr, so wie sie von Besuchern und Ausstellern geliebt wird.» Eine Olma mit Einschränkungen wäre in den Augen von Schärer eine Ersatzveranstaltung ohne Gastkanton.

Nicht ohne Festumzug

Undenkbar ist für Hannes Schärer der Verzicht auf den traditionellen Festumzug, an dem sich der Gastkanton mit verschiedenen Themen und Sujets der Bevölkerung präsentiert. Tausende Besucher säumen jeweils die Strassen entlang der St. Galler Innenstadt – etwas, das man sich nach einem Jahr Corona-Einschränkungen nur noch schwer vorstellen kann.

Katrin Meyerhans, Leiterin Bereich Messen, sagt, man verfolge verschiedene Szenarien. «Dazu zählt unter anderem die Möglichkeit, den Olma-Umzug durchzuführen, sofern die Corona-Massnahmen im zweiten Halbjahr gelockert werden und Grossveranstaltungen wieder erlaubt sind.»

[IMG 3]

Mehr als 30'000 Zuschauer wohnten dem Umzug des Kantons Thurgau im Jahr 2017 bei. (Bild sgi)

Für Schärer ist hingegen klar: «Wenn es keinen Umzug gibt, dann kann es auch keine Degustationshallen geben, dann ist die Durchführung der ganzen Publikumsmesse fragwürdig.» Er bleibt aber optimistisch: «Unser Vorteil ist, dass die Olma relativ spät im Jahr stattfindet. Wir können hoffentlich von Erfahrungen anderer Grossveranstaltungen profitieren.» Und was ist, wenn auch die Olma 2021 abgesagt oder in abgespecktem Rahmen durchgeführt würde? Wäre der Kanton Schaffhausen dann im Jahr 2022 noch einmal als Gastkanton dabei? «Das kann ich nicht beantworten, dieser Entscheid liegt nicht nur bei uns», hält sich Schärer kurz.

Den Olma Messen fehlt das Geld

Klar ist, dass nicht nur der Gastkanton Schaffhausen, sondern auch die Messeleitung alles daran setzen werden, dass die Olma, wie man sie aus früheren Jahren kennt, stattfinden kann. Der Genossenschaft Olma Messen St. Gallen fehlt wie vielen anderen Grossveranstaltern das Geld.

Letzten Herbst schnürten die Stadt und der Kanton St. Gallen zusammen mit der Genossenschaft ein Hilfspaket in der Höhe von knapp 24 Millionen Franken. Der Kanton Thurgau unterstützte die Olma Messen ebenfalls, mit einer Kapitalspritze von 180'000 Franken. Der Entscheid über die Durchführung oder Absage der Olma 2021 soll vor den Sommerferien fallen. Für die Olma geht es ein Stück weit ums Überleben.

 

Kommentar zum Artikel: Droht der Olma das Aus?

Dieses Jahr soll die Olma also wieder stattfinden, nötigenfalls mit einem Nachweis für geimpfte, genesene oder getestete Personen, also so etwas wie einem Impfpass. Im Netz war die Empörung gross, wobei es ja nichts Neues ist, dass diejenigen, denen etwas nicht passt, am lautesten schreien. Selbst wenn der Messezutritt nur mit einem Impfpass möglich sein sollte, ist wohl auch 2021 nicht mit einer normalen Olma, wie wir sie kennen, zu rechnen.

Dies wiederum lässt die Frage aufkommen, wie lange die Genossenschaft Olma Messen St. Gallen das finanziell noch stemmen kann. Auch an der Olma sind die Besucherzahlen seit Jahren rückläufig. Droht ihr nun das gleiche Schicksal wie der Züspa und der Muba, die mangels Besucherzahlen eingestellt werden mussten? Nicht auszudenken, wenn die Corona-Pandemie der Todesstoss für die letzte grosse Publikumsmesse der Schweiz wäre.