Die deutsche Firma Ewind Betreiber- und Vertriebs- GmbH entwickelte letztes Jahr ein System namens «Flower Power», das die Erosion an Hanglagen mittels Solaranlagen reduzieren und gleichzeitig wirtschaftlich Strom produzieren möchte. Dabei handelt es sich um Hangtrennung mittels Solarpanels.
Hangtrennung
Erosionsfördernde Faktoren sind unter anderem unbewachsene Böden und grosse Hanglängen. Von Hangtrennung spricht man, wenn ein Hang entlang der Höhenkurven durch 2 bis 6 Meter breite Wiesenstreifen mit Hecken, Gräben, Feldrainen oder Hangstufen getrennt wird. Dadurch wird das Wasser bei Niederschlägen zurückgehalten und die Hanglänge verkürzt. So kann Erosion vermindert werden. Ebenfalls erosionsmindernd wirken können Dauerkulturen, rasch auflaufende Kulturen und Untersaaten.
Diverse Kulturen sind möglich
Die Grundstrukturen bilden Solarpanels, die entlang den Höhenkurven eines Hangs angebracht werden. Zwischen den streifenweise angeordneten Photovoltaikanlagen können laut Volker Korrmann, CEO der vertreibenden Firma, alle Ackerkulturen angebaut werden. Auch Natur- oder Kunstwiesen sind dafür geeignet. Dabei soll die Breite des Kulturstreifens 20 bis 60 Meter betragen, je nach Flächengrösse und Gefälle.
Unter den Solarpanels werden verschiedene Kulturen angebaut, wie Korrmann erklärt. Da ist einerseits der Bereich unter der Unterkante der Solarpanels, in dem niedere Kulturen wie beispielsweise Kräuter angebaut werden. «Der Bereich direkt unterhalb der Module in den Senken ist schwer zugänglich und für niedrige Blühflächen ausgelegt», erläutert Korrmann. «Der Bereich an der hohen Rückseite ist für Waldfrüchte wie Heidelbeeren oder Himbeeren gedacht, die gleichzeitig auch einen wichtigen Beitrag für den Windschutz leisten.»
Der Boden unter und hinter den Solaranlagen wird mit Biokohle angereichert, um die Wasseraufnahmefähigkeit zusätzlich zu verbessern. Die Kohlenpartikel haben eine grosse Oberfläche und können das Wasser besser aufnehmen.
Stromertrag geht an Firma
Für die Landwirt(innen) entstehen laut Korrmann keine Investitionskosten. «Das ganze System ist für den Landwirt komplett kostenlos. Stattdessen zahlen wir sogar eine Landpacht für die Flächen, welche aus der normalen Bewirtschaftung herausfallen», erklärt er. Das bedeutet, dass die Flächen, auf denen die Solaranlagen stehen, durch die Firma gepachtet werden.
Die Bewirtschaftung dieser Flächen soll jedoch, wenn möglich, durch die Landwirtin selbst getätigt werden. Der Unterhalt der Solaranlagen wird von der Firma übernommen. Die Firma investiert in die Solarpanels und erhält den finanziellen Ertrag, den die Solaranlage liefert. Der Landwirt erhält also lediglich den Pachtzins für die Fläche unter den Solarpanels. Wie Korrmann betont, profitiert der Landwirt aber davon, dass sein Land vor Erosion geschützt wird. Zudem sollten die Erträge auf den genutzten Flächen steigen.
Flächen ab 15 ha gesucht
Inwiefern «Flower Power» auch in der Schweiz umsetzbar wäre, bleibt offen. Ein wichtiger Aspekt für die Rentabilität des Systems ist neben der Bodenbeschaffenheit auch die Nähe der Anlage zu einem Netz-Einspeisepunkt. Die Firma ist auf der Suche nach Flächen ab 15 ha oder grösser, um zu investieren. Bei Eigenverbrauch durch die Bauernfamilie und Nähe zum Einspeisepunkt sollen auch Flächen ab 5 ha rentabel sein.
Wie sieht es mit der Chance auf eine Bewilligung aus? Volker Korrmann ist zuversichtlich, dass durch die Starkregenfälle der letzten Wochen eine gute Grundlage für die Verhandlungen mit den Behörden geschaffen wurde – sollte nun doch die Wichtigkeit des Erosionsschutzes offensichtlich geworden sein. Aus raumplanerischer Sicht könnten sich hierzulande trotzdem noch einige Hürden stellen.
Hürden bei Bewilligung
Gemäss dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) sollen Photovoltaikanlagen prioritär auf bestehenden Bauten realisiert werden. Das BLW sieht zwar grosses Potenzial in der Integration von Solaranlagen in die Landwirtschaft, gleichzeitig aber auch mögliche negative Auswirkungen auf Raum und Umwelt, insbesondere auf die Trennung von Bau- und Nichtbaugebiet. Im Jahr 2022 wird eine Machbarkeitsstudie zu Solaranlagen in der Landwirtschaft veröffentlicht.