Weidetetanie, auch bekannt als Hypomagnesämie bei Milchkühen, ist besonders im Frühjahr und im Herbst ein häufig diskutiertes Thema. Es ist bekannt, dass ein hoher Gehalt an Kalium in der Futterration einen negativen Einfluss auf die Magnesium (Mg)-Aufnahme, auch Mg-Absorbierbarkeit genannt, von Milchvieh hat. Ein sehr starker Mg-Mangel kann bei Milchkühen innert Tagen zu Weidetetanie führen. Die Tiere zeigen dann ein auffällig aggressives Verhalten, die Gliedmassen versteifen sich und es kommt zu Muskelkrämpfen, die bis zum dauerhaften Festliegen führen können. Werden keine Massnahmen ergriffen, sterben die Tiere.

Die Kuh und die Verdauung

Um den nötigen Mg-Gehalt in der Ration berechnen zu können, muss man wissen, in welcher Menge das Mg im Pansen der Kuh verdaut wird. Da die beiden Mineralstoffe K und Mg auf die gleiche Weise verdaut werden, hängt die Menge des aufgenommenen Mg direkt vom Kalium (K)-Gehalt in der Ration ab. Eine typische grasbetonte Ration mit hohem K-Gehalt weist eine Mg-Absorbierbarkeit zwischen 10 und 20% auf. Dieser Wert ist allerdings zu ungenau, um die Futterration korrekt berechnen zu können, weil mit dieser Schwankung der nötige Mg-Gehalt der Ration vom einfachen bis zum doppelten Wert reicht. Er gibt also keine Auskunft darüber, um wie viel Mg die Ration ergänzt werden muss. Man geht davon aus, dass noch weitere Faktoren die Mg-Absorbierbarkeit beeinflussen. Proteinüberschuss der Frühjahrs- und Herbstweide, Kraftfutteranteil der Ration oder der Rationstyp selbst (frisches Wiesenfutter anstelle von maisbasierter TMR oder konserviertem Wiesenfutter) sind verbreitete Erklärungsansätze. Agroscope ist dieser Frage in einem Versuch nachgegangen.

Geringer Fasergehalt

Man nahm an, dass der gemeinsame Nenner für die vermuteten Einflüsse, der Fasergehalt in der Ration ist und konnten aufzeigen, dass die Menge des aufgenommenen Mg zwar durch einen geringeren Fasergehalt, aber nicht durch einen Proteinüberschuss vermindert wurde. Das Pansenvolumen verringerte sich, weil die Kühe weniger Rohfaser aufgenommen haben. Dies führte dazu, dass dem Körper weniger Mg zur Verfügung stand, obwohl gleichzeitig die Löslichkeit des Magnesiums im Pansen durch einen tieferen pH verbessert wurde. Das erhöhte Risiko von Weidetetanie entsteht durch den hohen K- und geringen Fasergehalt in wiesenfutterbasierten Rationen. Dadurch kommt es zu einer verminderten Mg-Absorption. Die Futterration sollte somit durch zusätzliche Gaben von Mg an den Bedarf der Kühe angepasst werden. Für eine gute Schätzung der Mg-Absorbierbarkeit ist es wichtig, nicht nur den K-Gehalt, sondern auch den Fasergehalt der Ration zu berücksichtigen. Die Schweizer Fütterungsempfehlungen von Mineralstoffen von Agroscope werden dementsprechend bald angepasst.

Je nach Futter sind auch die Gehalte verschieden 

 

Gehalt Ration, nicht mineralisiert

Fütterungsempfehlung

Ration Typ

Rohfaserg/kg TS

Kg/kg TS

Mgg/kg TS

Mg-Abs.%

Mg Totalg/Tag

Mg Zusatzg/Tag

Frühlingsweide

170

28

1,6

13,2

56

24

Herbstweide

170

28

2,1

13,2

56

14

Heu/Emd

230

28

1,8

17

43

7

Gras-Maissilage Mischung

170

16

1,7

19,5

38

4


Die Mg-Fütterungsempfehlung einer laktierenden Kuh (30 kg Milch, 20 kg TS Futteraufnahme pro Tag ▶ Bedarf von 7,4 g absorbierbares Mg/Tag) sieht je nach Ration folgendermassen aus.Quelle: Agroscope