Bald ist die Vegetationsruhe für diesen Winter endgültig vorbei – falls sie heuer überhaupt einmal richtig da war. Dann kommt die Zeit, in der der Landwirt an das Aufkalken der Grünlandflächen denkt. Doch in welchem Fall ist eine Aufkalkung angezeigt und was bewirkt dies im Boden und beim Bestand? Dazu hat die BauernZeitung Daniel Widmer, Berater am Strickhof, angefragt.

Bestand und pH-Wert

Für die Entscheidung für oder gegen eine Ausbringung von Kalk sind mehrere Faktoren entscheidend. Zum einen ist es der pH-Wert im Boden. Als grobe Faustzahl sollte dieser zwischen 6.0 und 7.0 sein. Wenn der pH tiefer ist, sollte der Bauer eine Kalkung in Betracht ziehen. Bei pH-Werten über 7 sollte eher auf eine Kalkung verzichtet werden. Den pH-Wert kann man aus der Bodenprobe ablesen. Für eine grobe Bestimmung kann auch auf einen pH-Messstreifen oder auf das Hellige-pH-Meter zurückgegriffen werden.

Der richtige PH für die richtige Pflanze

Neben dem neutralen pH-Bereich gilt es auch, die angestrebte botanische Zusammensetzung vor Augen zu haben. Ein hoher Anteil an Klee und Kräutern im Bestand kann mittels Kalkung positiv beeinflusst werden. Stehen Gräser, allen voran Raigräser, im Zentrum der Bewirtschaftung, eignet sich ein pH von 6. Sinkt der pH jedoch auf5.5, werden auch minderwertige Gräser wie die Gemeine Rispe gefördert. Grundsatz: Solange in Naturwiesen die botanische Zusammensetzung in Ordnung ist, ist keine Kalkung nötig. Die botanische Zusammensetzung steht über dem pH!

Kalk Fördert das Wurzelwachstum

Kalk hat nicht nur auf den Boden-pH einen Einfluss. Eine Kalkung kann die Bodenstruktur verbessern. Die biologische Vielfalt wie auch das Wurzelwachstum werden gefördert. Dadurch verbessert sich auch die Nährstoffeffizienz. Die Wasserinfiltration wird erhöht.

Kalk wirkt keimhemmend

Zudem hat Kalk auch eine keimhemmende Wirkung. Diese ist beim schnellwirkenden Branntkalk oder auch beim Kalkstickstoff bekannt. Besonders Kalkstickstoff (Perlka) soll Unkräuter, Schadpilze, Weideparasiten oder auch Schnecken unterdrücken. Damit diese positiven Nebeneffekte entstehen, bedarf es jedoch auch einer grösseren Menge. Die offizielle Empfehlung für Kalkstickstoff sind 300 bis 500 kg Perlka pro Hektare.

Streuen oder in flüssiger Form ausbringen

Es gibt verschiedene Wege, wie der Landwirt den Kalk aufs Grünland bringen kann. Am bekanntesten ist wohl das Ausbringen mit dem Kalkstreuer. Ausserdem gibt es noch die Möglichkeit, flüssigen Kalk, etwa aus der Kiesgrube, direkt in die Gülle einzurühren. Dadurch kann der Landwirt eine Überfahrt einsparen. Jedoch sollte man nie gebrannten oder gelöschten Kalk in die Gülle mischen, warnt der Fachmann. Dadurch würde der gesamte Ammoniak ausgetrieben.