Wer sich den Appenzeller Dialekt nicht gewohnt ist, wird wahrscheinlich einen Augenblick lang stutzen: Öserix? Was soll das sein, geschweige denn heissen? «Öserix» – eigentlich «Öserigs» geschrieben – ist ein Wort aus dem Innerrhoder Dialekt und heisst so viel wie «unseres» oder frei übersetzt «von hier». Öserix ist aber auch ein Geschenkgebinde, gefüllt mit Produkten aus dem Kanton Appenzell Innerrhoden. Die Initiative geht auf die drei Bäuerinnen Rösi Räss, Sandra Manser und Theres Durrer zurück. Sie hatten 2013 die Idee, einen Geschenkkorb ausschliesslich mit Innerrhoder Spezialitäten zu lancieren.
Es war viel Überzeugungsarbeit nötig
Die Idee fand rasch Anklang und wurde vorangetrieben. So erhielt Öserix als Teilprojekt des Projekts für regionale Entwicklung (PRE) des Kantons Appenzell Innerrhoden Unterstützungsgelder, die als Starthilfe eingesetzt wurden. Von der Idee bis zur Realisierung vergingen dann aber doch einige Jahre. Das Marketing, die Administration und den Internetauftritt aufzubauen, nahmen viel Zeit in Anspruch. Auch Produzenten zu finden, gestaltete sich zu Beginn nicht ganz einfach.
2017 starteten die drei Frauen mit den ersten Öserix-Gebinden mit Produkten von 15 Innerrhoder Bauernbetrieben. Inzwischen steuern bereits 23 Produzenten aus dem Kanton ein oder mehrere Produkte zum Öserix-Sortiment bei. Sie stellen Käse, Wurstwaren, Gebäcke, Teigwaren, Gewürze, Liköre und vieles mehr her. Ganz neu dabei ist Appenzeller Rapsöl von der Familie Hersche aus Appenzell. «Wir haben jedes Jahr neue Anfragen. Das freut uns natürlich sehr, wenn die Bauern und Bäuerinnen von sich aus auf uns zu kommen», sagt Rösi Räss. Sie ist die einzige, die von der ursprünglichen Kerngruppe noch aktiv dabei ist.
Durch Mund-zu-Mund-Propaganda gewachsen
In den vier Jahren seit dem Verkauf der ersten Geschenkkörbe habe sich einiges verändert, im positiven Sinn, sagt Rösi Räss. So konnte man vom anfänglichen Schuppen hinter dem Bahnhof Appenzell in einen kleinen Laden an zentraler Lage am Landsgemeindeplatz zügeln. Hier stellen die drei «Lädeli»-Frauen, Rösi Räss, Marie-Theres Büchler und Vreni Koster, die Bestellungen zusammen. Dabei bestimmt der Kunde, welche Produkte er im Geschenkkorb, den es als gross, klein oder Täschli gibt, haben will. Der Laden ist zudem jeweils am Freitagnachmittag für die Kundschaft geöffnet.
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«Wir konnten in den ersten vier Jahren eine schöne Stammkundschaft aufbauen», sagt Räss. Waren es im ersten Jahr 250 bis 300 Gebinde, so waren es im letzten Jahr rund 1400. «Wobei wir letztes Jahr einen Grossauftrag für die Fachhochschule St. Gallen machen durften, was auch nicht jedes Jahr gleich ist», bemerkt Räss.
Die meisten Bestellungen kommen über den Online-Shop rein. Gewachsen sei man dank Mund-zu-Mund-Propaganda, sagt Marie-Theres Büchler, die an diesem Nachmittag Bestellungen für die Kunden richtet. «Gross Werbung machen wir nicht», ergänzt sie. «Unser Flyer liegt bei Appenzeller Tourismus auf und wir sind an Grossanlässen wie dem Mai-Markt, an Weihnachtsmärkten, der Chilbi oder an der Grossviehschau in Appenzell mit einem Stand präsent.»
Nicht nur essbare Produkte
Das Sortiment konnte Öserix Jahr für Jahr aufstocken. So gibt es auch Handwerkliches wie selbst genähte Stoffsäcke, ideal als Brotsack, und Edelweisshemden oder Kerzen. «Neue Ideen und Produkte sind jederzeit willkommen», sagt Rösi Räss. Auf die Frage, welche Produkte man noch brauchen könnte, antwortet sie nach kurzem Überlegen: «Vielleicht noch mehr Trockenfleisch oder Saucen, zum Beispiel eine Bärlauch-Pesto, oder einen Essig.»
Zwei Kriterien müssen die Produkte erfüllen: Sie müssen lange haltbar und von einer Innerrhoder Bauernfamilie produziert sein. Die Preisgestaltung wird relativ simpel gehandhabt. Der Produzent nennt den Preis, den er für seine Produkte haben will. Öserix erhebt eine Marge von 30 Prozent, dafür übernimmt der Verein die Kosten für die Werbung, Homepage und so weiter. «Wir werben mit dem Slogan ‹vom Appezölle Buur›, also soll der Produzent auch eine Wertschöpfung generieren können», hält Räss fest.