Frost, Starkregen und Hagelzüge zogen heuer über die Aargauer Kirschenanlagen. Dabei ist dieses Geschäft schon ohne Wetterkapriolen eine grosse Herausforderung. Das ist der Anlage auf dem Eichhof von Fränzi und Urs Baur in Egliswil nicht anzusehen. Sie präsentiert sich nahezu perfekt, und das seit mehreren Jahren in Folge. Das hat dem Betriebsleiterpaar den Sieg beim Aargauer Kirschenqualitätswettbewerb eingebracht, wie die beiden Juroren Franz Freiermuth aus Wöflinswil und André Ziegler aus Brunnenthal im Kanton Solothurn an der Rangverkündigung erklärten. Der Verband Aargauer Obstproduzenten hatte vor einer Woche zu einem Medienanlass auf den Siegerbetrieb eingeladen.

16 gepflegte Anlagen

Wer keine gepflegte Obstanlage vorweist, macht am Aargauer Kirschenqualitätswettbewerb gar nicht erst mit. «Wir haben 16 wunderschöne Anlagen besichtigt», stellte André Ziegler am Medienanlass fest. So kamen alle 16 Teilnehmenden in die Medaillenränge.

Wie Urs und Fränzi Baur nach der Rangverkündigung beim Gang durch ihre Obstanlage erklärten, können sie trotz Frost mit einem normalen Ertrag rechnen. Die Produzenten wärmten ihre Kirschenbäume während fünf Nächten mit Frostkerzen. Dank Sensoren in der Anlage schliefen sie dieses Jahr ruhiger, eine App warnte sie bei kritischen Temperaturen.

Die Kirschessigfliege hat Urs Baur dank Einnetzung der Anlage und strikter Hygiene im Griff. Keine Kirsche bleibt am Boden liegen, sämtlicher Ausschuss landet im Güllenloch. Nichts lässt sich gegen die aktuellen Niederschläge machen, sie drohen die delikaten Früchte zum Platzen zu bringen.

Acht Sorten gibt es in der 90 Aren grossen Kirschenanlage auf dem Eichhof, die Bäume im Drapeau-System werden mechanisch geschnitten. Familie Baur vermarktet einen Drittel ihrer Kirschen direkt, je ein Drittel geht an regionale Landis und in den Grosshandel.

Neben Kirschen wachsen auch Zwetschgen, Mirabellen, Aprikosen und Nektarinen auf einer Gesamtfläche von 1,6 Hektaren auf dem Betrieb. Viel Obst wird pflückfrisch im gepflegten Hofladen verkauft, der auch für die eingemachten Spezialitäten von Fränzi Baur bekannt ist. Weitere Betriebszweige auf dem Eichhof sind 58 Rindvieh-Aufzuchtplätze, 750 Legehennen in mobilen Ställen und Ackerbau.

Im ganzen Aargau läuft derzeit die Kirschenernte, nach einem sehr kalten April rund zwei Wochen später als im Vorjahr. Gegen 100 Aargauer Produzenten ernten rund 500 Tonnen Tafelkirschen, 150 Tonnen Konservenkirschen und nochmals 300 bis 400 Tonnen Brennkirschen.

Regionale Unterschiede

Gemäss Othmar Eicher, Fachspezialist Obstbau vom LZ Liebegg, ist insgesamt eine mittlere bis gute Ernte zu erwarten, allerdings mit einer grossen Spannbreite zwischen den Betrieben, wegen der Witterung. «Der Vorteil des geschützten Anbaus zeigt sich heuer deutlich», kommentierte Othmar Eicher die laufende Saison.

 

Qualitäts­wettbewerb

1. Rang: Urs und Fränzi Baur, Egliswil. 2. Rang ex aequo: Jörg Bircher, Wölflinswil; Hansruedi und Zita Burkart, Obermumpf; Paul und Ruth Müller, Alikon; Kurt Rennhard, Leuggern; Thomas Schwarz, Rüfenach; Andy und Pia Steinacher, Schupfart; Max Stenz, Leutwil; Urs Zeder und Reto Erne, Leuggern. rae