Ach. Du. Scheisse. Diese drei Worte treffen es auf den Punkt. Etwas anderes kommt mir beim Anblick meines Partners nicht in den Sinn. Ich bin vielseitig einsetzbar. Aber ich stosse an meine Grenzen. So auch gerade eben.

Die Schermaschine tut ihren Dienst

«Könntest du nicht noch schnell?», fragt er. Ja, ich kann noch schnell. Ich kann immer schnell. Schnell einkaufen gehen, schnell die dreckigen Kleider sortieren und die Waschmaschine anschmeissen, schnell etwas Zmittag kochen. Ich MUSS immer schnell, das ist aber ein anderes Thema. Es sieht eigentlich recht valabel aus. Natürlich nicht so gut, wie vom Coiffeur mit ausländischem Hintergrund, der für 20 Franken die Haare schneidet. Aber meine Arbeit lässt sich sehen. Die Schermaschine macht ihren Job am Kopf des Mannes.

Ein Schnitt zuviel

«Warte, da muss ich nochmals durch.» Ich hätte den finalen Zug besser sein lassen. Mit der Meinung, die Schneidhöhe sei korrekt, fahre ich ihm frontal durchs Haar. Zagg, ab ist die Haarpracht. Aber leider viel zu kurz. Ich weiss nicht, ob die neun auf der Skala der Schermaschine für neun Millimeter steht. Jedenfalls schneide ich obendurch immer mit 25. Den Unterschied sieht man jetzt bestens. Ob ich spinne, fragt er. Ich selbst weiss nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Also mache ich einfach beides. So bin ich eben. Vielleicht kann ich da noch was ausbessern, meine ich. Nichts, er lässt mich nicht mehr an seine Haare. Gut so. Habe ich doch schon so manches Mal meine Bedenken zum Ausdruck gebracht, dass ich ihm die Haare nicht so gerne schneide. Und das genau aus diesem Grund. Das letzte Mal habe ich seine Frisur auch schon verhauen. Jedoch an einer etwas dezenteren Stelle. Nicht so schlimm wie jetzt.

Flicken ja, Haare schneiden nein

Und was lehrt mich dieses Malheur? Schuster bleib bei deinem Leisten. Ich wechsle schnell die Windeln unseres jüngsten Sprosses und der Türke schneidet für 20 Franken die Haare meines Partners. Jeder macht eben das, was er kann. Passiert ein Fehler, kann man dazu stehen oder nicht. Ich stehe dazu, die Schermaschine falsch eingestellt zu haben. Auf neun Millimeter notabene. Unser Sandwich-Kind fährt mit den Fingern durch meine Haare. Er meint, dass ich zum Coiffeur müsse. Das sei wegen dem Corona halt nicht so einfach im Moment, erkläre ich. «Der Papi kann sie dir schneiden!» Da kommt er wieder, der Schuster. Der Papi kann unseren Kühlschrank flicken, der seit Längerem ausgestiegen ist und in der Werkstatt ein einsames Leben fristet, aber meine Haare schneidet er auf keinen Fall.