Meine jüngste Tochter ist jetzt in dem Alter, in dem sie und ihre Kingergartengspändli sich gegenseitig diese «Meine Klassenkameraden»-Bücher ausleihen und ausfüllen. Mir wurde die Ehre zuteil, mich in ihrem Buch als erstes zu verewigen. Da ich mich jetzt auch schon ein paar Jahre kenne, fiel es mir nicht schwer die gestellten Fragen (Name, Lieblingsessen, Lieblingslied usw.) zügig und wahrheitsgetreu zu beantworten. Nun tauchte am Ende noch die Frage auf: «Was ich später werden will». Und da für Polizist, Astronaut und Lokführer der Zug (Haha) für mich schon abgefahren ist, kam ich zusehends in Erklärungsnot. Was will ich später werden? Oder anders gefragt: Was ist meine Aufgabe im Leben? Was ist grundsätzlich die Aufgabe vom Leben?

Leeres Leben füllen

Ganz banal gesehen und mit Blick in die Natur ist das Leben doch eigentlich nichts anderes als Arterhaltung?! Man kommt auf die Welt, wächst auf, zieht selbst Kinder gross und fertig. In Anbetracht dessen habe ich meine Schuldigkeit gegenüber dem Leben in zehn bis 15 Jahren getan und kann abtreten. Ist es denn notwendig, sich selbst (in Beruf oder Hobby) zu verwirklichen mit dem Hintergedanken, dass man ja schon eine Aufgabe hat? Wenn man bedenkt, wie die noch vorhandenen Urvölker ihren Alltag bestreiten, wie unsere Vorfahren in der Steinzeit. Nichts mit Hobbies und Ausgang. Jeder Tag ist einzig der Arterhaltung gewidmet. So gesehen hat doch der Fortschritt und Wohlstand unser Leben ziemlich leer gemacht und diese Lücke versuchen wir nun mit Banalitäten wie Fussball, Fernsehen und Briefmarken sammeln zu füllen. Nun, da diese Antwort auf der begrenzten Anzahl Pünktchen hinter der eigentlichen Frage keinen Platz fand, entschied ich mich dazu, die noch einzig für mich übrig bleibende Aufgabe zu nennen: «Grossvater».