Eine gute landwirtschaftliche Praxis zur Förderung der Bodenqualität umfasst einen schonenden Maschineneinsatz, dauerhafte Bodenbedeckung sowie das Zurückführen von ausreichend organischem Material. So kann ein landwirtschaftlicher Boden auch von den nächsten Generationen erfolgreich genutzt werden. Dies ist ein zentrales Anliegen von Familie Hegglin, welche den Biobetrieb mit 24 Hektaren Nutzfläche in Menzingen ZG führt. Beraten wird sie von Fredy Abächerli und Urs Hildebrandt von der Bionika AG. Gemeinsam mit Chantal Herzog, Olivier Heller und Peter Weisskopf von Agroscope haben sie bei einer Flurbegehung Einblicke in ihre sorgfältig bewirtschafteten Böden ermöglicht.
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Symbiose aus Landwirtschaftsbetrieb und Kompostieranlage
Im Zuge der Umstellung auf Bio vor 24 Jahren änderten Hegglins ihre Düngungsstrategie von konventioneller Düngung mit Gülle auf eine umfassende Humuswirtschaft, mit dem Ziel lebendiger, humusreicher und gut strukturierter Böden. Heute führen sie zwei eng miteinander verbundene Betriebe: Den Landwirtschaftsbetrieb und die Kompostieranlage, wobei der Austausch von Hof- und Recyclingdüngern für beide separat im Hoduflu-System erfasst wird.
Hoduflu-System
Hoduflu ist ein Internetprogramm zur einheitlichen Verwaltung von Hof- und Recyclingdüngerverschiebungen in der Landwirtschaft. Es vereinfacht und beschleunigt den administrativen Ablauf von Nährstoffverschiebungen in der Landwirtschaft und ermöglicht eine transparente Darstellung der Nährstoffflüsse.
Für wen ist Hoduflu?
Hoduflu steht allen Landwirt(innen), die Hof- und/oder Recyclingdünger abgeben oder annehmen zur Verfügung. Sämtliche Nährstofflieferungen müssen in Hoduflu erfasst und von den annehmenden Landwirten im System quittiert werden. Für die Erfüllung des ÖLN werden die in Hoduflu erfassten und quittierten Lieferungen angerechnet.
Lieferverträge erstellen
Hoduflu liefert sowohl Abgebenden als auch Annehmern jederzeit einen Überblick über die gelieferten Nährstoffmengen. In Hoduflu besteht die Möglichkeit, Lieferverträge zu erstellen und zu speichern. Das Programm unterstützt zudem die zuständigen Behörden bei der Erfüllung ihrer Vollzugs- und Aufsichtsaufgaben. BLW
Der Transfer von Nährstoffen via zugekauftes Tierfutter und die Abgabe von Kompost führen zu einer ausgewogenen Nährstoffbilanz. Zusätzlich wird Grüngut mit aerob gelenkter Kompostierung verwertet und ein besonderer Wert auf das richtige Rottemilieu gelegt. Für ein optimales C:N-Verhältnis wird schon vor der Kompostierung Schreddermaterial als Tiefstreu für die Rinder eingesetzt; das hat den weiteren Vorteil, dass nicht Mist, sondern ausschliesslich Kompost als biologisch stabilisierter Dünger ausgebracht wird.
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Chancen und Risiken für die Nutzung der Böden auf der Brämenhöchi
Der Betrieb liegt auf der Brämenhöchi, die während der letzten Eiszeit über dem Eismeerlag – eine Seltenheit in der Zentralschweiz. Deshalb konnten sich dort während mehr als 100'000 Jahren Böden ungestört entwickeln, und so sind heute alte, tiefgründig verwitterte saure Braunerden verbreitet. Aus standortkundlicher Sicht birgt die Bewirtschaftung der Böden auf der Brämenhöchi Chancen und Risiken.
Die Erosionsgefahr war eindrucksvoll erkennbar, denn in Kuppenlagen waren die Böden weniger mächtig als in Senken. Die tiefgründigen Böden können im sandig-lehmigen Unterboden reichlich Wasser speichern. Aufgrund der langen und feuchten Winter sind die Böden allerdings anfällig für Verdichtungen. Diesem Risiko begegnen Hegglins erfolgreich mit leichten Maschinen, Doppelbereifung und einer angepassten Kulturenwahl.
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Mit Spatenprobe einen Blick in den Boden werfen
Von der austarierten Bewirtschaftung mit einer Fruchtfolge, die den Boden lange durchwurzelt, einer flachen Bodenbearbeitung bei günstigen Bedingungen, der gezielten Versorgung mit organischer Substanz, und einer Mechanisierung mit geringem Verdichtungspotenzial profitieren auch die Regenwürmer. Sie besiedeln die Böden intensiv und tragen so erheblich zur Verbesserung des Luft- und Wasseraustausches sowie zur Erschliessung des gesamten tiefgründigen Bodens durch die Wurzeln bei.
Die Bewirtschaftungseffekte auf die Böden liessen sich sehr schön an den Bodenprofilen erkennen. Im Alltag sind derartige Panoramaansichten von Böden natürlich nicht machbar: Hier hilft es, mit Spatenproben Blicke in die Böden zu werfen, um ihren Zustand beurteilen zu können.
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Praxisorientierte Forschung
Die Auswirkungen von Kompost auf die Funktions- und Leistungsfähigkeit von Böden stehen auch im Zentrum eines Forschungsprojekts, das von Agroscope zusammen mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL und der Kompost- und Gärgutbranche durchgeführt und durch die Stiftung Mercator Schweiz finanziert wird. In einem Vergleich von 59 Ackerparzellen konnte 2017 ein positiver Effekt des Komposteinsatzes auf die Bodenqualität beobachtet werden. Die Wirkungen von Kompost, festem Gärgut und Gülle auf Erträge, Krankheitsanfälligkeit und Trockenheitsresistenz der Kulturen sowie auf die Kohlenstoff-gehalte der Böden und die Biodiversität der Bodenorganismen werden in einem Feldversuch in Ehrendingen AG während einer Fruchtfolge untersucht. Diese praxisorientierten Forschungsarbeiten sollen mehr Licht auf das Potenzial von Kompost für die nachhaltige Nutzung landwirtschaftlicher Böden werfen.