Nach einer alten Bauernregel sollte an Lichtmess, das ist am 2. Februar, noch der halbe Heustock da sein, damit die Kühe genug Futter haben bis das frische Gras wächst.
Heumarkt ist «sehr ruhig»
Der Heuhändler Fabian Gut aus Muolen SG ist Präsident des Schweizerischen Raufutterverbandes (SRV) und steckt täglich mitten drin im Heumarkt. Er erlebt den Markt aktuell so: «Der Heumarkt ist sehr ruhig, denn die Scheunen sind noch gut gefüllt mit Heu.» Einzig die Pferdehalter bestellten regelmässig Heu, weil in den Pferdeställen die Lagermöglichkeiten meistens gering seien. Das Angebot an Heu sei aktuell sehr gut, sowohl im In- wie auch im Ausland, beobachtet er. «Bis Weihnachten lief der Handel noch einigermassen, aber jetzt ist es ruhig», weiss er.
Internet-Angebote sind hoch
Ruhe herrscht auch auf der einschlägigen Website www.futterboerse.ch. Hier gibt es aktuell 133 Angebote von Futter aller Art aber nur in einem Eintrag wird Heu gesucht. Vor einem Jahr war es genau umgekehrt: Wenige Posten Heu und Silomais wurden angeboten, aber nachgefragt wurde damals sehr viel Heu und und übriges Futter.
Der Richtpreis für belüftetes Heu liegt aktuell bei 29 bis32 Franken je 100 kg in Ballen gepresst und verladen. Ändert sich hier etwas? «Nein» sagt Fabian Gut. «Dieser Preis bleibt stabil», betont er. Qualität müsse bezahlt werden. Weiter müsse der Produzent bei Laune gehalten werden, denn dieser könne das Heu auch jetzt, wo das Angebot riesig sei, nicht gratis abgeben.
Riesige Importe 2018/2019
Die Dauer der Grünfütterung ist laut Agristat in den letzten10 Jahren im Tal um 6 bis 10 Tage gestiegen. Spüren die Heuhändler die verlängerte Weide- und Grünfütterungsdauer? «Die weitere Entwicklung des Wetters im Frühling 2020 ist massgebend für den Heumarkt», blickt Heuhändler-Präsident Gut voraus.
Im Trockenjahr 2018 retteten noch nie dagewesene Importmengen von 277 000 Tonnen Heu die Schweizer Kühe vor dem Verhungern oder Schlachten. 2018 lagen die Importe um 132 000 Tonnen höher als 2017. Um diese gewaltige Mehrmenge zu importieren, brauchte es 8800 Lastenzüge zu 15 Tonnen; dies ergäbe eine Lastwagenkolonne von 220 Kilometer Länge auf der Autobahn! 2019, als sich das Wetter normalisierte, wurden immer noch beachtliche 217 768 Tonnen Heu, inklusive Luzernepellets, importiert, siehe obenstehende Grafik. Das sind rund 60 000 Tonnen weniger als die Importmenge 2018, es ist aber immer noch eine beachtliche Menge.
In Krisen braucht es Handel
«2018 zeigte es sich wieder einmal dass es einen Heuhandel braucht», stellt Fabian Gut fest. «Das Jahr 2018 war für den Heuhandel ein Ausreisser, es war eine grosse Herausforderung, all das Heu zu beschaffen», erinnert sich Heuhändler Gut.
Warum wurde 2019 auch viel importiert, denn da waren die Heuernten doch gut? «Der Futtermangel zog sich bis in den Mai 2019 hinein fort», weiss Gut, und deshalb sei in den ersten Monaten 2019 sehr viel Futter importiert worden. Obendrauf sei ein verspäteter Frühling 2019 dazu gekommen, als die Heuvorräte ohnehin schon gering waren, erinnert sich Hug
Hungerwinter brauchte Stroh
Der Raufutterhandel importiert das ganze Jahr über Stroh. 2019 wurden beachtliche 334 000 Tonnen Stroh importiert, das ist zwar viel, aber 15 Prozent weniger als 2018. Im Mangeljahr 2018 wurde sogar die Riesenmenge von 371 700 Tonnen Stroh importiert. Diese Haufen lag um 83 000 Tonnen höher als 2017, das ist ein Plus von 29 Prozent. Der Grund liegt darin, dass im «Hungerwinter» von Dezember 2018 bis April 2019 viele Tierhalter Stroh zusammen mit Zuckerrübenschnitzel, Maiswürfel, Silomais, Abfallkartoffeln und Futterrüebli im Futtermischer zu einem Futter für ihre Kühe mischten. Das ist aktuell kein Thema mehr, denn Heu hat es jetzt genug.
Link zum Futterhandel: www.futterboerse.ch